Gesang und Kabarett im Pantheon Auf- und Abstiege

Am Sonntagabend ist der Liedermacher Peter Horton mit Gesang in Bossa Nova im Pantheon aufgetreten und der Kabarettist Björn Pfeffermann im Casino des Gebäudes.

 Es kann es besser: Peter Horton im Pantheon.

Es kann es besser: Peter Horton im Pantheon.

Foto: Thomas Kölsch

Nein, mit dem Auftritt im Pantheon hat sich der Liedermacher, Geschichtenerzähler und Gitarrist Peter Horton wirklich keinen Gefallen getan. Der 73-Jährige, der einst mit Weltstars wie Plácido Domingo die Bühne teilte und sich immer als Förderer von qualitätsbewusstem Nachwuchs verstand, fand an diesem Abend nicht zu einstiger Form.

Er versuchte sich - wenn er einmal nicht dem Bossa Nova frönte - an komplexen Fingerstyle-Rhythmen, an Flamenco-Figuren, gar am so genannten Tapping und Hammering. Und scheitert ein ums andere Mal.

Nicht nur an der Gitarre lässt Peter Horton jenes Niveau vermissen, das ihm früher weltweit Anerkennung hat zuteil werden lassen: Der ehemalige Wiener Sängerknabe und Begleiter vieler Opern-Stars war auch stimmlich am Sonntagabend nicht wirklich auf der Höhe. Erst im späteren Verlauf ließ der Österreicher ab und an durchblicken, wozu er grundsätzlich in der Lage ist.

Gleiches gilt übrigens auch für die inhaltliche Seite seiner Vorträge: Die ersten Lieder zeichneten sich vor allem durch eine flache, unglaublich schmalzige Schlager-Poetik aus. Immerhin hat Peter Horton eigentlich doch so viel Besseres zu bieten. "Zyankali" etwa, oder "Eine Horde von Quadratgesichtern" - das sind lyrische Pralinés mit fast schon Kreisler'schem Biss.

Thomas Kölsch

Die Bühne des Pantheon Casinos hat sich in eine Waldlichtung verwandelt. Nun ja, fast. Ein Baumstumpf, Laub, Vogelgezwitscher. Und klopft da nicht ein Specht? Ein Mann stapft ins Bühnenlicht, er trägt Feldhose, Safarijacke und einen ledernen Outback-Hut à la Indiana Jones. "Der innere Wildhund in uns ist verschüttet vom Müll der Zivilisation", sagt der Mann, der Björn Pfeffermann heißt und sein Programm "Björn out" präsentiert.

Da hat jemand - sozusagen im Campingkochtopf auf dem Bunsenbrenner - einen ganz annehmbaren Eintopf aus Konsumkritik, Zurück-zur-Natur-Idealen, Zivilisationsmüdigkeit und Globalisierungsanklage zusammengerührt und mit einer kleinen Prise Henry David Thoreau abgeschmeckt.

Pfeffermanns Bühnenfigur quartiert sich als desillusionierter Journalist im Wald ein, der einen Selbsterfahrungsbericht abliefern soll: drei Monate "von, mit und in der Natur leben".

Nicht überraschend, dass dort im Gehölz auch nächst gelegene Redewendungen und Wortspiele zum Einsatz kommen ("Jetzt bin ich irgendwie auf dem Holzweg"). Es gibt aber auch gute, treffende Kommentare zu hören, etwa beim Thema BP: "Die werben mit dem Slogan 'Beyond Petroleum'. Da freuen sich die Fische im Golf von Mexiko aber, dass es hinter dem Öl noch weiter geht."

Und wenn er die Plage der Laubbläser kommentiert, als "benzinbetriebenen Schrei nach Liebe", als "Sehnsucht der Deutschen nach der Panzerfaust", dann erscheint das sogar plausibel.

Für gepflegte Absurditäten ist jederzeit Platz, siehe die mehr als zwei Meter große Bärenklau-Pflanze, die das Integrationsthema im Kanaksprak-Modus diskutiert. Fazit: "Björn out" bedeutet eigentlich "Björn in". Hagen Haas

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