Kirchen und ihre Schätze An Sankt Peter in Lengsdorf schätzt Wilfried Schneider die besondere Atmosphäre

LENGSDORF · Die hohe Bruchstein-Stützmauer aus Tuff mit wuchtigen Streben und die steilen Stufen geben ihr ein wehrhaftes Aussehen. Gleich auf den ersten Blick sieht man der kleinen Kirche Sankt Petri in Ketten in Lengsdorf an, dass sie eines der ältesten Gotteshäuser in der Umgebung ist.

 Kennt die kleine romanische Kirche wie kaum ein Zweiter: Wilfried Schneider war lange Jahre im Kirchenvorstand und stellt auch heute noch das Gebäude Besuchergruppen vor.

Kennt die kleine romanische Kirche wie kaum ein Zweiter: Wilfried Schneider war lange Jahre im Kirchenvorstand und stellt auch heute noch das Gebäude Besuchergruppen vor.

Foto: Horst Müller

"Ihr Ursprung war vermutlich im 10. Jahrhundert die Kapelle der Burg des Reginwar de Lenginsdrop", erklärt Wilfried Schneider. Er muss es wissen. Denn Schneider war nicht nur lange Jahre Mitglied im Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde, sondern er führt auch immer wieder Besuchergruppen durch das historische Gemäuer.

Neubau im 13. Jahrhundert, Erweiterung im 19. Jahrhundert, Zerstörung im 20. Jahrhundert - das kleine Gotteshaus, das heute eine beliebte Hochzeitskirche ist, hat viele Veränderungen erlebt. "Aber", betont Wilfried Schneider in Anlehnung an die Nachbarstadt Köln, "für mich is Lengsdorf e Jeföhl." Und zu diesem Heimatgefühl gehört für ihn die Kirche Sankt Peter unbedingt dazu. Der größte Schatz ist für ihn allerdings nicht an einem einzelnen Objekt auszumachen. "Unsere Kirche ist klein und heimelig", erklärt er. "Diese besondere Atmosphäre ist für mich unser größter Schatz", sagt Schneider.

Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche zu klein

Um 1224, als die Burg wahrscheinlich schon nicht mehr existierte, wurde an dieser Stelle eine neue Kapelle im romanischen Baustil mit Chorraum und Apsis gebaut, die bereits 25 Jahre später vergrößert wurde. Zu dieser Zeit entstand auch das südliche Seitenschiff. Um 1300 war erneut eine Erweiterung fällig. Damit leiteten die Bauherren den Übergang vom romanischen in den frühgotischen Stil ein. Die verschiedenen Epochen sind auch heute noch an den unterschiedlichen Schlusssteinen im Kirchengewölbe zu erkennen. Von der ursprünglichen Ausstattung der Kirche ist allerdings nichts mehr erhalten. Sie wurde wahrscheinlich während des Dreißigjährigen Krieges zerstört.

Im 19. Jahrhundert wuchs Lengsdorf weiter an und die kleine Kirche auf der Anhöhe war für die vielen Gläubigen, die sonntags zum Gottesdienst kamen, bald zu klein. 1894 wurden schließlich ein weiteres Seitenschiff sowie eine Sakristei nach den Plänen von Gerhard Franz Langenberg angebaut. Dabei wurden die ursprünglich kleinen Fenster durch größere ersetzt. Zudem erneuerte man Kanzel und Kommunionbank und baute eine Klaisorgel ein.

Wie in anderen Gemeinden auch, wurden die Lengsdorfer Kirchenglocken im Ersten Weltkrieg für Kriegsmaterial eingeschmolzen. Am 25. Juni 1917 wurden sie vom Turm geholt. Neue Glocken gab es erst wieder im Jahre 1924. Sie stammten aus der Gießerei Albert Junker in Brilon und sind nach Sankt Petrus, Sankt Maria und Sankt Joseph benannt. Heute hängen im Turm vier Glocken aus der Gießerei Petit und Edelbrock.

Nach dem Vorbild des Bonner Münsters malte der Lengsdorfer Ignaz Welter 1922 die Kirche aus. Nur wenige Jahre später, 1935, zogen erneut Handwerker in Sankt Peter ein. Unter der Regie von Jakob Stumpf wurde die Kirche erneut erweitert und eine Orgelempore errichtet.

Den Luftangriff am 28. Dezember 1944 überstand die Kirche noch mit geringen Schäden. Doch am 4. Februar 1945 wurde sie wie viele andere Gebäude in der Umgebung auch von Brandbomben schwer beschädigt. Der Turm geriet in Flammen und stürzte schließlich auf das Kirchendach. Nur notdürftig wurden die Schäden damals behoben.

Auf Initiative von Pfarrer Hermann Josef Hexges wurde 1950 wieder ein Kirchbauverein gegründet. Dieser sorgte dafür, dass 1951 das nur provisorisch reparierte Dach neu gedeckt, die Wände verputzt und gestrichen wurden. 1953 entstand auch wieder ein dem romanischen Stil angepasster Turm. Allerdings nicht an gleicher Stelle.

In den Jahren 1955 bis 1959 erfolgte erneut eine umfassende Renovierung und Umgestaltung der Kirche. Entfernt wurden der Hochaltar, die Kanzel, die Seitenaltäre, die Kommunionbank, die großen Kreuzwegstationen sowie die alte Ausmalung. Bänke und Taufstein blieben allerdings erhalten. Nach Entwürfen von Anton Wendling wurden nicht nur die Flächenfenster der Seitenschiffe gestaltet, sondern auch die kleinen Chorfenster. Sie zeigen den Pfarrpatron Petrus, den Heiligen Antonius (der Einsiedler) sowie die Heilige Barbara.

Seit 1985 erklingt eine neue Klaisorgel mit 18 Registern. Einige Pfeifen aus der alten Orgel wurden dabei übernommen. Nachdem die Kirche ausgemalt und ein neuer Altar sowie Tabernakel des Kölner Bildhauers Hein Gernod aus Westerwälder Trachyt aufgestellt waren, wurde die Kirche am 18. November 1992 von Weihbischof Josef Plöger geweiht. Nur wenige Monate später, am 24. August 1993, beschädigte jedoch ein Brand unter der Orgelempore die Kirche erneut. Erst im Jahr darauf wurde die Kirche wieder geöffnet.

Zur Baugeschichte

Die Lengsdorfer Kirche ist eine der ältesten in der Umgebung. Hier eine Übersicht über die Baugeschichte. Um 1250: Bau des quadratischen Chorraumes mit halbrunder, eingezogener Apsis, dem sogenannten "Lengsdorfer Chörchen", sowie des Langhauses mit südlichem Seitenschiff; um 1300: Erweiterung des Langhauses durch ein drittes Joch; 1894: Anbau des nördlichen Seitenschiffes und der Sakristei in Anlehnung an die vorgegebenen romanischen Bauformen. 1935: Erweiterung; 1944-45: Zerstörung durch Luftangriffe; 1953: Anbau eines Turmes; 1955-57: Renovierung; 1990-1992: Brand und erneute Renovierung.

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