Wahlkampf Vandalismus bei Plakaten hat deutlich zugenommen

Bonn · So viele zerstörte Wahlplakate wie in diesem Wahlkampf hat es zuvor in Bonn und der Region wohl noch nicht gegeben. Christoph Schnur von der Polizeipressestelle spricht sogar von einer "deutlichen Zunahme" der Zerstörungswut.

 Vandalismus: Viele Wahlplakate, wie das hier der AfD auf dem Kaiser-Karl-Ring, sind zerstört.

Vandalismus: Viele Wahlplakate, wie das hier der AfD auf dem Kaiser-Karl-Ring, sind zerstört.

Foto: Horst Müller

Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Bonn seien bisher 238 Anzeigen von den Parteien wegen Sachbeschädigung eingegangen. Einen Täter konnte die Polizei Schnur zufolge bisher aber noch nicht dingfest machen.

Ins Auge fallen vor allem die großen Holzplakate wie etwa am Kaiser-Karl-Ring oder entlang der Endenicher Straße, aus denen teilweise große Stücke herausgebrochen wurden. Sie sind in der Regel von den Parteien gemietet, wie Engelbert Seuren weiß. Der Geschäftsführer der SPD Bonn/Rhein-Sieg hat schon lange den Eindruck, dass mehr Plakate als in den Vorjahren zerstört oder abgerissen werden. "Davon sind meiner Beobachtung nach alle Parteien betroffen", sagte er am Donnerstag.

Gleich zu Beginn der Plakatierungsaktion der SPD seien zum Beispiel im Wahlbezirk Tannenbusch/Buschdorf etwa 80 Prozent der kleineren SPD-Plakate abgerissen und zerstört worden. In Dransdorf waren es laut Seuren rund 30 Prozent. Dadurch sei ein Schaden von rund 500 Euro entstanden. "Unsere Plakate sind größtenteils aus Kunststoff und kosten pro Stück zwei bis drei Euro", erklärte er.

Konrad Hentze, Wahlkampfkoordinator der Grünen in Bonn, meinte, seine Partei habe in diesem Wahlkampf besonders negative Erfahrungen gemacht. "Es wurden außerordentlich viele unserer Wahlplakate beschmiert und mutwillig zerstört", sagte er. Eine rechtliche Verfolgung hätten die Grünen bisher nicht angestrengt. "Wir glauben nicht an einen Erfolg." Auch die Alternative für Deutschland (AfD) ist stark betroffen, sagte ihr Spitzenkandidat Hans-Friedrich Rosendahl.

Blinde Zerstörungswut hat CDU-Kreisverbandsgeschäftsführer Stephan Masseling zuletzt entlang der Kaiserstraße beobachtet. "Dort waren die Plakate aller Parteien abgerissen und zerstört worden", sagte er. Achim Haffner (FDP) hat dagegen keine Zunahme von zerstörten Wahlplakaten der Liberalen festgestellt. Auch Johannes Schott vom Bürger Bund Bonn erklärte, der BBB sei bisher nur vereinzelt betroffen. "Für Zerstörungen haben wir kein Verständnis, weil dies dem Demokratieverständnis widerspricht", meinte er.

Stadt hängt Plakate aus Sicherheitsgründen ab

Ärger um die Wahlplakate handelte sich am Donnerstag auch die Stadtverwaltung ein. Die Grünen beklagten, die Verwaltung habe ihre Wahlplakate von der Kennedybrücke entfernt und die Partei darüber nicht informiert. Elke Palm vom Presseamt bestätigte die Aktion.

"Es wurden alle Plakate aus Sicherheitsgründen abgehängt", erklärte sie. Die Wahlplakate seien in der Regel nicht stark genug befestigt und könnten von der Brücke auf vorbeifahrende Schiffe fallen. Ob es sich nur um Plakate der Grünen gehandelt habe, könne sie nicht sagen.

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