Oper Bonn Auf der Klaviatur der Gefühle

Gespannte Stimmung in der Oper: eine der großen Sängerinnen ihres Fachs hatte sich angesagt, ein sängerisches Schwergewicht sondergleichen, das auf den ganz großen Bühnen dieser Welt zu Hause ist.

 Konzentration auf Gustav Mahler und Richard Wagner: Sopranistin Waltraud Meier mit ihrem Liedbegleiter Joseph Breinl.

Konzentration auf Gustav Mahler und Richard Wagner: Sopranistin Waltraud Meier mit ihrem Liedbegleiter Joseph Breinl.

Foto: Barbara Frommann

Im Rahmen des Beethovenfestes gastierte Waltraud Meier im Opernhaus mit einem reinen Liedprogramm, das in seiner Konzentration auf Mahler und Wagner gleichwohl große Töne anschlug. Denn so intim und kammermusikalisch der äußere Rahmen der Lieder auch anmuten mochte, zelebriert wurden hier doch ganz große Gefühle, oft genug mit orchestralem Gestus und exorbitanter Emphase.

Beides konnte Meier reichlich bieten, denn wahre Größe zeigte sie vor allem darin, die Lieder nicht zu überfrachten, sondern sich stattdessen zurückzunehmen und Musik wie Text für sich sprechen zu lassen. Das gelang ihr vor allem in Mahlers Kindertotenliedern ganz wunderbar, etwa wenn sie ihre Stimme über der schlichten, fast schon archaischen Begleitung mit größter Konzentration führte und die Spannung kontinuierlich bis zum Schlussakkord hin steigerte. Hier ließen Meier und ihr Begleiter, der Pianist Joseph Breinl, den Spannungsboden abrupt abreißen. Die Konzentration auf das Wesentliche war - vokal wie dramaturgisch - ein wesentliches Merkmal des Abends.

Meiers vokale Beherrschung offenbarte sich zum einen in einer berückenden Stimmfülle, vor allem in der Tiefe, aber auch in gedeckten Höhen, die nie spitz oder scharf waren. Joseph Breinl beherrscht die Kunst, so unauffällig und sängergerecht wie nur möglich zu begleiten, gleichzeitig aber immer wieder ebenso subtile wie prägnante Akzente zu setzen. Meier setzte auf der Klaviatur der Gefühle Maßstäbe "Träume" aus Wagners Wesendonck-Liedern: zutiefst erschütternd; "Blicke mir nicht in die Lieder" aus Mahlers Rückert-Liedern: quirlig, perlend, zutiefst vergnüglich.

Im Zugabenteil war vor allem das humorige "Des Antonius von Padua Fischpredigt" von Mahler hinreißend: von Meier sehr beredt "erzählt", von Breinl mit subtil-subversivem Witz begleitet. Herrlich.

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