Unwetterfolgen in Lengsdorf und Endenich Hochwasser: Überflutungsfläche bei Ückesdorf ist zugeschlammt

LENGSDORF/ENDENICH · Das Unwetter vom 29. Juli: An dem Nachmittag hatte es nicht besonders lange geregnet, dafür heftig. Der Regen bildete am Boden riesige Wassermassen, die mit großer Wucht durchs Bachbett den Hang von Ippendorf nach Lengsdorf und Endenich rauschten.

Das Treibgut zerstörte dabei ein Gitter an einem Rückhaltebecken, die Endenicher Burg stand unter Wasser. Nicht nur Anwohner befürchten, dass es solche heftigen Schauer künftig häufiger geben wird - mit allen damit verbundenen Konsequenzen. Dabei gibt es eine Lösung, wie die Überschwemmungen eingedämmt werden können. Die liegt im Wald des Katzenlochbachtals.

Wer vom neuen Ippendorfer Friedhof über Im Acker durchs Naturschutzgebiet in Richtung Ückesdorf geht, entdeckt auf der linken Seite den Katzenlochbach, der in ein Rückhaltebecken fließt. Wo er in Lengsdorf kurz aus der Erde hervortritt, handelt es sich um den Lengsdorfer Bach. Im weiteren Verlauf entlang des Sportparks heißt derselbe Strom dann Endenicher Bach. Doch wie sind die Zusammenhänge?

Becken im Katzenlochbachtal

Das Regenrückhaltebecken im Wald ist etwa 20 Jahre alt und wurde gebaut, weil ein Mädchen in Lengsdorf ertrunken ist, weiß Klaus Schmäck, Vorsitzender der Lengsdorfer Bachfreunde. "Wir haben die Stadt schon mehrmals - zuletzt im Januar - darauf hingewiesen, dass hier ein untragbarer Zustand herrscht."

Er spricht das große matschige Plateau an, durch das sich der Bach schlängelt, bevor er ins Rückhaltebecken aus Beton fließt. "Das war hier mal ein See, ein schöner großer Teich, zwei Meter tief", sagt Schmäck.

Doch mit der Zeit kamen immer mehr Ablagerungen von den Feldern dorthin. Bei jedem Unwetter bleibe eine vier Zentimeter dicke Schicht übrig. "Das verschlammt immer mehr. Ich schätze, in drei bis vier Jahren ist hier alles zu", sagt Schmäck. Dabei habe der See bei starken Regenfällen als Retentions-, als Überflutungsfläche gedient.

Das Prinzip

Da sich so der Querschnitt des Katzenlochbachs vergrößert, gibt er seine Wassermassen zeitverzögert an den weiteren Bachlauf talwärts ab. Man hätte hier alle zwei bis drei Jahre ausbaggern müssen, sagt Schmäck, der Anlaufstelle für die Stadt in der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) ist und sich für die Bonner Bäche bei der zuständigen Bezirksregierung Düsseldorf einsetzt. Es gebe übrigens ein Paket mit 80 Maßnahmen für die Bäche der Stadt, der Katzenlochbach gehöre zu denen, für die ein größerer Aufwand betrieben werden müsse.

Schmäck schätzt, dass an dem Becken einige Lastwagen mit Sediment beladen werden müssten, um den See auferstehen lassen zu können. Der Stadt macht der Naturfreund da gar nicht so viele Vorwürfe, weiß, dass es an Geld und Personal mangelt. Er weist aber darauf hin, dass die Bezirksregierung Projekte mit bis zu 70 Prozent bezuschusst.

Becken Im Mühlenbach

Wenn der Bach das obere Ende der Sackgasse Im Mühlenbach erreicht, macht er eine 90-Grad-Rechtskurve und fließt dann in einem Becken durch ein Gitter und weiter unterirdisch. "Bei Unwetter haben wir oft hier die ganze Nacht zu zweit Holz rausgeholt", sagt Anwohner Rudolf Hermesdorff. Am 29. Juli nicht, zum Glück.

An dem Nachmittag ist dort nämlich das Gitter eingestürzt. "Hätte ich da gestanden, wäre ich nicht mehr am Leben", meint der Lengsdorfer. Er denkt, dass der Schaden an dem Tag Lengsdorf letztlich gerettet hat. Denn so konnte alles weiterfließen, das Dorf wurde von oben aus nicht überschwemmt. Hermesdorff hat sich mittlerweile auch schon an die CDU gewandt, die sich, wie berichtet, auch um die Zustände am Lengsdorfer Bach kümmert.

Hermesdorff schlägt vor, einen Dienst einzurichten, der bei starken Regengüssen das Holz aus dem Becken rausholt. Dies könnten vielleicht die Feuerwehr oder das Technische Hilfswerk übernehmen.

Zufluss An der Ohligsmühle

"Das Oberflächenwasser der Autobahn soll eigentlich in Klärwerke eingeleitet werden", sagt Schmäck. Doch auf dem kurzen offenen Stück des Bachs unterhalb der Autobahnbrücke ist deutlich das Rohr zu sehen, durch das bei Unwetter das Dreckwasser von der A 565 mit großem Druck in den ohnehin schon vollen Bach schießt - weiter Richtung Endenich...

Das sagt die Stadt

Die Verwaltung kennt die Probleme, aber nicht nur beim Lengsdorfer Bach. So hätten Maßnahmen am Mehlemer Bach zunächst Priorität, sagt Monika Frömbgen, stellvertretende Leiterin des Tiefbauamts. Langfristig werde das Rückhaltebecken im Katzenlochbachtal erneuert, die Planungen sind laut Stadt für 2016 vorgesehen. Wegen des Planfeststellungsverfahrens sei der Baubeginn dann gegen 2020.

Zum einen gibt es laut Frömbgen einige rechtliche und technische Hürden zu überwinden. Man müsse auch abwarten, dass Fördergelder bewilligt werden. Außerdem gebe es nur begrenzt Geld und Personal. Ein einfaches Ausbaggern des verlandeten Sees sei als Sofortmaßnahme nicht möglich, weil im Naturschutzgebiet dafür erst Genehmigungen eingeholt werden müssten. In Planung sei derzeit auch eine Umgestaltung des Kreuzberghangs, von dem früher auch schon das Wasser nach Lengsdorf floss.

Gefahr beim Spielen

Da das Rückhaltebecken im Katzenlochbachtal nicht komplett eingezäunt ist, lockt es immer wieder Kinder an, die dort am Wasser spielen. Zumal der gepflasterte Weg, der dort vorbeiführt, Ippendorf und Ückesdorf verbindet und entsprechend viel genutzt wird.

Die große Gefahr lauert im Bach selbst, denn dessen Untergrund besteht an dem Becken im Prinzip nur aus Schlamm. "Der ist weich wie Butter", sagt Klaus Schmäck von den Lengsdorfer Bachfreunden. Wenn Kinder dort reintreten würden, "kommen sie nicht mehr raus". Deshalb setzt er sich dafür ein, dass Schilder auf die Gefahren hinweisen.

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