Metalldiebstahl in Duisdorf Zerstörung auf Altem Friedhof

DUISDORF · Diebe stehlen in Duisdorf Metallbuchstaben auf Grabstein und zerlegen Leuchten. Ein Kilo Bronze bringt den Dieben etwa sieben Euro ein. Der ideelle Verlust für die Angehörigen ist mit Geld kaum aufzuwiegen.

Wieder haben Metalldiebe auf dem Alten Friedhof gegenüber dem Hardtberger Rathaus zugeschlagen. "An unserem Grab wurden die Namen abgesägt", sagt Edeltraud Lange vom Brüser Berg. Schräg gegenüber sei eine Feder aus Bronze entfernt worden. Von ihr ist jetzt nur noch die Befestigung zu sehen. Während die einen es auf das Buntmetall abgesehen haben, machen andere vor mutwilliger Zerstörung nicht Halt.

Edeltraud Lange hat bei der Polizei Anzeige erstattet, als Tatzeitraum geben die Beamten die Tage vom 31. Mai bis 7. Juni an. "Uns sind das Kreuz und ein verbogener Buchstabe geblieben", sagt Lange. "Vielleicht sind die Täter gestört worden." Sie hat nun an das Grab ihrer Mutter und Tante eine schwarze Schleife gebunden, "weil wir das traurig finden". Das Gleiche gilt für das andere betroffene Grab. "Das ist doch kein Bedienungsladen", sagt Edeltraud Lange und ärgert sich. Alles sei so pietätlos.

Lange weiß, dass auch schon eine Madonna gestohlen wurde. Zudem kamen vor etwa zwei Jahren die großen Bronzeschalen auf der Friedhofsmauer abhanden. "Die stammten aus dem Ehrenmal, das früher vor dem Rathaus gestanden hat", erinnert sich Hans Berg, der in Sankt Rochus im Kirchenvorstand ist und sich um Zweidrittel der Anlage kümmert. Dieser linke Teil war nämlich 1858 eine Schenkung an die katholische Gemeinde. Der Rest ist im Eigentum der Stadt. Bei der Kirche seien alle 300 der 500 Grabstätten belegt, sagt Berg. Das liege daran, dass bei den Katholiken ein Grab 1200 Euro für 30 Jahre kostet, bei der Stadt aber rund 3000.

"Für die Leute bricht eine Welt zusammen", sagt Berg. Erst vor wenigen Tagen fand er vier Glaselemente im Grünen. Es dauerte ein wenig, bis er herausfand, dass sie mal zu einem Grablicht gehörten. "Der Deckel muss aus Bronze gewesen sein." Er wurde mitgenommen. Manchmal wird auch einfach zerstört, ohne dass etwas gestohlen wird. Noch im Januar verrichtete jemand seine Notdurft durch das Gitter der Kapelle hindurch. In manche Ecke würde in der an sich sehr gepflegten Anlage uriniert, so Berg.

Vor gut einem Jahr hatte die Kirche schicke Gießkannenständer angeschafft. Bei einem von ihnen ist nun ein Metallarm abgebrochen worden. Sobald mal Strom an der Stelle vorhanden ist, will Berg alles wieder anschweißen. Laut Polizeisprecherin Daniela Lindemann gibt es zurzeit keine auffällige Häufung von Friedhofsdiebstählen dieser Art in Bonn. Vereinzelt komme es aber vor. "Oft wird ein großer Schaden für wenig Gewinn angerichtet." Bronze hat einen Wert von etwa sieben Euro pro Kilo. Die Angehörigen der Verstorbenen würden aber einen ideellen Verlust erleben.

Bronze besteht zu mindestens 60 Prozent aus Kupfer, was bei den Tätern auch oft beliebt ist. So kommt es jenseits der Friedhöfe etwa zu Kabeldiebstählen in Trafohäuschen, Baumaterial, Dachrinnen und Kupferrohre werden entwendet. Durch Festnahmen weiß die Polizei, dass sie es oft mit reisenden Tätern zu tun hat. Bereits zweimal im vergangenen halben Jahr gab es Aktionen, sie auf dem Weg zum Metallverwerter zu schnappen. Im Fokus sind dabei auch die Diebstähle von alten Fahrrädern, bei denen auch das Metall zu Geld gemacht werde.

Metalldiebstähle in Bonn

Jedes Jahr finden im Zuständigkeitsbereich der Bonner Polizei - Bonn, linksrheinischer Rhein-Sieg-Kreis, Bad Honnef und Königswinter - Hunderte Bronzediebstähle statt. Wobei sich das nicht nur auf Friedhöfe bezieht. Allerdings sind die Zahlen rückläufig, wie Polizeisprecherin Daniela Lindemann auf Anfrage mitteilt. 2011 waren es mehr als 400 Fälle, 2012 dann 350 und 2013 rund 240. In diesem Jahr wurden bis Ende März 60 verzeichnet, was bedeutet, dass Betroffene auch Anzeige erstattet hatten. "Der wirtschaftliche Schaden liegt jährlich bei mehreren 100.000 Euro", sagt Lindemann.

Einen Diebstahl größeren Ausmaßes gab es Anfang 2011 auf dem Nordfriedhof, als 30 Grabstätten betroffen waren. Auf dem Lengsdorfer Friedhof wurden zur gleichen Zeit Vasen, Schalen und Grableuchten gestohlen. "Bis auf den Alten Friedhof in der Innenstadt werden die Friedhöfe nicht abgeschlossen", so Stefanie Zießnitz vom Presseamt der Stadt. "Das ist personell und finanziell nicht leistbar." Diebe fänden aber wohl auch bei verschlossener Tür Möglichkeiten, auf den Friedhof zu gelangen.

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