Sommerzeit Ein Meer aus Sonnenblumen

DUISDORF/LENGSDORF · Stefan Hünten hat am Konrad-Adenauer-Damm die Sonnenblumensorte "Sunrich Orange" ausgesät. Jetzt kann jedermann pflücken und ist gebeten, dafür einen Geldbetrag am Rande es Feldes in eine Box zu werfen. Das klappt aber nicht immer.

 Hier schneidet der Chef selbst: Stefan Hünten inmitten der von ihm gepflanzten Sonnenblumen.

Hier schneidet der Chef selbst: Stefan Hünten inmitten der von ihm gepflanzten Sonnenblumen.

Foto: Gabriele Immenkeppel

Ein Meer aus leuchtend gelben Sonnenblumen, und nur das Summen unzähliger Insekten ist zu hören. Stefan Hünten aus Lengsdorf hat wohl den derzeit schönsten Arbeitsplatz. Und zwar im Sonnenblumenfeld.

Schon früh morgens tuckert er mit seinem alten Deutz-Schlepper über den kleinen Feldweg neben dem Konrad-Adenauer-Damm und schwenkt ab. Dort, auf einer Fläche so groß wie ein Fußballfeld, "erntet" er mehrmals täglich seine "Sunrich Orange", eine robuste und lange haltbare Sonnenblumensorte. Seit zehn Jahren pflanzt er sie immer auf verschiedenen Feldern zwischen Lengdorf und Ückesdorf.

Aber nicht nur der Landwirt geht mit dem großen Messer durch die Reihen und sucht die schönsten Exemplare für die Vase aus. Jeder kann sich auf seinem Acker einen Strauß schneiden. Bezahlt wird an der kleinen Geldbox am Rande des Feldes.

Sind seine Kunden denn ehrlich? "Natürlich zahlt nicht jeder", erzählt Hünten und schneidet dabei weiter. Zu Beginn der Saison würden die meisten noch den passenden Betrag in die Box werfen. "Aber nach ein paar Wochen lässt die Ehrlichkeit nach", beobachtet er.

Besonders oft würden die fertig gebundenen Sträuße, die er nur wenige Meter weiter direkt an der Landstraße anbietet, "gratis" den Besitzer wechseln. "Dort wird schon öfter mal angehalten, eingepackt und weitergefahren", hat Stefan Hünten festgestellt.

Anfang April beginnt er mit der Aussaat. Um seinen Kunden möglich lange frische Ware anzubieten, legt er alle neun Tage zwei weitere Reihen an. "Dadurch wachsen immer neue Blumen nach", so der Landwirt. Die, die im April gesät wurden, können drei Monate später geschnitten werden. Die, die erst im Juni ins Feld kommen, sind bereits nach nur neun Wochen "erntereif".

In diesem Jahr hatten die Pflanzen allerdings nicht die besten Startbedingungen: Erst war es viel zu warm für die Jahreszeit, dann zu nass. "Anfang Juli regnete es innerhalb von zwei Wochen so viel wie sonst in einem Monat." Geschnitten werden können die Sonnenblumen in der Regel von Anfang Juli bis zum ersten Frost.

"Normalerweise gibt es bis in den Oktober hinein schöne und gesunde Exemplare", erklärt er. Nur nicht in diesem Jahr. Denn aufgrund der vielen Niederschläge ist die Saat der letzten beiden Reihen nicht aufgegangen. "Die ist mir buchstäblich ins Wasser gefallen."

Eine ganz besondere Eigenheit kann man auch auf dem Feld von Stefan Hünten beobachten: Die Sonnenblumen strecken ihren Kopf immer dem Licht entgegen. Die Knospe verfolgt die Sonne von Ost nach West, während sie nachts oder in der Morgendämmerung auf ihre nach Osten gerichtete Position zurückkehrt.

Sobald die letzten Blumen geschnitten sind, wird auf dem Feld Winterweizen angebaut. Denn Stefan Hünten legt auch Wert auf eine Fruchtfolge. "Das ist schon aus Pflanzenschutzgründen sinnvoll", meint er. Im nächsten Sommer wachsen seine Sonnenblumen dann auf einem anderen Feld zwischen Lengsdorf und Ückesdorf.

Und was kann man tun, damit sich die Sonnenblumen zu Hause möglichst lange halten? "Lieber ein Exemplar wählen, dass noch nicht ganz aufgegangen ist", empfiehlt der Experte. "Wenn dann alle zwei Tage das Wasser gewechselt und der Stiel regelmäßig nachgeschnitten wird, dann hält sich die Sonnenblume über viele Tage."

Und seine Kunden kommen gerne, viele sind sogar Stammkunden auf dem Feld. Am Samstagmorgen, kurz nach acht Uhr am Feldrand zum Beispiel: Heinz Streiner holt ein paar alte Gummistiefel aus dem Kofferraum seines Wagens und zieht los. "Die Brötchen fürs Frühstück habe ich schon gekauft. Jetzt muss ich nur noch eine besonders schöne Sonnenblume schneiden", lacht der Pensionär. Seit Wochen bringt er seiner Frau jeden Samstag ein prächtiges Exemplar mit. "Das gehört für uns zum Sommer einfach dazu."

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