Beethovenhalle Auftakt von Beissels Reihe "Wiener Klassik" in der Beethovenhalle

BONN · Joseph Joachim, der Geiger und alte Weggefährte von Johannes Brahms, wollte gegen Ende seines Lebens dem Doppelkonzert seines Freundes "fast den Vorrang vor dem Violinkonzert geben".

 Geigerin Ervis Gega beim Konzert.

Geigerin Ervis Gega beim Konzert.

Foto: Auron Dodi

Mag sein, dass die Geigerin Ervis Gega ihm da zustimmen würde. Dass sie für das Doppelkonzert brennt, wurde beim ersten Saisonkonzert von Heribert Beissels Reihe "Wiener Klassik" in der Beethovenhalle deutlich. Die Konzertmeisterin der Klassischen Philharmonie Bonn, die auch eine Kammermusikerin und Professorin in Mainz ist, spielte Brahms' letztes Orchesterwerk gemeinsam mit dem Cellisten Alexander Hülshoff.

Hülshoff stellte sich im kadenzartigen Eingangssolo mit ausdrucksvoller Präsenz und warmem Celloklang vor, und Ervis Gega brachte sich ein paar Takte später mit einem nicht minder schönen sanglichen Geigenton ins Spiel. Und im Zusammenspiel bilden beide Solisten in Klang, Ausdruck und Stil eine harmonische Einheit. Das war in der Durchführung des ersten Satzes ebenso schön zu verfolgen wie in der herzergreifenden Melodie des Andante. Und die rhythmische Prägnanz des tänzerischen Finales ließ ebenfalls keine Wünsche offen. Was ebenso für das von Beissel straff geführte Orchester galt. Als Zugabe hatten sich Gega und Hülshoff die "Variations Brillantes" des belgischen Komponisten Adrien-François Servais ausgesucht, deren paganinihaft virtuose Geigenzauberkunststückchen die Geigerin ganz locker, sozusagen aus dem Handgelenk servierte. Auch die technischen Kabinettstücke in der Cellostimme verfehlten ihre Wirkung nicht.

Die dritte Sinfonie Ludwig van Beethovens, die nach der Pause auf dem Programm stand, erfuhr an diesem Abend in der fast ausverkauften Beethovenhalle eine packende Deutung durch die jungen Musiker des Orchesters. Beissel ist kein Freund schleppender Tempi und legt auch wenig Wert auf übergroßes Pathos. Er sieht Beethoven eben nicht durch die Brille der Romantik.

Mit den sehr guten Musikern des Orchesters gelang ihm eine rhythmisch prägnante, klanglich transparente musikalische Deutung, wobei die Pauke immer wieder markante Akzente setzte. Die Streicher spielten selbst in den furiosen Figuren des Schlusssatzes mit größter Präzision. Das Publikum in der Beethovenhalle reagierte begeistert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort