Gallwitzkaserne Viele Gutachten sind mittlerweile nutzlos

DUISDORF · Bonn braucht Platz für viele Neubürger. Und viel Platz bietet das neun Hektar große Gelände der ehemaligen Gallwitzkaserne. Dort soll Wohnbebauung entstehen, ursprünglich war die Offenlegung des Bebauungsplans für Anfang 2011 vorgesehen. Doch wann gebaut wird, steht vorerst in den Sternen.

Der Grund: Die Zufahrtstraße, über die das Gelände erschlossen werden soll, sollte nach der bisherigen Planung mit Fördermitteln aus der Entwicklungsmaßnahme Hardtberg bezahlt werden. Doch dieses Geld wird nicht fließen, weil ein rechtskräftiger Bebauungsplan, der dafür Voraussetzung gewesen wäre, bis Dezember 2012, als das Städtebauförderungsprojekt auslief, nicht vorlag (GA berichtete).

Das ist nicht nur ärgerlich für diejenigen, die auf dem Gelände lieber heute als morgen schon Wohnbebauung hätten, sondern auch vor dem Hintergrund, dass schon viel Geld geflossen ist, um das Areal nutzbar zu machen. Allein für Gutachten wurden nach Informationen des GA bislang rund 500.000 Euro ausgegeben. Neben Untersuchungen zu verkehrlichen Auswirkungen, Baugrunduntersuchungen und schalltechnischen Untersuchungen wurden auch mehrere Umweltgutachten angefertigt, zum Baum- und Brutvogelbestand sowie Fledermausquartieren. Sie stammen teilweise noch aus dem Jahr 2009.

Das Problem ist: Solche Umweltgutachten sind nur für einen begrenzten Zeitraum gültig. Sollte es auf dem Gelände irgendwann weitergehen, müssten sie neu angefertigt werden. Die Gutachten wurden durch die Entwicklungsmaßnahme Bonn-Hardtberg vorfinanziert und dann durch Kostenerstattung von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) bezahlt, sie hat mit rund 330.000 Euro den größten Teil der Kosten übernommen. Auf Anfrage des GA konnte die BImA am Dienstag keine Stellungnahme abgeben.

„Es ist davon auszugehen, dass ein Teil der Gutachten neu angefertigt werden muss“ , sagt Manfred Maaß vom Stadtplanungsamt. Dies betreffe insbesondere Umweltgutachten, die bis zu drei Jahre gelten würde, dazu gehöre unter anderem ein Gutachten über Fledermausquartiere. Rund 1600 Euro hat es die Stadt nach Informationen des GA gekostet, insgesamt hat die Stadt rund 125.000 Euro für Gutachten gezahlt.

Laut Maaß sind die Kosten weder umsonst gewesen, noch ist der Vorgang ungewöhnlich. „Bei der Erstellung eines Bebauungsplanes handelt es sich um einen dynamischen Prozess“, sagt Maaß.

Die Gallwitzkaserne

Die militärische Einrichtung wurde 1936 als Artilleriekaserne gebaut. Am 1. Oktober 1938 zog die Erste Abteilung des Artillerieregiments 62 mit 564 Soldaten und 400 Pferden ein. Die Kaserne wurde nach dem General der Artillerie Max von Gallwitz (1852 bis 1937) benannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Kaserne Sitz des Bundeswirtschaftsministeriums. Später zog das Grenzschutzkommando West in den östlichen Teil der Kaserne an der Villemombler Straße ein. Seit 2004 steht das Gelände leer und zum Verkauf. Verwaltet wird das Areal von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in Bonn.

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