Michael Geffert bei Radio City im Malteser Krankenhaus Vom Medinghovener Krankenbett ins Weltall

Bonn-Medinghoven · Was ist ein Lichtjahr? Wie groß ist die Sonne? Woraus bestehen Kometen und Sternschnuppen? Da fragt man am besten einen Astronomen. Einen solchen hatte Rita Ohlert am Samstag bei Radio City zu Gast: Michael Geffert, Astronomieprofessor an der Bonner Uni.

 Rita Ohlert im Gespräch mit dem Bonner Astronomieprofessor Radio City Michael Geffert.

Rita Ohlert im Gespräch mit dem Bonner Astronomieprofessor Radio City Michael Geffert.

Foto: Stefan Knopp

Er war bereits im vergangenen Jahr beim hauseigenen Patientenradio des Malteser Krankenhauses, um über den Kometen Ison zu berichten, der die Sonne passierte und dabei auseinander brach. Die Resonanz darauf war so gut, dass er gerne wieder bei der 92-jährigen Moderatorin einkehrte.

Die hatte schon jede Menge interessanter Gäste beim Patientenradio. Uni-Professoren waren selten darunter. "Heute wird es intellektuell", kündigte sie deshalb den Hörern in den Krankenzimmern an. Aber kompliziert wurde es nicht, denn Geffert gab sehr anschauliche und gut verständliche Erklärungen zu den verschiedenen Themen.

Ohlert verbreitete gewohnt gute Laune - auch, wenn das Mikrofon aus war und ein Schlager zu hören war. Der Weltraum stand natürlich im Mittelpunkt - entsprechend hatte Mirko Heidrich am Mischpult die Musikauswahl angepasst. Dabei stellte Ohlert fest: "Es gibt ja viel mehr Schlager über den Mond als über die Sonne."

Das könne daran liegen, dass man tagsüber eher mit Arbeit beschäftigt ist und den Himmel nicht so wahrnimmt, meinte Geffert. "Die Sonne ist eher etwas Selbstverständliches. Den Mond nimmt man viel mehr wahr." Als Astronom sei er darüber nicht sehr glücklich: Besonders der Vollmond sei so hell, dass die Sternbeobachtung erschwert werde.

Mit dem Mond beschäftige er sich derzeit ganz besonders: Geffert ist dafür zuständig, historische Aufnahmen vom Mond aus den Jahren 1899 bis 1920 im Archiv der Universität zu sichten. Die seien heute wenig interessant, weil die aktuellen Aufnahmen eine viel höhere Auflösung hätten. "Es wäre aber eigentlich schade, sie wieder ins Archiv zu stellen."

Er überraschte damit, dass er aus dem Lied "Der Mond ist aufgegangen" zitierte. Die späteren Strophen seien sehr interessant, sagte er. "Da wird der Blick auf den Mond umgesetzt in eine eigentlich philosophische Grundhaltung." Die Hörer erfuhren viel über den Planeten Beethoven, über den Astronauten Alexander Gerst, der derzeit auf der Raumstation ISS arbeitet, und über den Stern von Bethlehem.

Der sei erst von den Kunstschaffenden zum Kometen erklärt worden. "Die Astronomen gehen heute eher davon aus, dass damals zwei Planeten sehr dicht beieinander standen." Die Rede ist von Saturn und Jupiter, deren Umlaufbahnen sich alle 20 Jahre von der Erde aus gesehen überschneiden, so dass sie sehr hell scheinen. Dieses Phänomen lässt sich auch bis zur Zeit um Christi Geburt zurückrechnen.

Geffert sprach über das "Reiterlein", den kleinen Stern, der einen anderen im Sternbild Großer Wagen umkreist. "Das war damals ein Augenprüfer: Wer ihn nicht sehen konnte, sollte zum Optiker gehen."

Auch die Astrologie war ein Thema. Die Sternbilder zu erkennen, werde heute von Wissenschaftlern nicht mehr verlangt. Er kenne sie aber noch. Aus Sternzeichen etwas zu deuten, davon halte er nichts. Die Astrologie kennt zwölf solcher Zeichen. "Heute sind es eigentlich 13, weil sich die Erdachse mit der Zeit etwas geneigt hat." Man habe aber die althergebrachte Anzahl beibehalten.

Radio City

Das Radioprogramm für Patienten des Malteser Krankenhauses wurde 1978 von Fred Schmitz, Harald Riske und Axel Polzin eingerichtet, die auch die Ausstattung selbst kauften. Die Idee war, kranken Menschen mit einem Musikprogramm Freude zu bereiten und sie Schmerzen vergessen zu lassen. Seitdem können die Hörer das Programm, das immer samstags fünf Stunden lang live ausgestrahlt wird, auch selber mit Wünschen beeinflussen.

Von 10 bis 12 Uhr läuft das Morgenmagazin mit Musik und Nachrichten, danach bis 13 Uhr das Musikexpress für jüngere Patienten und bis 15 Uhr "Spiel mir eine alte Melodie" mit Moderatorin Rita Ohlert, die im September 93 Jahre alt wird. Sie begrüßte im Lauf der Zeit neben Karnevalstollitäten und Bonner Größen auch Prominente wie Hannelore Kohl, Heinz Konsalik und Uwe Hübner als Interviewpartner. Infos auf www.radio-city-khf.de.

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