Interview mit Petra Thorand Hardtbergs Bezirksbürgermeisterin über das neue Gutachten zum Hardtbergbad

Duisdorf · Nach wie vor schwebt die Gefahr einer Schließung über dem Hardtbergbad, auch wenn das Freibad in diesem Jahr wie gewohnt öffnen wird. Für Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand (CDU) ist der Kampf noch nicht gewonnen. Über die Zukunft des Kombibades sprach sie mit Rolf Kleinfeld.

War die Überlegung, das Hardtbergbad in Freibad und Hallenbad aufzuteilen, eine Schnapsidee?
Thorand: Ich bin ja schon immer für den Erhalt beider Teile gewesen. Das hat das jüngste Gutachten auch wieder gesagt, dass eine Trennung zwar technisch möglich, jedoch nicht sinnvoll ist. Aber uns ging es bei unserem Vorgehen erst mal um einen Bestandsschutz für die Bonner Freibäder.

Die alle erhalten werden, so lautet der Beschluss der CDU/Grünen-Mehrheit im Stadtrat, dem Sie auch angehören.
Thorand: Ja, genau. Nachdem die Stadtverwaltung das Melbbad, das Friesi und das Hardtbergbad zur Schließung vorgeschlagen hatte, haben wir im Stadtrat entschieden, dass die Bonner Freibäder erhalten bleiben und zu den Hallenbädern eine Bürgerbeteiligung stattfindet. Aber weil das Hardtbergbad als Kombibad nicht auf dieser Freibad-Liste stand, haben wir dafür gesorgt, dass es ebenfalls darauf kommt.

Eine Trennung von Hallen- und Freibad ist jedenfalls möglich. Und jetzt?
Thorand: Ich hoffe jetzt auf den Sachverstand der Bürger, dass sie sich in der Befragung nicht für die Schließung eines bestimmten Hallenbades aussprechen, sondern für die andere Lösung.

Also für einen Bäder-"Soli", was heißt, dass sie 2,10 Euro mehr für den Eintritt in die Bäder bezahlen sollen. Viel Geld, finden Sie nicht?
Thorand: Finde ich, ja. Aber der "Soli" wird ja erst fällig, wenn das entsprechende Bad tatsächlich saniert und modernisiert worden ist, vorher nicht. Und ich rechne damit, dass den Bürgern das wohnortnahe Schwimmen so viel wert ist, dass sie dafür auch etwas mehr bezahlen würden. Wenn man in die Stadt oder bis Beuel fahren müsste, kämen Kosten für Benzin oder öffentliche Verkehrsmittel hinzu, denn nicht jeder fährt mit dem Fahrrad zum Schwimmen.

Was sagen Sie dazu, dass der Gutachter eine Trennung in Halle und Freibad als nicht sinnvoll ansieht?
Thorand: Das wundert mich gar nicht, denn es ist ja nicht neu, dass ein Kombibad die wirtschaftlich günstigste Lösung ist. Dazu hat es auch schon früher verschiedene Bewertungen gegeben. Daher sollte man das Hardtbergbad auch ausbauen und attraktiver gestalten, aber nicht schließen. Ich glaube, wir könnten hier ein superschönes Bad schaffen.

Finden Sie es nachvollziehbar, dass der Gutachter die Trennung beider Bäder-Teile auf die Wahnsinnskosten von vier Millionen Euro schätzt, bei einem Abriss des Hallenbades sogar auf 5,7 Millionen Euro?
Thorand: Diese Gutachten bringen mich langsam auf die Palme. Denn die eigentliche Stilllegung der Hallenbad-Technik würde nur 150.000 Euro kosten. Den weit höheren Betrag von drei Millionen Euro würde dagegen die Sanierung der Freibadbecken und der dortigen Technik kosten. Das mit einzurechnen, ist unseriös und kann nicht der Auftrag des Gutachtens gewesen sein. Denn das ist eine gesonderte politische Entscheidung des Stadtrates, ob das Freibad von Grund auf saniert wird.

Trotzdem liegt jetzt diese Zahl von vier Millionen Euro auf dem Tisch. Was tun sie dagegen?
Thorand: Dagegen können wir im Moment wenig tun. Aber wir haben dazu deutliche Worte gesagt in der internen Diskussion. Das Gutachten hätte man sich auch sparen können. Denn es war klar, dass das Freibad separat zu betreiben ist. Es ist ja auch nachträglich gebaut worden.

Man hat irgendwie den Eindruck, jetzt wird der Schwarze Peter von einem zum anderen geschoben. Stimmt das?
Thorand: Das müssen andere beurteilen. Schlimm ist nur, dass der Oberbürgermeister teure Gutachten in Auftrag gibt und sie dann ignoriert, wenn sie nicht ins Konzept passen. Die Verwaltung will immer noch die drei Bäder schließen. Und wir im Hardtberg wollen das verhindern. Ich zähle dabei auf viele Mitstreiter. Den Förderverein Hardtbergbad gibt es ja schon.

Und wenn die Bürgerbefragung schlecht für das Hardtbergbad ausgeht?
Thorand: Dann entsteht eine neue Situation, und wir müssen neu beraten. So weit ist es aber noch lange nicht. Ich hoffe, dass unser Stadtbezirk nicht hinten runter fällt, nur weil er der kleinste ist und womöglich die geringste Lobby hat.

Zur Person:
Petra Thorand (50) ist seit Oktober 2004 Mitglied der Bezirksvertretung Hardtberg und wurde im April 2008 als Nachfolgerin von Gerhard Lorth zur Bezirksbürgermeisterin des Stadtbezirks gewählt. Überdies ist sie seit Dezember 2009 Mitglied des Bonner Stadtrats. Thorand, die Kunstgeschichte und politische Wissenschaften studiert hat, ist im Schuldienst tätig. Sie wohnt in Duisdorf, ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn.

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