Bezirksvertretung Bonn Die Mehrheitsverhältnisse machen es den Parteien schwer

BONN · Auch einen Tag nach der Wahl bleibt es bei der Bezirksvertretung spannend: Werden sich über Mehrheiten Koalitionen oder Partnerschaften ergeben? Und vor allen Dingen, wer wird der nächste Bezirksbürgermeister?

Aufgrund des Wahlergebnisses und der damit verbundenen Sitzverteilung kommt keine klare Mehrheit unter den 19 Abgeordneten zustande. Nur eine große Koalition käme auf zehn Stimmen. Schwarz-Grün oder Rot-Grün hätte jeweils nur neun Stimmen. So wäre jeweils eine der kleine Parteien das mögliche Zünglein an der Waage: FDP, Bürger Bund Bonn, Linke, AfD und Piraten machen auch die Bezirksvertretung bunt. Sie sind jeweils mit einer Stimme im Gremium vertreten.

Vertreter der Bezirksvertretung BonnDiese Vielfalt macht nun Wolfgang Maiwaldt zu schaffen. "Wären die Kleinen nicht gewesen, hätten wir sechs Sitze bekommen", ärgert er sich. Warum das so ist, hat er gestern mit einem Rechenprogramm zur Sitzverteilung herausbekommen. Zwischen 2,6 Prozent (Piraten) und 7,2 Prozent (FDP) reicht da das Spektrum, was dann jeweils genau den einen Sitz ausmacht. Damit sind fünf bereits vergeben, die restlichen fallen dann auf die Großen: CDU, SPD und Grüne. "Wäre nur eine Splitterpartei weniger dabei, hätten wir einen Sitz mehr." Hinzu kam dann am Wahlabend, dass - wie berichtet - bei der Auszählung des letzten, 99. Bezirks, die SPD noch von vier auf fünf Sitze rutschte. So viele haben die Christdemokraten halt auch, obwohl sie 2775 Stimmen mehr als die Sozialdemokraten bekommen haben.

Bonn ist der größte Stadtbezirk, trotzdem hat die dortige BV 19 Sitze wie in Bad Godesberg, Beuel und Hardtberg. "Das ist eigentlich zu wenig", denkt Maiwaldt und wünscht sich Aachener Verhältnisse, wo in kleineren Bezirken auch weniger Sitze verteilt würden. "Das ist auch der Unterschied zum Rat. Da werden Sessel dazugestellt, bis alle Platz haben."

"19 Sitze und acht Parteien: Das macht es nicht unbedingt einfacher", sagt der bisherige Bezirksbürgermeister Helmut Kollig (SPD). "Jetzt müssen wir sehen, wie wir miteinander umgehen." Von Koalitionen will er wie die Grünen gar nicht soviel wissen. Kollig wünscht sich eher, wie in den vergangenen Jahren, eine sachorientierte Arbeit mit lockeren Absprachen. Unterm Strich waren am Ende 95 Prozent aller Beschlüsse einstimmig. "Es gibt genügend Ecken und Kanten, an denen man sich in den nächsten Tagen abarbeiten kann. Losgegangen ist das schon: CDU, SPD und Grüne haben gestern Abend in ihren Fraktionen erste Strategien besprochen.

Maiwaldt selbst hat bei der SPD und den Grünen schon um Gespräche gebeten. "Er hätte es gern, wenn wir ihn wählen", sagt Brigitta Poppe (Grüne). Jetzt stehe die Bürgermeisterwahl im Vordergrund, die am 11. Juni über die Bühne gehen soll. Nur Maiwaldt ist skeptisch, ob dieser Termin eingehalten werden kann. Poppe will sich nicht festlegen, es gebe keine favorisierte Richtung. "Kollig hat es lange gemacht, gut gemacht. Vielleicht wäre ein Wechsel auch nicht schlecht", sagt die Dransdorferin. Sie kann sich sogar vorstellen, dass das Bezirksbürgermeisteramt nach der Hälfte der fünf Jahre an einen anderen geht, wie es in Beuel gemacht wurde.

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