Flugzeugarchäologe referiert über Lancaster-Bomber Absturzstelle nicht entdeckt

LENGSDORF · Rund zwei Monate lang hat der Hobby-Flugzeugarchäologe René Karassek aus Siegburg, Fachmann des Vereins "Arbeitsgemeinschaft (AG) Vermisstenforschung", nach Überresten des Lancaster-Bombers gesucht.

Der war am 28. Dezember 1944 bei einem Angriff auf Bonn abgeschossen worden; keines der acht Besatzungsmitglieder überlebte. Warum Karassek das über 70 Jahre nach dem Absturz noch interessiert? Die Nichte eines der getöteten Crewmitglieder lässt das tragische Stück Familiengeschichte nicht los: Sie bat vor einiger Zeit die AG Vermisstenforschung, die genaue Absturzstelle ausfindig zu machen, um von ihrem Onkel Abschied nehmen können.

Bei der Suche nach Hinweisen setzte Karassek seit Anfang Juli vor allem auf Leser des General-Anzeigers - und die meldeten sich auch in großer Zahl: Rund zwei Dutzend Zeitzeugen oder Angehörige von Zeitzeugen haben im Laufe der vergangenen Wochen die ausführliche Berichterstattung im General-Anzeiger gelesen und ihre Hilfe angeboten.

Ungeachtet vieler detaillierter Hinweise, die dafür sprechen, dass die gesuchte Lancaster tatsächlich über Lengsdorf abstürzte, fehlt Karassek nach wie vor der letzte Beweis: ein Wrackteil, das der gesuchten viermotorigen Maschine der Royal Air Force mit der Kennung SR-U eindeutig zuzuordnen wäre.

Daher wird der Flugzeugarchäologe die Suche jetzt auch einstellen. Zuvor will sich René Karassek jedoch zusammen mit dem General-Anzeiger bei allen Zeitzeugen und Interessierten bedanken und zwar mit einem Vortrag am morgigen Samstag. Dabei wird René Karassek zusammen mit dem Bonner Christoph Reuter, einem Luftfahrtinteressierten, der sich ebenfalls intensiv an der Suche beteiligt hat, die vergangenen Wochen nochmals Revue passieren lassen.

Denn getan hatte sich einiges. So war es zu mehreren Ortsterminen mit Zeitzeugen in Lengsdorf gekommen, und zwar in Ortsteilen, wo vermutlich Teile der Lancaster abgestürzt waren. Der General-Anzeiger hat hierzu eine eigene Grafik anfertigen lassen. Auch konnte Karassek einige Wrackteile untersuchen, die im Besitz von Reuter sind und die ein Freund Reuters bei Röttgen gefunden hat.

Doch auch hier ließen sich die Teile nicht mehr mit hundertprozentiger Sicherheit zuordnen. Was Reuter allerdings mit Hilfe von Fachleuten aus England klären konnte: "Die gesuchte Lancaster war am 28. Dezember 1944 um 15.22 Uhr von dem englischen Stützpunkt Ludford Magna gestartet", so berichtet er.

Offen blieben aber eine Reihe Fragen, etwa die, was den Absturz der Lancaster verursacht hatte. Bislang war Karassek davon ausgegangen, dass eine Flak auf dem Hardtberg die Maschine getroffen hat. "Jüngste Informationen gehen allerdings von einem Abschuss durch einen deutschen Nachtjäger aus", so Karassek.

Darauf geht der Siegburger Fachmann ebenso in dem Vortrag ein, wie auf das, was man über das Schicksal der getöteten Besatzungsmitglieder weiß. Konkret geht es um Pilot W.K. Parke, F/O C.M. Buell, Sgt. J.B. McGregor, Sgt. C.R. Bradley, Sgt. B.V. Cobbett, F/O K. Gibbs, Radio-Operator R.D. King und Sgt. W.G Classen, dessen Nichte nun die Absturzstelle finden will. Ergänzen wird den Vortrag ein Exkurs von Christoph Reuter über den Luftkrieg in der Region. Fragen sind natürlich willkommen.

GA-Treff

Termin für den GA-Treff ist Samstag, um 14 Uhr in der Gaststätte Butscheid, Hubertusstraße 1, in Ückesdorf an der L 261. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Flugzeugarchäologe René Karassek aus Siegburg wird über den aktuellen Stand der Lancaster-Suche berichten. Christoph Reuter hält einen Vortrag über den Luftkrieg in der Region.

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