Flüchtlinge in Bonn Stadt kauft Bürohaus in der Rochusstraße nicht

BONN · Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch hat einen Schlussstrich unter seine ursprüngliche Absicht gezogen, in dem Bürohaus in der Rochusstraße 65 Flüchtlinge einzuquartieren. Wie das Presseamt am Donnerstag mitteilte, wird die Stadt Bonn das Gebäude nicht kaufen oder mieten. Dies habe jetzt der Verwaltungsvorstand beschlossen.

"Wir haben das Objekt aus gutem Grund vorgeschlagen, weil wir es für geeignet halten", erklärte Nimptsch. Doch dann seien die Kosten davongaloppiert. Der Preis, der für das Gebäude inzwischen im Raum stehe, nachdem die Absicht der Stadt seit Wochen öffentlich diskutiert werde, sei seitdem gestiegen, mithin zu hoch und könne nicht verantwortet werden.

"Unter diesen Voraussetzungen können wir das Projekt derzeit nicht weiter verfolgen", so Nimptsch. "Die Stadt hat die Verpflichtung, diese Menschen unterzubringen. Deshalb ist es sehr unerfreulich, dass wir uns zu diesem Schritt gezwungen sehen".

In dem Gebäude wollte die Stadt 225 Flüchtlinge unterbringen, vorher das Haus allerdings umbauen. Doch die Verhandlungen gerieten offensichtlich zu einem Preispoker, in dem der Insolvenzverwalter des Hauses offenbar den Bogen überspannte. Die Stadtverwaltung kündigte an, sie werde die Gespräche mit Gebäudeeigentümern fortsetzen, deren Immobilien für die Unterbringung von Flüchtlingen geeignet erscheinen.

Wie berichtet, erwägt die Stadt unter anderem auch das Paulusheim in Endenich als Flüchtlingsunterkunft anzumieten. Zum Verhandlungsstand mit dem Eigentümer, eine Gesellschaft der Alexianer-Brüdergemeinschaft, wollte sie sich nicht äußern. Nimptsch hatte kürzlich angekündigt, dass Mitte Februar Flüchtlinge in das einstige Seniorenpflegeheim einziehen sollen.

In Duisdorf sieht man die Entscheidung des OB zum Bürohaus Rochusstraße verhalten: "Wir wollen uns aber, nach den Erfahrungen mit der Stadt-Informations-Unkultur, nicht beruhigt zurücklehnen. Ob der nun angeblich hochgeschnellte Kaufpreis für das Gebäude oder die vielfältigen Aktivitäten, die unsere ganze Interessengemeinschaft auf den Weg gebracht haben, zu dieser Entscheidung geführt haben, vermag ich nicht zu beurteilen", sagte Gabriel Hahn von der Interessengruppe der Nachbarn.

Anders als Nimptsch seien sie nicht der Meinung, dass sich das Bürohaus für die Unterbringung von Flüchtlingen in dieser Größenordnung eigne. "Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass Flüchtlinge in kleinen Gruppen verteilt über das gesamte Stadtgebiet untergebracht werden müssen", so Hahn.

Derweil hat der Jugendhilfeausschuss in seiner jüngsten Sitzung, so Dorothee Paß-Weingartz (Grüne), die Sozialverwaltung aufgefordert, schnellstens ein Konzept vorzustellen, wie denn die Kinder aus den Flüchtlingsfamilien in Schulen und Kindergärten aufgefangen werden und welche Freizeitangebote für sie bestehen. "Wir wollen auch wissen, wie viele Kinder es sind und welche Vorstellungen die Sozialverwaltung hat, wie sie am besten betreut werden können", erklärte Paß-Weingartz. Es könne nicht sein, dass diese Aufgabe vor allem Einrichtungen in sozial schwierigem Umfeld übertragen werde.

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