Verwaltung will Genehmigungen und eine Kaution Auflagen fürs Martinsfeuer sorgen für Ärger

LENGSDORF · Krönender Abschluss des Martinszugs ist in allen Stadtbezirken das große Feuer. Auch in Lengsdorf. Bislang gab es nie Probleme. Aber jetzt.

 Zugleiter Willi Lüttig begutachtet den Platz für das Lengsdorfer Martinsfeuer im Kreuzbergpark.

Zugleiter Willi Lüttig begutachtet den Platz für das Lengsdorfer Martinsfeuer im Kreuzbergpark.

Foto: Max Malsch

Christoph Schada, Vorsitzender des Ortsfestausschusses (OFA) und Zugleiter Willi Lüttig bekamen nämlich am Montagmorgen, gut eine Woche vor dem Umzug, einen Anruf aus dem Grünflächenamt, dass noch Verträge und Genehmigungen fehlen würden und die Veranstalter zudem eine Kaution von 250 Euro zahlen sollen.

"Ich mache das Geschäft jetzt seit 15 Jahren", sagt ein erboster Schada. Jedes Jahr Anfang August schreibt er die Bezirksverwaltungsstelle an und informiert sie über Teilnehmer, Zugweg und Ort des Martinsfeuers. Dann würde die Freiwillige Feuerwehr Lengsdorf Paletten zum Anfeuern besorgen, das Feuer sichern und am Ende auch löschen. Die Asche hätten später Bonnorange oder Grünflächenamt entsorgt, "immer auf Toleranzbasis. Das war aber nie ein Problem", sagt Schada.

Nun solle der OFA eine Genehmigung des Ordnungsamts und einen Pachtvertrag für die Nutzung des Kreuzbergparks, in dem das Feuer abgebrannt wird, abschließen, so der Vorsitzende. Die Kaution diene dazu, eventuelle Kosten für die Entfernung von Brandresten oder Nägeln von Paletten zu begleichen.

Veranstalter bekommt nach Kontrolle Geld wieder

Das bestätigte am Dienstag auch die Stadt: "Die Gartenmeister kontrollieren nach dem Abbrennen den Zustand der Fläche und geben dem Amt für Stadtgrün eine Rückmeldung." Wenn alles sauber ist, bekomme der Veranstalter sein Geld zurück. In der Vergangenheit sei es zu Schäden und Unfällen nach den Feuern in der Stadt gekommen, weil beispielsweise Nägel in der Brandstelle zurückblieben. Mit Holzkohleresten seien Hauswände beschmiert worden. Der OFA erhält für den Zug pro Kind einen Zuschuss von 50 Cent, was bei 1000 Teilnehmern 500 Euro macht.

"Davon bezahlen wir die Versicherung, die Weckmänner, die Musikkapellen, das Pferd für den Sankt Martin - und jetzt auch noch die Kaution", sagt Schada. Er fragt sich, ob in der Verwaltung die Linke überhaupt wisse, was die Rechte mache. Denn während das Grünflächenamt nun eine Genehmigung verlange, sei beim Ordnungsamt von "christlichem Brauchtum" die Rede. Das müsse nicht genehmigt werden. "Wenn es nicht für die Kinder wäre, würde ich den Zug absagen", sagt Schada.

Ihn fuchst besonders, dass er erst so kurz vor dem Zug von der Verwaltung informiert wurde. Er weist auch darauf hin, dass auf CDU-Beschluss vor vielen Jahren im Kreuzbergpark eine befestigte Feuerstelle eingerichtet worden sei. "Da kann man gar keine Wiese beschädigen." Die Stadt unterscheidet zwischen den Martinszügen, die grundsätzlich genehmigungsfrei seien, und den Martinsfeuern, für die eine Genehmigungspflicht nach dem Landesimmissionsschutzgesetz bestehe.

In der Regel werde eine Ausnahmegenehmigung erteilt. "Sollte die Stadt Eigentümer der Flächen sein, auf denen Martinsfeuer abgebrannt werden, wird vom Amt für Stadtgrün ein Platzpachtvertrag für die betroffene Grünanlage ausgestellt", erläutert Stefanie Zießnitz vom Presseamt der Stadt. "Bis 2014 gab es lediglich eine Genehmigung (ohne Kaution) für das Abbrennen des Martinsfeuers auf der Fläche. Vereinzelt wurden auch schon 2014 und vorher Platzpachtverträge ausgestellt."

Stadt könne Aufräumen und die Schadensbehebung nicht mehr selbst übernehmen

Seit diesem Jahr gilt laut Stadt grundsätzliche die Regel, Platzpachtverträge auszustellen - schon wegen der Gleichbehandlung und auf der Grundlage der vom Rat beschlossenen Entgeltordnung. Das gelte auch für Veranstalter einer Kirmes, von Konzerten, größeren Grillfesten in Grünanlagen und Zeltfesten (etwa an Karneval).

Unterm Strich könne die Stadt wegen ihrer leeren Kasse das Aufräumen und die Schadensbehebung nicht mehr selbst übernehmen, heißt es. Mit der Kaution könne man sicherstellen, dass am Ende alles in Ordnung ist und nicht der Steuerzahler zur Kasse gebeten werde.

Von der neuen Regelung hat Karl-Heinz Frede vom OFA Duisdorf noch nichts gehört. "Wir brennen das Feuer auf dem Pausenhof der Rochusschule ab und nicht auf einer Grünfläche. Da ist das Schulamt zuständig", sagt er. "Wir haben von der Stadt eine Brennerlaubnis", sagt Jürgen Fröbisch vom Ortsausschuss Brüser Berg. Neben der Boulebahn werde eine Feuerschale aufgestellt. "Die Freiwillige Feuerwehr Lengsdorf passt auf und löscht."

Wie berichtet, gab es Ende September bereits in Mehlem Ärger. Dort war das Martinsfeuer in Gefahr, weil die schnelle Eingreiftruppe von Stadt und Stadtreinigung in diesem Jahr nicht mehr zur Verfügung steht, die Asche auf dem Dorfplatz aufzuräumen.

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