Gebäude wird abgerissen Abschied von "Schlössers Jupp" in Lengsdorf

LENGSDORF · Es ist nur noch eine Frage von Tagen, dann ist Schluss bei "Schlössers Jupp" in Lengsdorf. Und zwar endgültig. Denn der Familienbetrieb macht nicht nur zu, sondern es wird auch keinen Nachfolger geben, der die Gastronomie übernimmt.

Was passiert jetzt mit dem Traditionslokal, das es schon seit 1828 gibt? "Ein Fall für die Abrissbirne", sagt das Wirtsehepaar Gerlinde und Alfred Schlösser. Das Grundstück ist verkauft, das Haus wird abgerissen, um neue Wohnungen zu bauen. "Die Pläne dafür sind in Arbeit", sagt Gisbert Weber.

Der Unternehmensberater und Vorsitzende der Wirtschafts- und Gewerbegemeinschaft Hardtberg hat den Schlössers in schwierigen Zeiten unter die Arme gegriffen, als die Versteigerung des Familienbesitzes drohte, weil die wirtschaftliche Situation schlecht war. Wer der Käufer ist, der das bis zur Enggasse reichende Grundstück erworben hat, wollen Weber und das Ehepaar noch nicht verraten.

Jedenfalls hat die Suche nach einem Nachfolger nichts ergeben. 50 Besichtigungen habe es gegeben, 15 Gastronomen seien die engere Wahl gekommen. "Aber dann scheiterte es entweder an der Finanzierung oder an der Angst, dass die Gastronomie doch eine Nummer zu groß ist", so Weber.

In der Tat ist das Objekt nichts für Anfänger, mit 180 Sitzplätzen, dazu 80 Plätzen im Biergarten und zwei Kegelbahnen. "Es gibt im Hardtberg nichts, was damit vergleichbar ist", sagt Weber. Die Arbeit am Herd haben sich die Schlössers übrigens geteilt: Sie war für die exotischen Experimente wie Maronensuppe mit schwarzen Nüssen zuständig, er war der Experte für Fleischgerichte und Wild.

Das Ehepaar zieht es jetzt nach Bayern. Im Großraum München, wo ihre Tochter lebt, haben sie schon eine Wohnung gefunden und wollen im April umziehen. Ein schwerer Schritt? Nicht unbedingt, nach 39 Jahren in der Gastronomie, mit 80 bis 90 Stunden Arbeit pro Woche und wenig Zeit zum Ausruhen. "Wir sind beide ausgepowert", sagt Gerlinde Schlösser. Und ihr Mann Alfred nickt. "Eine 38-Stunden-Woche wäre für uns wie Urlaub."

Daher freuen sich die 59-Jährige und ihr ein Jahr älterer Mann nun umso mehr auf den Ruhestand in Bayern, wo sie sich damals auch kennenlernten, als Alfred Schlösser in Pfronten bei den Gebirgsjägern stationiert war. "Damals hatten wir noch nicht einmal Zeit für eine Hochzeitsreise. Die holen wir jetzt nach, aber mit unseren Kindern." Insofern fällt selbst dem gebürtigen Lengsdorfer Alfred der Umzug nicht wirklich schwer.

"Darauf freuen wir uns sehr", schreiben sie in der Einladung an ihre Stammgäste für diesen Sonntag, 4. März. Dann will das Wirtsehepaar von 18 bis 23 Uhr noch einmal alles aufbieten und zeigen, warum ihre frische Küche so beliebt bei den Stammgästen war. Es gibt nicht nur ein Buffet mit passenden Getränken (für 23 Euro pro Person), sondern auch Jazzmusik von Semmel's Hot Shots.

Reservierungen für den Abschiedsabend am 4. März werden bis Samstag entgegengenommen unter der Rufnummer 0228/253126.

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