Grünflächen in Duisdorf Unkraut und Verfall

DUISDORF · Wenn das Unkraut sprießt und von der Stadt nicht entfernt wird, beschweren sich die Bürger reihenweise. Neulich ging so ein Fall an der Grimmgasse durch die Presse, wo das wilde Gestrüpp Autofahrern die Sicht versperrt.

 Das Rondell zum Ausruhen (Foto links) an der Alten Straße ist als solches nicht mehr zu erkennen.

Das Rondell zum Ausruhen (Foto links) an der Alten Straße ist als solches nicht mehr zu erkennen.

Foto: Roland Kohls

Aber es gibt noch mehr Ecken, die nicht gepflegt werden. Wie etwa das Rondell an der Alte Straße in Duisdorf, das als solches kaum noch erkennbar ist, weil es ganz offensichtlich von den städtischen Grünpflegern links liegen gelassen wird. Wie gut, dass demnächst ein neues Grünflächenkonzept für die Stadt Bonn diskutiert wird, im Stadtbezirk Hardtberg wird es am 8. September im Rathaus Duisdorf von den Ortspolitikern behandelt. Allerdings: Dabei geht es nicht um mehr Pflege, sondern um künftig noch weniger.

"Eine immer größer werdende Schere zwischen der zunehmenden Bedeutung von öffentlichen Grünflächen und der prekären Haushaltslage macht es erforderlich, sich intensiv mit der vorhandenen Struktur, Funktion und Nutzerorientierung der städtischen Grünflächen auseinanderzusetzen", heißt es dort etwas gestelzt in der Sitzungsvorlage. Im Klartext soll das bedeuten: 635 Flächen sollen in ihren Pflegeklassen herabgestuft, also seltener als bisher gepflegt werden; 58 Flächen sollen im Gegenzug heraufgestuft, also häufiger gepflegt werden. Und 74 Grünflächen will die Stadt ganz aufgeben.

Die Bürger fragen sich derweil, wie eine noch seltenere Pflege sich auswirkt. Etwa Peter Schäfer, der an der Alten Straße 4 wohnt und vor dem Haus eine Grünfläche hat, die völlig verwildert ist - ein städtisches Grundstück direkt vor seiner Tür. "Früher hat die Stadt hier im Frühjahr und im Herbst gepflanzt, und ich habe mich finanziell daran beteiligt und die Fläche dann gewässert", sagt er. Seit diesem Jahr kommen die Grünpfleger nicht mehr, das Unkraut steht inzwischen einen halben Meter hoch.

Die Stadtverwaltung geht in ihrem neuen Pflegekonzept auf solcherlei Kritik nur allgemein ein. Der Pflegezustand vieler städtischer Grünanlagen und Freiflächen stellt aus Sicht des Amtes für Stadtgrün einen "unzureichenden Standard" dar, wird eingeräumt. Substanzverlust sei vielerorts bereits deutlich erkennbar. "Das zeigt sich auch durch die steigende Anzahl der Beschwerden von Bürgern."

Über das zugewachsene Rondell wird sich wohl kaum jemand beschwert haben, denn die ursprüngliche Funktion ist kaum noch erkennbar. Es war einmal als Ruhezone im Grünen gedacht, auf der früher gerne die Senioren des Wilhelmine-Lübke-Heims eine Rast auf dem Weg in die Duisdorfer Fußgängerzone einlegten, aber auch die Jugendlichen des benachbarten Jugendzentrums Sankt Martin sich zuweilen aufhielten. Doch jetzt verfällt die extra zum Zweck des Verweilens angelegte Anlage.

Die Stadt weiß um die Situation. Und auch um die Folgen: "Weil dauerhafte Pflegemängel eine Anlage innerhalb weniger Jahre so weit zerstören können, dass sie nur noch durch eine mit hohen Kosten verbundene Kompletterneuerung gerettet werden können, muss akzeptiert werden, dass auch mit hohem finanziellem Aufwand geplante und erstellte Anlagen zukünftig nur in einer C- oder D-Pflegeklasse erhalten werden, also herabgestuft werden", so die Verwaltung.

Dass damit auch die Motivation der Bürger sinkt, sich zu beteiligen, wird anhand der Grünfläche von Peter Schäfer deutlich. Der sagt nämlich: "Wenn die von der Stadt nichts mehr machen, tue ich auch nichts mehr." Der Hauseigentümer hat deshalb seine Bemühungen, die Grünfläche in Schuss zu halten, eingestellt.

Bürger benoten den Grün-Zustand mit der Note 2,4

Eine Bürgerbefragung hat vor zwei Jahren ergeben, dass 80 Prozent der Teilnehmer mindestens einmal in der Woche eine Grün- oder Parkanlage besuchen, jeder Dritte sogar täglich. Die meisten Befragten kommen in die Grünanlagen, um an frischer Luft zu sein (90 %), zu entspannen (90 %), der Natur nahe zu sein (82 %) und einen Spaziergang zum machen (80 %). Gewünscht werden dabei naturnahe Pflanzungen mit schönem Baumbestand sowie saubere, gepflegte Anlagen. Den gärtnerischen Zustand der Grünanlagen und Freiflächen in Bonn beurteilten die Teilnehmer der Befragung auf einer Skala von 1 (= sehr gut) bis 6 (= ungenügend) mit der Note 2,37 (2010: 2,33), die Sauberkeit mit 2,46 (2010: 2,75).

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