Zacheies in Lengsdorf Ein Fischer mit hölzernem Rückgrat

LENGSDORF · Der letzte Zacheies war ein wahrer Gentleman: Mit Anzug und Krawatte saß er im Fenster des Bürger- und Vereinshauses Lengsdorf und wachte über die Kirmes. Genützt hat ihm sein gepflegtes Äußeres nicht: Am Ende wurde er verbrannt, so wie seine Vorgänger auch.

 Der Zacheies entsteht: Christoph Schada (l.) befestigt die Jeanshose am stabilisierenden Holz. Später wird die Hose mit Stroh ausgestopft.

Der Zacheies entsteht: Christoph Schada (l.) befestigt die Jeanshose am stabilisierenden Holz. Später wird die Hose mit Stroh ausgestopft.

Foto: Knopp

Auch bei der Kirmes, die am Freitag beginnt, wird wieder ein Zacheies aufgehängt, den der Heimat- und Verschönerungsverein am Samstagabend gebaut hat. Es ist dieses Mal ein Fischer geworden, der mit Schiffermütze, Gummistiefeln und Plastikangel am Fenster sitzen wird. Das Ganze geht laut dem ersten Beisitzenden Jürgen Kirwald auf eine Aktion der Lengsdorfer Bachfreunde am 1. April zurück. "Sie hatten gesagt, es gebe wieder Forellen im Lengsdorfer Bach."

Damals hatten die Mitglieder sich mit Angeln an das Bachufer gestellt und dazu Brötchen mit "Lengsdorfer Bach-Lachs" gegessen. Das war natürlich nur ein Aprilscherz, den der Heimatverein nun aufgegriffen hat. Bislang gibt es keine Fische im Bach. Die Aussage: "Der Zacheies hat den Lengsdorfer Bach wieder leergefischt."

Und so bastelten Mitglieder des Heimatvereins unter der Gartenlaube bei Familie Olzem den Angler zusammen. Wichtigster Bestandteil: das Rückgrat, bestehend aus einem Längs- und zwei Querhölzern. Am unteren befestigten sie die Hose, am oberen das Hemd, beides wurde danach mit Stroh ausgekleidet. Nicht zu dick: Er solle ja nicht aussehen wie Popeye, waren sie sich einig. Wobei die Matrosenmütze dazu passen würde.

Wie befestigt man am Ende den Kopf? In den letzten Jahren hätten sie das immer mit Bauschaum gemacht, erklärte Susanne Kirwald. Sie bastelt den Kopf seit Jahren aus einem Luftballon, den sie mit hautfarbener Folie beklebt. Anschließend wird er bemalt. "Es war so gewünscht, dass er niemandem ähnlich sieht", sagte sie. Man wolle vermeiden, dass sich jemand verletzt fühlt, wenn die Puppe am Ende verbrannt wird. Am Ende eines gemütlichen Abends mit Gegrilltem und Bier war das Werk vollbracht. "Der Zacheies wird jetzt an einem sicheren Ort aufbewahrt", sagte der Vereinsvorsitzende Christoph Schada.

Und dann hoffe man, dass ihn während der Kirmes niemand entführt. Allerdings ist das in den letzten Jahren immer geschehen. Vielleicht büxt der Zacheies aber auch aus. Der Heimatverein sollte auf jeden Fall das Ufer des Lengsdorfer Baches im Auge behalten.

Der Zacheies wird am Freitag, 31. Juli, um 18 Uhr beim Fassanstich aufgehängt und am Montag, 3. August, gegen 19.30 Uhr verurteilt und verbrannt, womit die Kirmes auf der Straße Am Mühlenbach endet.

Zacheies oder Paias?

Beide Begriffe benennen den Kirmesmann, der als Sündenbock für all die Dinge herhalten muss, die während der Veranstaltung schief gelaufen sind. Am Ende der Kirmes wird er verurteilt und in der Regel verbrannt. Die Bezeichnung "Zacheies" geht dabei laut Informationen des Lengsdorfer Heimat- und Verschönerungsvereins auf den biblischen Zöllner Zachäus zurück, der unbeliebt war und wegen seiner geringen Körpergröße auf einen Feigenbaum steigen musste, um Jesus zu sehen. Das Wort "Paias" leitet sich vom französischen "paillasse" ab, was Strohsack bedeutet, aber auch Hampelmann. Der Begriff dürfte mit den französischen Besatzern im Rheinland zu Beginn des 19. Jahrhunderts Einzug gehalten haben.

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