Pianistin Baranova beim Schumannfest Als wär's ein Stück von Shakespeare

BONN · Die bedeutendsten Interpretationen der Klavierwerke Robert Schumanns im 19. Jahrhundert bescherte dem Komponisten seine eigene Frau Clara. Es scheint ein bisschen so, als wolle die Ukrainerin Marina Baranova in deren Fußstapfen treten.

Ihr Gastspiel beim Schumannfest, das allein dem Klavierwerk Schumanns gewidmet war, begann sie mit der Humoreske op. 20, einem Werk durch und durch romantischer Musik. Die lyrisch nach innen gekehrte Poesie drückt sich hier in einer fast schon entgrenzten Tonsprache aus, kein knalliger Anfang, kein pointiertes Ende, und dazwischen oft ineinander übergehende Abschnitte.

Mit klassischen Formenmustern hat das nichts mehr gemein. Der junge, schwärmerische Schumann ist hier ganz bei sich - und bei seinem Lieblingsdichter Jean Paul, dessen Schriften diese Musik inspiriert haben.

Marina Baranova trifft den romantischen Ton perfekt, sie lässt jede Stimme singen, verleiht den plötzlichen Stimmungswechseln Gesicht und Leben, als wäre sie eine Schauspielerin, die allein auf der Bühne ein Shakespeare-Drama aufführte.

Das war auch im "Faschingsschwank aus Wien" zu erleben und in den "Kinderszenen" ebenfalls. Großartig zum Schluss die horrend schwierigen "Sinfonischen Etüden" op. 13, die sie übrigens auch auf ihrer Debüt-CD "Marina Baranova Plays Schumann" veröffentlicht hat.

Das Publikum verlangte nach dieser Darbietung noch einige Zugaben. Den Wünschen entsprach sie mit Louis Moreau Gottschalks koloristisch-virtuosem "Souvenir d'Andalousie" und der glasklaren Scarlatti-Sonate C-Dur K. 159. Danach noch ein sehnsüchtiger Schumann-Rückblick: "Von fremden Ländern und Menschen".

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