Fahrradstraßen auf dem Prüfstand Stadt räumt Fehler bei Bürgerbrief ein

HARDTBERG · Die Anwohner der Kreuzbergstraße in Lengsdorf können sich langsam wieder beruhigen. Denn die Stadt Bonn plant auf der steilen Bergstrecke, die mit bis zu 16 Prozent die wohl steilste Straße des Stadtbezirks ist, doch keine Einrichtung einer Fahrradstraße.

Wie berichtet, haben Anwohner mit Kopfschütteln reagiert, als sie im Bürgerbrief der Stadt lasen, dass ihre Straße in dieser Art umgestaltet werden sollte - und das sogar in erster Priorität. Wer am Dienstagabend bei einer Bürgerversammlung im Duisdorfer Rathaus dagegen protestieren wollte, bekam allerdings keine Gelegenheit dazu. Denn Helmut Haux vom Planungsamt klärte gleich zu Anfang auf: Die Angaben in dem Bürgerbrief seien ein Fehler gewesen, es habe sich um veraltete Angaben gehandelt. Fakt sei jedenfalls: Die Kreuzbergstraße werde nicht für die Umgestaltung zur Fahrradstraße empfohlen. Ein Pärchen verließ daraufhin sofort die Versammlung im Hardtberger Rathaus, weil sich ihr Protestbegehren damit in Luft aufgelöst hatte.

Gleichwohl wird die fragliche Strecke von Lengsdorf bis Poppelsdorf weiter mit dem Prädikat "herausragende Verbindungsfunktion" versehen. Das hohe Gefälle, das die Stadt mit topographisch schwierigen Verhältnissen umschreibt, sorge bisher eher für wenig Radverkehr, was für die Zukunft keine Absage bedeutet: "Der Streckenabschnitt sollte erst dann als Fahrradstraße angeordnet werden, wenn im weiteren Verlauf ein Wegeausbau stattfindet, und somit eine anspruchsgerechte Verbindung nach Poppelsdorf eingerichtet wird. Zukünftig ist auch mit einer Zunahme von Pedelecs ("E-Bikes") zu rechnen, so dass Steigungen keine Barriere mehr darstellen", schreibt die Stadt.

Doch auch an anderen Stellen haben die Bürger Bedenken: An der Burg Medinghoven, so kritisierte eine Bürgerin, würden gar keine Fahrradfahrer fahren. Dasselbe gelte für den Buschackerweg, ergänzte eine andere Teilnehmerin.

Und ein Mann, der die Situation vor dem Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Ückesdorf kennt, wo Radler mit Einrichtung der Fahrradstraße nicht mehr auf dem Radweg, sondern auf der Fahrbahn fahren sollen, meinte: "Das ist doch Irrsinn und kann in der Praxis nicht funktionieren, weil sich schon heute Autos und Busse dort verkeilen." Haux gab zu bedenken, man müsse Radfahrern Alternativen abseits der Hauptverkehrsstraßen bieten. Und dann würden auch Strecken, die heute noch wenig genutzt würden, eine deutliche Aufwertung erfahren.

Geplante Fahrradstraßen im Bonner Westen

  • Duisdorf: Maarweg, Helmholtzstraße, Buschackerweg, An der Burg Medinghoven, Witterschlicker Straße, Heilsbach-, Robel - und Schmittstraße.
  • Duisdorf/Lessenich: Schmittgasser Kirchweg, Roncallistraße, Bonner Logsweg.
  • Duisdorf/Endenich: Rochusstraße, Schleidener Straße, Flodelingsweg, Röckumstraße.
  • Brüser Berg: Gaußstraße.
  • Dransdorf: Bendenweg.
  • Dransdorf/Endenich: Auf dem Dransdorfer Berg, An der Schwarzen Brücke, Carl-Justi-Straße, Babette-Koch-Weg, Effertzstraße, Am Burggraben, Kapellenstraße.
  • Röttgen/Ückesdorf: Herzogsfreudenweg, Im Schmalzacker, Höhlenweg, Auf den Steinen.

Die Verkehrsregeln

Es gilt Tempo 30, Radler dürfen nebeneinander her fahren. Autos dürfen den Radverkehr nicht behindern, sondern sind nur "Gast". Die Zahl der Parkplätze ändert sich im Allgemeinen ebenso wenig wie Vorfahrt- oder Einbahnstraßenregelungen. Erkennbar sind Fahrradstraßen an Piktogrammen auf der Fahrbahn und Markierungen, die den Eindruck erwecken, dass die Fahrbahn schmal ist. Mit der Einrichtung von Fahrradstraßen will die Stadt den Anteil des Radverkehrs steigern, die Verkehrssicherheit für Radler erhöhen und gleichzeitig ihre Zufriedenheit steigern. Das Konzept für Bonn, eine Idee des ADFC, umfasst 70 Straßen in Bonn mit einer Gesamtlänge von 48 Kilometern.

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