Unwetter in Bonn Pächter von Gut Ostler erhebt auch Vorwürfe gegen die Stadt

LESSENICH-MESSDORF · Christian Janda sitzt kopfschüttelnd inmitten seiner Habseligkeiten auf dem Hof des Gut Ostler, das Gesicht in den Händen verborgen. Eilig laufen Helfer an ihm vorbei und schleppen Kisten, Tüten und Elektrogeräte aus Jandas Wohnung. Sie ist bei dem schweren Unwetter am Montagabend „komplett abgesoffen“, wie Janda es ausdrückt.

„Ich hatte gerade noch Zeit, die Kabel rauszureißen, den Strom abzuschalten und alle Elektrogeräte hochzustellen. Dann kam das Wasser auch schon hereingeschossen“, erzählt Janda. Schränke, eine Couch, „das kann man alles wegschmeißen, das war teilweise alles neu gekauft“, sagt Janda. „Vor zwei Wochen hatten wir das ja schon mal, das ist das Wasser aber nur bis zur Türschwelle gekommen“.

Diesmal hat es den Biobauernhof am Rande des Messdorfer Felds schlimmer getroffen, viel schlimmer. Merklich angeschlagen steht Pächter Martin Baumgart zwischen braunen Restpfützen auf dem Hof des Guts und dirigiert die zahlreichen Helfer. Sie tragen Setzlinge in die Sonne, spritzen Kisten ab, in denen verschlammte Flaschen mit Bioapfelsaft stehen und laden feuchtes Heu von der Scheune auf einen Hänger.

„Bis drei Uhr morgens haben wir hier rumgemacht“, sagt Baumgart. Vor einigen Wochen hat Baumgart mit einigen Mitstreitern eine solidarische Landwirtschaft gegründet. Viele Mitglieder der Solidargemeinschaft helfen dem Landwirt jetzt. „Wenn ich die nicht hätte, das wäre schlimm. Das hier bedroht meine Existenz“, sagt Baumgart.

[kein Linktext vorhanden]Sein Hof liegt am tiefsten Punkt am Burgweg. Als das Unwetter losging und die Kanalisation die Wassermassen nicht mehr schaffte, lief der Hof rasend schnell voll. „Ich habe es gerade noch geschafft, mein Auto wegzuschaffen“, sagt Baumgart. Die landwirtschaftlichen Geräte, Tierfutter, Getreide und Heu konnte der Landwirt nicht mehr retten, Hofladen, Werkstatt, Scheune, Kühlhaus und Waschküche liefen voll.

Hochwasser auf dem Hof des Gut Ostler
8 Bilder

Hochwasser auf dem Hof des Gut Ostler

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„Im vier Meter hohen Gewölbekeller stand das Wasser unter der Decke, ich habe das noch nicht erlebt.“ Und das, obwohl Baumgart derartige Überschwemmungen gewohnt ist. Mehrere Male hatte er deswegen Kontakt mit der Stadt, seine letzte Beschwerde schickte er zwei Stunden vor Ausbruch des Regens los. „Die Kanalisation hier schafft das nicht, darauf habe ich mehrere Male hingewiesen. Ringsherum wird überall gebaut, aber die Kanalisation wird nicht angepasst“, sagt Baumgart.

[kein Linktext vorhanden]Er ist über die „Untätigkeit“ der Stadt sehr verärgert. Was ihn zusätzlich ärgert: „Vor ein paar Tagen war das Ordnungsamt hier weil Brennnesseln auf den Fußweg wachsen und die Hecke angeblich nicht geschnitten ist. Um so einen Scheiß kümmern die sich, die wirklich wichtigen Sachen werden nicht angepackt.“ Laut Stadt ist kein Kanal solchen Wassermengen gewachsen, wie sie Montagabend fielen.

„In Messdorf sind über 30 Liter pro Quadratmeter in nur 20 Minuten heruntergekommen“, sagt Stefanie Zießnitz vom Presseamt. Den Durchmesser aller Kanäle zu erweitern sei zu teuer und zudem technisch nicht machbar. Rund um das Gut Ostler sei in den vergangenen Jahren einiges getan worden.

„Um die Beeinträchtigung bei extremen Starkregen abzumildern, hat das Tiefbauamt an Kanälen die Kanaldeckel hoch gesetzt und teilweise druckwasserdichte Kanaldeckel eingebaut. Dennoch bleibt es dabei, dass Extremwetterlagen nicht beherrschbar sind“.

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