Derletalfest Durchkitzeln auf der Streckbank

DUISDORF · Carolines Blick war konzentriert auf das Slackline-Band gerichtet, auf dem die Dreijährige gerade balancierte. Das schaffte sie noch nicht alleine, drum hielt ihr Papa Daniel Klein sie fest.

 Kille, kille: Ein Wunder, wer sich alles zum Durchkitzeln auf die Streckbank traut.

Kille, kille: Ein Wunder, wer sich alles zum Durchkitzeln auf die Streckbank traut.

Foto: Stefan Knopp

Sein Töchterchen war gar nicht mehr von der Slackline wegzubekommen, dabei gab es doch so viel anderes auf dem Derletalfest zu erleben, von der Riesen- über die Wasser- oder Rollenrutsche bis hin zum Ponyreiten. "Das ist super für die Kinder", meinte Feuerwehrmann Klein, der auch als Duisdorfer Sankt Martin reitet. Die Preise für all die Spielstationen seien sehr moderat, fand er.

Zur 29. Ausgabe des Festes freuten sich die Ausrichter über perfektes Wetter. Das zog Jung und Alt in Massen auf die beiden Wiesen, die im Großen und Ganzen wie gehabt bestückt waren. Viele Stände waren auf ihren Stammplätzen aufgebaut. Neben den alteingesessenen fanden sich aber auch Derletalfest-Neulinge, zum Beispiel der relativ junge Verein Slackline Bonn.

Die Mitglieder hatten Gespräche mit der Stadt geführt, weil sie eine Genehmigung haben wollten, in Bonn die breiten Balancierbänder zwischen Bäumen spannen zu dürfen, sagte Jan Kirchner. "Wir haben eine Vereinbarung, dass wir Spezialmatten verwenden." Diese dienen als Schutzschicht zwischen Seil und Baum.

Auch die KG Narrenzunft, der Förderverein der Finkenhof-Grundschule und das Tai-Chi-Zentrum Bonn waren auf der oberen Spielwiese zum ersten Mal dabei. Sie wurden auf der "Bühne Weiß" mit Musik- und Tanzauftritten von Hardtberger Vereinen und Schulen unterhalten. Beim Marsch zur unteren Wiese kam man an pfeilschießenden Pfadfindern, der DRK-Rettungshundestaffel und dem Technischen Hilfswerk Beuel sowie Bundeswehr-Infoständen vorbei.

Auf der großen Wiese konnte man am Lager der Freien rheinischen Raubritter Schwertkämpfe beobachten, sich über mittelalterliches Handwerk schlau machen oder - für die ganz Harten - sich auf eine Streckbank fesseln und durchkitzeln lassen.

Dort hatte der Freundeskreis des Malteser Krankenhauses seinen Einstand. Eva Keller leitete ein Gewinnspiel gegen Spenden, mit denen der Verein ein Zimmer für Geschwisterkinder von kleinen Patienten im Krankenhaus einrichten will. Nebenan verkaufte die Indian Association Bonn Chicken Tikka Masala. Der Verein gibt laut Param Singh indischen Familien in Bonn und UNO-Mitarbeitern die Möglichkeit, mit Landsleuten indische Feste zu feiern, Kontakte zu knüpfen und in der Stadt Fuß zu fassen.

Zwischen den Essens- und Getränkeständen der Ortsvereine fand man auch die Freunde und Förderer des Hardtbergbades, die weiter für ihr Anliegen - Erhalt des Kombibades - warben. "Wir atmen erst auf, wenn die Sanierung beschlossen ist", sagte Michael Fengler. Er freute sich, dass der Turn- und Kraftsportverein sowie der Hardtberger Schwimmclub jetzt ihren Beitritt erklärt haben.

Auf dieser Wiese wurde es spät. Am Nachmittag waren noch ortsnahe Gruppen wie der Shanty-Chor der Marinekameradschaft auf der "Bühne Blau" aufgetreten. Abends begeisterte die Band "Mayqueen", einer Queen-Coverband mit guter Musik und Ausdauer - gleich zweimal kamen die Musiker für Zugaben auf die Bühne. Die größten Hits wie "We Will Rock You", "We Are The Champions" und "Radio Gaga" fehlten nicht. Danach sorgte "Handmade" vor zahllosen Zuhörern für einen tollen Ausklang.

Alles habe reibungslos funktioniert, meinte Thomas Uhlig von der Bezirksverwaltungsstelle Hardtberg. "Alle, die sich angemeldet haben, sind auch gekommen". Man habe also keine Lücken schließen müssen. Mit einer Ausnahme: Für eine Bühnengruppe, die kurz vorher abgesagt hatte, konnte spontan Elvis-Imitator Daniel Craig gewonnen werden.

Auch Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand war am Ende zufrieden, mit dem Wetter, den Vereinen und dem Zulauf. "Das ist auch für neue Mitbürger gut, um den Stadtbezirk und seine Vereine kennenzulernen." Nun beginnen die Vorbereitungen fürs 30. Fest.

Splitter

  • Wer am Stand der Bangladesh Akademie Deutschland saß, um die dort angebotenen Leckereien zu probieren, lebte mitunter gefährlich. Die Tische waren genau hinter der Torwand des 1. FC Hardtberg aufgestellt worden. Immer mal wieder verirrte sich zwischendurch ein Fußball dorthin. Zum Glück für die schmausenden Besucher waren die vorwiegend jungen Schützen nicht sehr treffsicher, so dass nur wenige Bälle die beiden Löcher in der Wand passierten.
  • Der Spielmannszug Rot-Weiß Duisdorf war erstmals nicht mit einem Stand auf dem Derletalfest vertreten: Zwei Wochen nach dem Festival "Rock im Tal" hätte man zwar Lust gehabt, meinte der Vorsitzende Josef Klein. Aber es hätte an Helfern gefehlt - einige Vereinsmitglieder waren auch an anderen Ständen tätig. So konnte Klein endlich mal so richtig das Fest genießen.
  • "Kuscheln gegen Kohldampf" hieß es am Stand des Vereins Katzenschutz Bonn/Rhein-Sieg: Gegen eine Spende konnte man dort ein Kuscheltier bekommen. Von dem Erlös soll laut Eva-Maria Kolfenbach Katzenfutter angeschafft werden. "Wir unterhalten betreute Futterplätze für Katzen, die die Nähe zum Menschen ablehnen."
  • Die Kinder konnten nicht schnell genug den Hang hinaufkommen, um anschließend auf der Rollenrutsche bergab zu düsen. Am Samstag wurden sicher viele Kalorien verbrannt.
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