Wahlbezirk 05 Neu-Tannenbusch und Buschdorf - Zwei gegensätzliche Gesichter

BONN · Da gibt es nichts zu beschönigen: Neu-Tannenbusch ist einer der Bonner Stadtteile mit den größten sozialen Problemen und einem schwierigen Ruf.

Im Gegensatz zum angrenzenden Alt-Tannenbusch stehen hier massive Wohnblocks aus den 70er Jahren, als es den Stadtplanern vor allem darum ging, schnell Wohnraum zu schaffen. Inzwischen sind viele der Hochhäuser in einem zweifelhaften Zustand. Der Großteil der Gebäude gehört heute Immobilieninvestoren wie der Deutschen Annington, denen Mieter und Kommunalpolitiker immer wieder vorwerfen, nicht genug in die Instandhaltung zu investieren.

Tannenbusch ist bunt. Rund 60 Prozent der etwa 10.000 Einwohner sind Zuwanderer oder haben ausländische Wurzeln in rund 120 Nationen; die meisten von ihnen in der Türkei, Marokko, Irak, Polen, Afghanistan und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Ein Fünftel ist arabischsprachig, mehr als ein Drittel muslimisch.

In manchen der tristen Wohnblocks haben mehr als 80 Prozent der Mieter eine Zuwanderungsgeschichte. Die wirtschaftliche Lage vieler Familien ist prekär: Ungefähr 30 Prozent der Tannenbuscher leben von Arbeitslosengeld II; das durchschnittliche Einkommen liegt bei der Hälfte des Bonner Durchschnitts.

Die Bevölkerungsdichte ist etwa dreimal so hoch wie im Rest der Bundesstadt. Weil die Mieten vergleichsweise niedrig sind, ziehen viele Neu-Bonner zwar erst einmal nach Tannenbusch, sehen dann aber zu, dass sie eine Wohnung in angenehmeren Stadtteilen finden. Nirgendwo sonst in Bonn ist die Fluktuation so hoch, was das Image weiter beschädigt - ein Teufelskreis.

Den versucht die Stadt Bonn seit Jahren zu durchbrechen. Seit 2009 befindet sich Tannenbusch im Bund-Länder-Programm Soziale Stadt, aus dem insgesamt rund 20 Millionen Euro fließen sollen. Das Projekt soll das Wohnumfeld aufwerten, die Bildungschancen vor allem der jungen Tannenbuscher verbessern und die Integration nachhaltig voranbringen.

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An der Oppelner Straße ist ein Quartiersmanagement-Büro eingerichtet worden, wo die Einwohner Fragen, Anregungen und Anliegen loswerden können. Die Mitarbeiter organisieren Stadtteilkonferenzen, Workshops, Bürgerforen, Ausstellungen und Kulturprojekte. Es tut sich aber auch ganz sichtbar etwas in Tannenbusch. Die Stadt hat das große Spielplatzgelände auf dem KBE-Dreieck an der Hohen Straße umgestaltet, jetzt ist der Spielplatz an der Schlesienstraße an der Reihe.

Dabei geht es vor allem darum, ein lebenswertes Umfeld zu schaffen, Angsträume zu beseitigen, für Licht und bessere Sichtachsen zu sorgen. Auch für die nähere Umgebung des Tannenbusch-Centers gibt es Entwürfe von vier Planungsbüros. Sobald die politischen Gremien entschieden haben, könnte am einzigen Einkaufszentrum des Stadtteils ab 2015 gebaut werden. Und noch eine sichtbare Änderung gibt es in Neu-Tannenbusch: Das Studentenwerk hat das alte Wohnheim am Posener Weg abreißen lassen und will es durch einen Neubau ersetzen.

Der Wahlbezirk erstreckt sich auch auf Buschdorf, wo es im Vergleich deutlich weniger Probleme gibt - auch wenn sich viele Buschdorfer bessere Einkaufsmöglichkeiten wünschen. Die umstrittene Bank unter der Dorflinde vor der Kirche wird abgebaut, nachdem sich die Bürger immer wieder über lärmende Jugendliche beklagt hatten. Im Rosenfeld werden in den kommenden Jahren neue Wohnhäuser entstehen. Und in direkter Nachbarschaft wächst das Herzstück des Projektes Grünes C im Meßdorfer Feld: keine Betoninstallationen, sondern eine Wohlfühloase mit blühenden Feldern, Streuobstwiesen, Gärten und Spielgeräten für 1,26 Millionen Euro.

Die Kräfteverhältnisse

Im Wahlbezirk 05 hat die CDU bei der vergangenen Kommunalwahl das Direktmandat mit 34,8 Prozent geholt (Pierre Becker). Dicht auf: die SPD mit 30,0 Prozent. In etwa gleich stark waren die Grünen mit 11,1 Prozent und die FDP mit 10,1 Prozent. Die Linkspartei schnitt mit 4,1 Prozent deutlich besser ab als der Bürger Bund Bonn, der hier nur auf 2,0 Prozent kam.

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