Schauspielgelände in Beuel Beeindruckend: Der theatrale Kongress "Save the World"

BEUEL · Am Ende also die hehren Ziele: Offiziell zum Abschluss des Beethovenfests (reell davon aber vollkommen losgelöst) hat das Theater Bonn auf dem Schauspielgelände Beuel am vergangenen Wochenende mit Performances, Aufführungen und Konzerten für eine Zukunft des Planeten Erde gekämpft.

 Die Klimafee fordert zum Mitsingen auf.

Die Klimafee fordert zum Mitsingen auf.

Foto: Kölsch

Zwischen Königsdramen und Zombie-Apokalypse, zwischen dem "Paradies der Zukunft" und den letzten Tagen der Menschheit (beschrieben in einer 24-Stunden-Lesung des gleichnamigen Romans von Karl Kraus) tummelten sich bei dem theatralen Kongress "Save the World" Umweltschützer, Klimafeen, Forscher, Schauspieler und die Heldin Superchristina, alle vereint durch ihr gemeinsames Ziel. Ein bemerkenswertes Projekt, das aber leider längst nicht von so vielen Menschen wahrgenommen wurde, wie das Unternehmen verdient hätte.

Kernstück der Veranstaltung war ein sechsteiliger Parcours quer durch die Werkbühnen des Theaters, in denen Künstler und Wissenschaftler meist interaktive Szenarien aufgebaut haben.

Mal setzten sich die Teilnehmer an einen gedeckten Tisch, getrennt nach jenen, die zu viel, die genug, die zu wenig und die nichts zu essen bekamen (was für so manchen fröhlichen Gast am Kopf des Tisches doch etwas ungemütlich wurde, wenn er sich der Blicke jener bewusst wurde, die leer ausgingen); dann wieder steckten sie Energie in das Zertrümmern von Asphaltblöcken zur symbolischen Rückgewinnung versiegelter Flächen oder sangen im Klimatopia-Chor gegen die Lethargie an.

Auch die millionenfach erfolgende digitale Weltenrettung in Computerspielen (da fällt es jedem schließlich leicht, zum Helden zu werden), die Frage nach der Verantwortung und der Angriff von Untoten samt dem Kampf um das letzte Stückchen Dosenravioli wurden thematisiert. Je stärker die Besucher dabei angesprochen und integriert wurden, umso stärker die Wirkung. Lohnenswert war der Parcours allemal und wurde auch von vielen Gästen in Anspruch genommen.

Allerdings musste man sich zunächst auf das gesamte Konzept einlassen. Da die meisten Aktionen im Inneren spielten und das Außengelände bis auf ein paar Stände verschiedener Hilfsorganisationen recht leer wirkte, wurden die Gäste nicht sofort in einen Strudel aus Eindrücken gezogen, sondern mussten gezielt auf die Suche gehen.

Dann aber gab es auch abseits des Parcours einiges zu sehen. So setzte das Duo Half Past Selber Schuld die neuesten tagesaktuellen Entwicklungen in der Schauspielhalle um, während bei dem Projekt Pixelhelper Hilfsgüter via Facebook bestellt und im Notstandsgebiet (derzeit Marokko) direkt verteilt werden, was via Livestream verfolgt werden konnte. Beeindruckend.

Natürlich durfte auch Musik nicht fehlen. Am Sonntag spielte die Bonner Band Blümchenknicker ihre wilde Mischung aus Ska, Reggae, Folk und Gypsy-Pop, einen Tag zuvor war die Singer-Songwriterin Alin Coen mit einem herausragenden Konzert auf der Bühne zu bewundern. Zart-melancholische Stücke mit Tiefgang und voller Poesie, präsentiert von einer charmanten Sängerin mit einer meist verletzlich wirkenden, rauchigen Stimme, die mal ein bisschen an die Cranberries erinnert und mal an Björk.

Ein gelungener Abschluss einer Weltrettungs-Mission, die im Kleinen anfängt - aber mit etwas Glück Wellen schlägt. Die Erde würde es danken.

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