Immobilie in Duisdorf Ludwig Kicinski hat aus altem Gebäude ein Schmuckstück gemacht

DUISDORF · Es gibt Immobilien, die haben Charme, einfach das gewisse Etwas. Weil sie mit jedem Balken Geschichte pur verströmen. Das Fachwerkhaus von Ludwig Kicinski an der Witterschlicker Straße in Duisdorf zählt ganz sicher zu dieser Kategorie. Schließlich sagen Denkmalschützer laut Kicinski: "Es soll eines der ältesten Häuser im Bonner Westen und so etwas wie die Keimzelle Duisdorfs sein."

 Hausherr Ludwig Kicinski wurde in diesem Wohnzimmer geboren. Seine Skizze zeigt, wie der Hof früher ausgesehen haben könnte.

Hausherr Ludwig Kicinski wurde in diesem Wohnzimmer geboren. Seine Skizze zeigt, wie der Hof früher ausgesehen haben könnte.

Foto: Axel Vogel

Nach allem, was der Hausherr weiß, wurde das Haus 1776 als Hofanlage gebaut. Auch müssen die Besitzer vergleichsweise vermögend gewesen sein, was dem Eigentümer "die damals respektable Deckenhöhe von über zwei Metern verrät". Wein wurde hier angebaut, wie auch Korn gemahlen, was Kicinski aus einem Mühlstein folgert, den er auf seinem Grundstück gefunden hat.

Von dem Hof steht rund 250 Jahre später nur noch das Wohnhaus, doch das präsentiert sich als Schmuckstück. Der heutige Vorzeigezustand der Denkmal-Immobilie ist vor allem dem Einsatz und der Beharrlichkeit von Kicinski geschuldet. Der hatte in jahrelanger Eigenarbeit das Kleinod vom Giebel bis zu den Kellerfundamenten saniert.

Persönliches und emotionales Verhältnis zu dem Haus

Schließlich pflegt der 63-Jährige auch ein höchst persönliches und emotionales Verhältnis zu dem Haus: Es gehörte seit den 30er Jahren bereits den Großeltern, und in einer Ecke des Wohnzimmers erblickte Kicinski das Licht der Welt. Für den General-Anzeiger öffnete der Duisdorfer jetzt zusammen mit seiner Frau Natascha die Haustür.

Nichts, aber auch rein gar nichts verrät heute noch, welche Klimmzüge Ludwig Kicinski in den 80er Jahren für die Sanierung seiner Immobilie unternehmen musste. In der typischen Schwarz-Weiß-Optik, weiß getünchte Mauern, schwarze Holzbalken, erscheint das Fachwerkhaus innen und außen wie gerade erst gebaut. Nirgends ist auch nur eine kleine Fläche zu sehen, an der Putz von der Wand bröckelt.

"Das sah hier aus wie im Freilichtmuseum in Kommern"

Der Ist-Zustand hat freilich nichts mit der Situation zu tun, als Ludwig Kicinski das Haus 1983 gekauft hatte. Nach dem Tod der Großeltern fehlte Kicinskis Vater jede Verwendungsmöglichkeit für das damals gerade unter Denkmalschutz gestellte Haus. Das lag auch daran, dass der Bau mehr oder weniger abbruchreif war, erinnert sich der heutige Hausherr. Von schönem Fachwerk war nichts zu sehen, die Balken waren größtenteils morsch und zudem noch verputzt.

"Das war damals der Zeitgeist", so Ludwig Kicinski. Zudem machten Bleileitungen, fehlende Sanitäreinrichtungen, alte Kaminöfen und ein Plumpsklo das Objekt nicht unbedingt attraktiver: "Das sah hier aus wie im Freilichtmuseum in Kommern." 80 Prozent der Substanz des etwa 120 Quadratmeter großen Hauses seien zerstört gewesen, hat er noch in Erinnerung.

Trotzdem übernahm der damals 31-Jährige das Gemäuer im Zuge vorweggenommener Erbfolge, weil er sich schlicht in das Haus verliebt hatte. Sein erklärtes Ziel war es, dem rund 250 Jahre alten Stück Duisdorf "sein ursprüngliches Aussehen wiederzugehen und der Nachwelt erhalten". Und zwar aus Kostengründen mit eigener Muskelkraft.

"Ich werde es niemals verkaufen"

Doch um das Projekt angehen zu können, musste der Maschinenbautechniker trotzdem noch seine Bank von den Plänen überzeugen. Da die ihm wohl kaum eine Hypothek auf eine abbruchreife Immobilie gewährte hätte, beflügelte er die Fantasie seiner Kreditgeber: Er präsentierte ihnen ein Modell, das er selbst gebastelt hatte und den Hof in originalem Zustand zeigte.

Was folgte, war eine rund vierjährige Kernsanierung in Eigenregie inklusive eines Anbaus. Viele Fertigkeiten hatte sich Ludwig Kicinski im Laufe der Arbeiten selber angeeignet. Auch was das Errichten eines neuen Fachwerks anging: "Ich habe hier jeden Balken selber angefasst", betont er. Nach rund 3000 Arbeitsstunden, vier Paar verschlissenen Schuhen und zwei kaputten Overalls zog Ludwig Kicinski mit Ehefrau Natascha und den beiden Kindern schließlich 1985 ein.

Bereut hat er das keine Sekunde: "Mir geht immer noch jedes Mal das Herz auf, wenn ich das Haus sehe. Deshalb werde ich es niemals verkaufen."

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