Unsterbliche Musik Beethoven-Abend in der Villa Hammerschmidt

Bonn · Erst "China 8", dann Beethoven. Der zweite Tag des Aufenthaltes von Bundespräsident Joachim Gauck an seinem Bonner Dienstsitz stand ganz im Zeichen der Kultur.

Die Kunst von Bernard Schultze im Rücken: Joachim Gauck spricht in der Villa Hammerschmidt über Beethoven.

Die Kunst von Bernard Schultze im Rücken: Joachim Gauck spricht in der Villa Hammerschmidt über Beethoven.

Foto: Barbara Frommann

Nachdem Gauck von der Bundesstadt aus zunächst in Düsseldorf die städteübergreifende Ausstellung chinesischer Kunst besucht und dort einen Gegenbesuch deutscher Kunst in China angekündigt hatte, war er am Abend in der Villa Hammerschmidt Gastgeber eines Beethoven-Abends.

Seiner Einladung waren etwa 130 Gäste aus Kultur, Wirtschaft und dem öffentlichen Leben gefolgt, viele Beethoven-Fachleute waren darunter, aber auch solche, die man nicht unbedingt mit dem Namen des Komponisten assoziieren würde. Das Spektrum reichte da von Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner und Beethoven-Haus-Direktor Malte Boecker bis zu Henning Krautmacher von der kölschen Kult-Band Höhner.

"Bonn hat natürlich manche Berühmtheit", sagte Gauck in seiner Begrüßungsrede und wandte sich ans Stadtoberhaupt, "aber, Herr Oberbürgermeister, über Beethoven geht ja wohl nix." Konkrete Themen, wie das Ende des Festspielhausprojekts oder Vorbereitungen zum Beethoven-Jubiläumsjahr 2020, sparte Gauck aus.

In seinen sehr persönlichen Worten reflektierte Gauck vielmehr über die Zeitlosigkeit von Beethovens Kunst, die er als einen "kostbaren Schatz" bezeichnete. Man habe die Musik in früheren Zeiten gespielt, man spiele sie heute, "und dann werden wir ganz lange nicht mehr sein, dann wird die Musik immer noch gespielt werden, und es wird immer noch Menschen geben, die sie hören wollen".

Wenn man so über Musik spreche, sagte er, rede man über "große Kunst". Die Gefühle, die die Liebhaber dieser Kunst hätten, seien denen verwandt, die glaubende Menschen hätten, "wenn es um die letzten und höchsten Dinge geht".

Gauck regte an, darüber nachzudenken, dass die Musik zu allen Zeiten unterschiedlich gehört werde. "Was haben die Menschen empfunden, als die ,Eroica' entstand?" Das sei eine "total andere Welt". Gauck: "Schon ich habe es mitunter schwer, meinen Enkelkindern zu erklären, wie es vor 20 oder 35 oder gar 50 Jahren war."

Es gehe darum, darauf zu vertrauen, dass auch sie irgendwann große, unsterbliche Kunst lieben würden. "Ich kann nicht sagen, wann meine Enkel den Zugang finden zu dieser Musik. Ich kann auch nicht genau sagen, wann es mich getroffen hat." Es sei wohl während des Konfirmanden-Unterrichts gewesen, erinnerte er sich.

Er hätte zu diesem Abend auch auf Schloss Bellevue in Berlin einladen können, sagte Gauck. "Aber ich freue mich, dass ich hier in Bonn bin." Damit wolle er sich auch bei den Institutionen und Initiativen in der Region bedanken, die sich um Beethoven kümmern. "Ich finde es großartig, dass jeder, der Deutschland besucht und kunstsinnig ist, spürt, wenn es um Kunst und Kultur geht: Hier gibt es nirgendwo in Deutschland Provinz."

Im Anschluss sprach Beethoven-Biograph Jan Caeyers ("Beethoven: Der einsame Revolutionär") über den "Unbekannten Beethoven". Dazu passend gab es seltener gespielte Musik des Komponisten. Die Sopranistin Julia Borchert sang - begleitet von Friedemann Breuninger (Violine), Agnieszka Kolodziej (Violoncello) und Piet Kuiken (Klavier) - Arrangements einiger Walisischer und Schottischer Lieder aus Beethovens Feder.

Außerdem hörte man noch die Variationen über die Arie "Se vuol ballare" aus Mozarts Figaro-Oper für Violine und Klavier sowie die Elf neuen Bagatellen für Klavier op. 119. Hinter diesen bezaubernden Klängen, hatte Gauck zuvor in seiner Rede formuliert, dürfe man ein "inniges Herz" vermuten.

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