Neubaugebiet "An den Lappenstrünken" Sorge um ein grünes Stück Bonn

Lengsdorf · Das Gebiet um die Hainstraße in Lengsdorf ist eine dieser Ecken, die für viele Bonner den Charme ihrer Stadt ausmacht: zentral gelegen, und trotzdem schön grün, die Straße gesäumt von einer Lindenbaumallee. Doch der anhaltende Zuzug nach Bonn reißt nun auch diese Ecke aus dem Dornröschenschlaf. "An den Lappenstrünken" heißt das geplante Neubaugebiet zwischen Endenich, Duisdorf und Lengsdorf. Rund 240 Wohneinheiten auf annähernd sechs Hektar Land sollen dort entstehen.

An das Areal grenzen Provinzialstraße, Flodelingsweg und die Hainstraße. Und die Anwohner haben einige Bedenken gegen die Planungen. Da wäre zum einen die Allee aus Lindenbäumen. "Da hängt das Herz der Menschen dran, aber um die Linden machen wir uns Sorgen", sagt Ulrike Rockstroh. Zwar sei den Anwohnern ursprünglich garantiert worden, dass sie erhalten bleibt. "In den aktuell vorgelegten Plänen steht davon aber nichts mehr. Hier geht es auch um Vertrauen", sagt Ruth Diekmann. Sie verweist zudem darauf, dass im Gebiet gefährdete Tierarten leben.

Weitere Kritikpunkte der Unterzeichner: Die Bebauung ist zu massiv, sie fordern eine Begrenzung auf zwei Geschosse, die fälligen Ausgleichsmaßnahmen sollen an Ort und Stelle umgesetzt werden. Auch dem Konzept zur Entwässerung stehen sie skeptisch gegenüber. 220 Unterschriften gegen das Neubaugebiet haben sie gesammelt. Grundsätzlich habe sie ja Verständnis für die Situation der Stadt, sagt Rockstroh. Aber: "So nicht!"

Ein Veto, das man in der Bonner Stadtverwaltung nicht zum ersten Mal gehört hat. Entsprechend genervt reagierte Andreas Zauke vom Kataster- und Vermessungsamt, als Beate Smid (Grüne) in der Bezirksvertretung Hardtberg eine erste Lesung beantragte. Man habe "eine Reihe von Fragen. Wir ärgern uns sehr über diese Vorgehensweise. Es hat mittlerweile Methode, dass die Politik zur Sitzung mit Papieren versorgt wird", sagte Zauke. Dafür gab es von der Politik umgehend ein paar verbale Ohrfeigen. Von "Bürgerschelte" sprach Christian Trützler (Grüne): "Die Verwaltung ist ein Dienstleister, die Bürger haben das Recht, nachzufragen." Und Christoph Schada von Borzyskowski (CDU) erinnerte daran, dass auch viele Verwaltungsvorlagen erst in letzter Sekunde vorliegen. Smid sprach sich anschließend "strikt" gegen die Massierung des sozialen Wohnungsbaus entlang der Provinzialstraße aus und unterstützte die Forderung, die Ausgleichsmaßnahmen "ortsteilnah" umzusetzen.

Auch Bert Moll (CDU) sprach sich gegen die "Verdichtung des sozialen Wohnungsbaus" aus, wichtig für den sozialen Frieden sei Mischung. Hintergrund für diese Einwände: Nachdem zuerst vorgesehen war, dass entlang der Provinzialstraße 20 Prozent sozialer Wohnungsbau entstehen soll, soll nach den aktuellen Plänen dort nunmehr nur sozialer Wohnungsbau entstehen. Für die FDP-Fraktion stellte Frank Thomas unter anderem den Antrag, zur ursprünglichen Quote zurückzukehren

Laut Zauke hat sich die bisherige Vorgehensweise, das "gemischte Modell", als nicht praktikabel erwiesen. Mit der jetzt vorgelegten Planung solle gewährleistet werden, dass die Stadt wenigstens einen Bruchteil dessen, was an gefördertem Wohnungsbau in Bonn benötigt werde, auch umsetzen könne. "Zu befürchten" sei laut Zauke ein Vorwurf gewesen, den Barbara Naß (SPD) äußerte: dass die Bebauung entlang der Provinzialstraße als Lärmschutz für Besserverdienende an der Hainstraße konzipiert sei.

Die aktuell geplanten Lärmschutzmaßnahmen seien ein "Kompromiss" und der Versuch, die Suche nach Investoren mit "zahlreichen Restriktionen nicht noch schwieriger" zu machen. Zustimmend äußerte sich nur die Linke. "Wir begrüßen die Vorlage der Verwaltung", sagte Nortfried Quickert-Menzel. "Wenn man den Stadtteil beleben will, muss man so viele Neubürger wie möglich holen." Quickert-Menzels Aussage, dass man nicht immer das "Schreckgespenst des sozialen Wohnungsbaus" an die Wand malen möge, nötigte Naß zu der Ergänzung, dass sozialer Wohnungsbau in der Tat nicht mit "sex and crime" gleichzusetzen sei und Smid zu der Feststellung, dass es unfair sei, den Grünen vorzuwerfen, sie seien gegen sozialen Wohnungsbau. "Aber wir halten die Durchmischung für wichtig", sagte Smid.

Zeitgleich hatte sich auch die Bezirksvertretung Bonn mit der Sache beschäftigt, ebenfalls in erster Lesung. Dabei äußerte Herbert Spoelgen (SPD) Verständnis für die Bedenken der Anwohner und regte an, zu einer Bürgerversammlung einzuladen, um die strittigen Punkte öffentlich besprechen zu können.

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