Neues Demenzzentrum Mühlenbach Zugfahrt zurück in die Erinnerung

LENGSDORF · Die Fahrt startet an Gleis 1 im Hauptbahnhof Lengsdorf. Die 78-jährige Frau L. und der 74 Jahre alte Herr K. haben es sich gemütlich gemacht. Zum Glück haben beide einen Fensterplatz erwischt. Doch sie sitzen nicht in einem Zug, sondern in einem besonderen Raum des neuen Demenzzentrums Mühlenbach.

 Wie bei der Reise in einem Zug: Senioren im Demenzzentrum in Lengsdorf können in dieser Ecke die Landschaften verfolgen, die auf dem Monitor vorüberziehen.

Wie bei der Reise in einem Zug: Senioren im Demenzzentrum in Lengsdorf können in dieser Ecke die Landschaften verfolgen, die auf dem Monitor vorüberziehen.

Foto: Horst Müller

Heute sind Frau L. und Herr K. allein in ihrem Abteil. Von ihren blauen Sitzen aus verfolgen sie die Landschaften, die vorüberziehen. Felder, Wiesen, kleine Dörfer. "Es geht durch das Bergische Land", weiß Beate Heimersheim, vom Demenzzentrum Mühlenbach.

Auf dem Flur zwischen zwei Wohngruppen wurden ausrangierte Sitze aus einem Zugwaggon samt Klapptisch aufgebaut. Dort, wo sich im Abteil das Fenster befindet, hängt ein Fernseher. Derzeit wird eine CD mit den Aufnahmen einer Fahrt durchs Bergische Land abgespielt.

"Bald wird es aber auch am Rheinufer entlang und an die Ahr gehen", verspricht Wolfgang Henneberg, der Investor und Planer des Demenzzentrums aus Gummersbach. Ein Mitarbeiter kümmert sich bereits um die entsprechenden Filme. "Wunderbar", schwärmt die 78-Jährige, die die Aussicht mit großem Interesse verfolgt.

Insgesamt 80 Bewohner werden in den 76 Einzel- und zwei Doppelzimmern des neuen Domizils in direkter Nachbarschaft zum Seniorenzentrum Haus Mühlenbach einziehen. Zusätzlich wird es eine Tagespflege mit zwölf Plätzen geben.

Verschlechtert sich der Zustand eines Bewohners im Seniorenzentrum, dann kann er ohne große Veränderung in das nebenan gelegene Demenzzentrum ziehen. "Wir können so auf den Demenzkranken besser eingehen und den anderen Senioren ein für sie angenehmes Umfeld schaffen", erklärt Beate Heimersheim, Geschäftsführerin von Hennebergs Gesellschaft für Altenpflege (GfA). Durch Verbindungstüren sind beide Häuser miteinander verbunden.

Henneberg hat in dem neuen Haus eine ganz besondere Wohlfühlatmosphäre geschaffen. Insgesamt ist Platz für sieben Wohngruppen für zehn bis zwölf Personen. Jeder Bereich ist mit gemütlichen Polstersesseln, freundlichen Tapeten, einem Essplatz und einer Küche eingerichtet.

"Es soll wie in einer normalen Wohnung aussehen", erklärt Henneberg das Konzept. Auf den Gemeinschaftsbalkonen stehen Gartenmöbel und Strandkörbe. Alle Zimmer verfügen über hochmoderne Pflegebetten sowie eine großzügige Nasszelle.

Demenzkranke benötigen allerdings eine besondere Pflege, wissen die Experten nur allzu gut. Neben einer sozialen Betreuung mit Spielen oder gemeinsamem Singen gehören auch kleine Sportübungen zur Erhaltung der Mobilität. Und die Patienten haben ein anderes Zeitgefühl.

"Sie sind oft nachtaktiv, haben keine Vorstellung von der Tageszeit. Viele stehen unter dem Zwang, sich ständig fortzubewegen", so Wolfgang Henneberg. Deshalb gibt es in dem neuen Haus einen gesicherten Innenhof, den die Bewohner jederzeit nutzen, allerdings nicht ohne Begleitung verlassen können.

Dort steht sogar eine alte Telefonzelle, um die Erinnerungen an die Vergangenheit anzuregen. In einem anderen Außenbereich gibt es ein Kneippbecken. Ein kleiner Bachlauf und ein Mühlrad werden in diesem Tag noch installiert, zudem ist Platz für eine Grillecke.

Ganz besonders sind aber Salzgrotte und Solenebel. Während die Senioren in der Grotte bei gedämpften Licht und leiser Musik die salzhaltige Luft einatmen und gleichzeitig entspannen können, wird nebenan feiner Salznebel versprüht. Diese Einrichtungen stehen auch Besuchern und Patienten der Tagespflege zur Verfügung.

"Und", darauf legt Wolfgang Henneberg besonderen Wert, "wir werden unseren Tagesbesuchern auch ein Pflegeprogramm anbieten. Wer seine an Demenz erkrankten Angehörigen zu Hause pflegt und berufstätig ist, der kann sie bei uns tagsüber betreuen und rundum versorgen lassen. Auf Wunsch holen wir die Patienten sogar zu Hause ab", so Henneberg.

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