Wohnpark am Hardtberg Hoch im Kran am Joystick

DUISDORF · Was für ein aufregender Arbeitsplatz. Senad Redzic sitzt in seinem Führerhaus. Wenn er durch den Glasboden unter seinen Füßen blickt, schaut er 46 Meter nach unten. Lastwagen, Container, selbst die riesige Baugrube sehen aus wie eine Modellbaulandschaft.

 Über den hinteren Teil des Krans schweift der Blick Richtung Bonn...

Über den hinteren Teil des Krans schweift der Blick Richtung Bonn...

Foto: Volker Lannert

Der 44-Jährige hat vermutlich den derzeit höchsten Arbeitsplatz von Bonn. Da die Baustelle des Wohnparks am Hardtberg im oberen Hang von Duisdorf, in Nachbarschaft des Telekom Domes, liegt, steht der Fuß seines Krans bereits auf einer Höhe von exakt 145,40 Metern, wie Polier Tomislav Simic vom Bauunternehmer Nuha weiß.

Zum Vergleich: Das Rathaus Hardtberg an der Villemombler Straße befindet sich auf 86 Metern Höhe. Ob's denn wirklich die höchste Arbeitsstelle der Stadt ist, lässt sich nicht ganz genau sagen. Denn in der Ferne sind drei Kräne auf dem Venusberg zu sehen, die in harter Konkurrenz stehen. Redzic selbst saß schon in einem von ihnen, nämlich an der Ippendorfer Ferdinandstraße.

Sechs Minuten dauert es, bis der Kölner, der aus Montenegro stammt, die Stufen von Plattform zu Plattform im Krangerüst hochgestiegen ist. Mit jedem Meter bläst ihm der Wind mehr um die Ohren. Wird der zu stark, muss die Arbeit ruhen.

Wie vor anderthalb Wochen. "Da war die Baustelle für einen Tag stillgelegt", sagt Bauleiter Markus Bergedieck vom Generalunternehmer Arge Wohnpark Bonn-Hardtberg, zu der die Firmen Wolff und OBG gehören.

Rund um seinen Sitz mit den Steuerjoysticks befindet sich Redzics kleines Reich. "Ich habe sogar einen Staubsauger", sagt er. Banane und Apfel liegen bereit, denn nicht für jede Pause klettert der Kranführer runter.

Auch für Pin-ups an der Wand ist Platz, daneben steht ein Fernglas bereit. "Ab und zu habe ich Zeit zum Gucken", sagt der Mann, der ansonsten konzentriert bei der Sache sein muss, wenn er unten am Haken Fertigteile, Schalungen und Bewehrungen von A nach B transportiert.

Bis zu acht Tonnen schafft der 55 Meter lange Ausleger, der sich bei solchen Gewichten dann leicht mal vier Meter nach unten biegt. Auch der Kran selbst schwingt bei Wind bis zu einem Meter hin und her. Wenn er sich dann noch dreht, ist das ein Gefühl, an das man sich erst gewöhnen muss.

Vorsicht: Immer auf den kleinen Bruder achten, nicht dass Redzic dem Kran nebenan ins Gehege kommt. Anweisungen kommen per Funk. Seinen Kranschein hat er vor 16 Jahren innerhalb von drei Monaten gemacht.

Er schüttelt nur den Kopf, dass mancher ihn heute wohl schon nach drei Tagen Schulung erhalte. Nachbarn der Baustelle bewundern die Leistung der Arbeiter, etwa als sie vergangenen November das tonneschwere Gerät aufgestellt hatten.

Ein Kollege von Redzic erinnert sich an den vierjährigen Jungen, der ihn auf einer Baustelle täglich besuchte und ganz fasziniert war. "Seine Mutter sagte ihm abends immer, morgen gehen wir wieder zum Kran. Dann schlief er sofort ein."

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