Brüser Berg Anwohner messen höhere Lärmwerte an der Autobahn als die Behörde

LENGSDORF/BRÜSER BERG/ÜCKESDORF · Je nach Windrichtung ist es nur ein lästiges Dauerrauschen, aber manchmal auch deutlich mehr: Der Verkehrslärm von der Autobahn 565 gehört für die dort wohnenden Menschen zu ihrem täglichen Leben dazu. Und die Hoffnung auf ein niedrigeres Tempolimit, das Abhilfe schaffen könnte, ist im Prinzip dahin.

 Auf der Dachterrasse an der Fockestraße: Die Messung pendelt sich bei 84 Dezibel im Schnitt ein, der Lärmrichtwert liegt bei 70 Dezibel. Laut Berechnung der Bezirksregierung müsste es hier leiser sein, denn die Straße taucht nicht in der Liste der Überschreitungen auf.

Auf der Dachterrasse an der Fockestraße: Die Messung pendelt sich bei 84 Dezibel im Schnitt ein, der Lärmrichtwert liegt bei 70 Dezibel. Laut Berechnung der Bezirksregierung müsste es hier leiser sein, denn die Straße taucht nicht in der Liste der Überschreitungen auf.

Foto: Wilke

Mit dem Umstand, dass die Bezirksregierung Köln es wie berichtet ablehnte, zwischen Lengsdorf und Ückesdorf die Höchstgeschwindigkeit auf der A565 auf 80 Kilometer in der Stunde zu senken, wollen sich aber nicht alle Anwohner anfreunden. Einer davon ist Dietrich Wilke vom Brüser Berg, der dort im Fliegerviertel wohnt.

Denn der Lärmberechnung, die die Bezirksregierung angestellt hatte, kann er ganz und gar nicht zustimmen. Die hatte 33 Straßenzüge untersucht, angefangen bei der Lengsdorfer Hauptstraße bis hinauf zur Max-Ernst-Straße in Ückesdorf und herausgefunden: Die Lärmrichtwerte von 70 Dezibel am Tag und 60 Dezibel in der Nacht würden nur an fünf einzelnen Gebäuden überschritten. Dies aber rechtfertige in der "Ermessensausübung" nicht die Anordnung eines 80er-Tempolimits auf einer Strecke von 3,5 Kilometern, schließlich könnten Überschreitungen an den Häusern auch durch passive Lärmschutzmaßnahmen reduziert werden.

Wilke hält den Berechnungen aber tatsächlich gemessene Werte entgegen. Seine kleine App auf dem Handy zeigt manchmal tagsüber Mittelwerte über 80 Dezibel an und in der maximalen Spitze sogar deutlich über 90 Dezibel, je nach Wind und Jahreszeit. Doch so laut dürfte es eigentlich gar nicht sein, glaubt man den Berechnungen. Denn der Richtwert von 70 Dezibel wird hier laut Bezirksregierung nicht überschritten. Jedenfalls taucht diese Straße im Fliegerviertel nicht in der offiziellen Liste auf.

Für Wilke ist das kein Problem, das nur seine Dachterrasse betrifft. "Im Garten habe ich ähnlich hohe Werte" sagt er. Das Foto entstand am 16. Dezember gegen 18 Uhr. "Messungen an verschiedenen Tagen ergaben immer wieder eine ähnlich hohe Belastung, die um 18 Dezibel über dem Grenzwert des Umweltbundesamtes liegt", sagt er.

Enttäuscht ist er, dass sich keiner der Bonner Politiker zu dem abgelehnten Tempolimit geäußert hat. "Die scheinen alle abgeduckt zu sein mit der Stellungnahme."

Die Straßen mit Lärmüberschreitung im Detail

Das sind die Ergebnisse der Lärmberechnung: Von 33 Straßenzügen, die sich die Behörde ansah, seien die Lärmrichtwerte nur an fünf Stellen überschritten worden. Und zwar an der Jenastraße 25 im ersten Obergeschoss um 2 Dezibel bei Nacht und in der Jenastraße 27 im ersten Obergeschoss um 1,8 Dezibel bei Nacht.

Außerdem in der Lengsdorfer Hauptstraße 97 (im 1. OG um 2,1 und im 2. OG um 1,7 Dezibel bei Nacht) sowie in der Röckumstraße 127 (im 2. OG um 7,3 Dezibel bei Nacht und 1,7 Dezibel bei Tag). Ebenfalls zu laut ist es in Büros der Agentur für Arbeit an der Villemombler Straße 101, und zwar laut Berechnung zunehmend nach Stockwerken, im 5. OG um 3,6 Dezibel.

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