Abgeschossenes Flugzeug über Lengsdorf Archäologe sucht weiter am Mühlenbach

LENGSDORF · Wo ist der Lancaster-Bomber der Royal Air Force mit der Kennung SR-U in Lengsdorf abgestürzt, der am 28. Dezember 1944 bei einem Angriff auf Bonn abgeschossen wurde?

Die Frage kann René Karassek, der sich als eine Art Flugzeugarchäologe für die AG Vermisstenforschung engagiert, immer noch nicht mit Sicherheit beantworten. Und das ungeachtet vieler Hinweise von Lesern, die sich auf die mehrfache Berichterstattung des General-Anzeigers gemeldet hatten.

Für die genaue Absturzstelle interessiert sich vor allem eine Enkelin eines der acht bei dem Absturz getöteten Besatzungsmitglieder, die auch die AG Vermisstenforschung um Hilfe gebeten hatte. Da es weiterhin an Beweisen fehlt, sprich an Wrackteilen im Boden, die der Maschine zuzuordnen wären, nahm Karassek am vergangenen Samstag das Angebot von Wilhelm Hermann aus Bornheim an, ihm die Absturzstelle genauer zu zeigen: Der 77-Jährige stammt aus Lengsdorf und will nach Kriegsende ein Trümmerfeld am Mühlenbach entdeckt haben.

Das, was Zeitzeugen und ihre Angehörigen bisher zu berichten wussten, spricht aus Sicht von René Karassek dafür, dass Teile der Maschine an zwei Stellen zu Boden gestürzt waren: Im Bereich der Anschlussstelle Lengsdorf der A 565 sowie rund um den Mühlenbach. Letztere Absturzstelle bestätigte auch Zeitzeuge Hermann: "Es war ein größeres Trümmerfeld, etwa 250 Meter hinter dem Bauernhof am Ende der Straße Im Mühlenbach."

Dort habe er in den Jahren nach dem Krieg "Kupfer aus den Trümmern der Maschine gesammelt und für sechs bis acht Mark das Kilogramm verkauft". Die Identität des Wracks konnte Hermann damals nicht ausmachen: "Ich war noch ein kleiner Junge." Von anderen alteingesessenen Lengsdorfern hat die Familie Hermann erfahren, dass "ein toter Soldat auf dem Grundstück Am Freibogen am Ippendorfer Weg gefunden worden war und ein weiterer am Mühlenbach hinter dem Gehöft der Familie Wirtz", berichtet Wilhelm Hermann Junior, der mit seinem Vater bei dem Ortstermin war.

Trotz der konkreten Hinweise fehlt Karassek weiterhin ein Wrackteil, das der Maschine zuzuordnen wäre. Selbst eine Ortsbegehung mit Christian König der sich für die niederländische Stiftung "Crash Research in Aviation Society Holland 40-45" engagiert und als Lancaster-Experte gilt, blieb erfolglos. Ebenso wie die Untersuchung möglicher Wrackteile, die bei Röttgen gefunden worden waren und die Besitzer Christoph Reuter Karassek zur Verfügung gestellt hatte.

René Karassek will die Suche jetzt auch einstellen, weil er keine Hoffnung mehr hat, dass sich Wrackteile des Flugzeugs mit vertretbarem Aufwand noch finden lassen.

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