Gastroszene im Umbruch Restaurants ersetzen Duisdorfs Kneipen

DUISDORF · Wer hier wohnt, hat es offenbar mehr mit dem Essen als mit dem Trinken: Im Duisdorfer Zentrum eine traditionelle Kölsch-Kneipe zu finden, ist nach der kürzlichen Schließung von zwei Lokalen nicht mehr ganz so einfach.

 Viel Flair mit Außengastronomie: In Höhe der Rochuskirche konzentriert sich das Angebot an Essen und Trinken. Hier locken das Restaurant Alexander, das Bistro Eselchen und das Eiscafé Morello.

Viel Flair mit Außengastronomie: In Höhe der Rochuskirche konzentriert sich das Angebot an Essen und Trinken. Hier locken das Restaurant Alexander, das Bistro Eselchen und das Eiscafé Morello.

Foto: Roland Kohls

Dafür gibt es sehr viele Gelegenheiten, dem kleinen und großen Hunger zu begegnen. In jedem Fall steht fest: Die Duisdorfer Gastro-Szene befindet sich im Umbruch.

Conny's Stern

Die Gastwirtschaft neben dem Kulturzentrum Hardtberg hat seit Anfang Juni geschlossen, die Nachfolge ist derzeit noch ungewiss. Dem Hauseigentümer und Verpächter Hans-Konrad Peters hat ein Interessent am vorigen Dienstag abgesagt, erzählte er dem GA und meinte: "Wir suchen aber weiter."

Zur Bayrischen Botschaft

Nach dem plötzlichen Tod des langjährigen Gastwirts im vorigen Jahr hat sich eine Mitarbeiterin in dem Lokal versucht, aber vor einigen Monaten aufgegeben. Lutz Reinke, Gastro-Verkaufsleiter der Radeberger Gruppe, glaubt auch hinsichtlich des "Sterns": "Für beide Lokale ist im Moment kein Nachfolger zu finden."

Alt-Duisdorf

Das gemütliche Traditionslokal mit deutscher Küche am Schickshof hatte vor gut einer Woche seinen letzten Öffnungstag, als sich Pächter Ralf Kersting von seinen Gästen verabschiedete. Das Speiselokal ist aber schon wieder vermietet. Wie zu hören war, soll dort ein Vietnamese eröffnen.

Fattoria di Paolo

Das Gasthaus am Ende der Rochusstraße steht seit Oktober 2014 leer. Damals war Pächter Paolo Granatella auf den Brüser Berg gezogen. "Aber da tut sich etwas, das Lokal wird wiederbelebt", sagt Gisbert Weber, Vorsitzender der Wirtschafts- und Gewerbegemeinschaft (WGH). Demnach überlege die Eigentümergemeinschaft zurzeit, welches gastronomische Konzept sie umsetzen wolle.

Lord Nelson

Nach einjährigem Leerstand geht auch hier ein neuer Pächter an den Start: Binali Togluk, der in der Rochusstraße schon den türkischen Imbiss Konak betreibt, wird am Freitag, 14. August, eine Shisha/Cocktail-Bar eröffnen. Sie wird Maxim heißen und auch Live-Musik, DJ und Bauchtanz-Veranstaltungen anbieten, sagte der neue Pächter dem GA. Das Lokal bekommt derzeit eine neue Innenausstattung und bietet dann auch kleine Snacks aus der kalten Küche an.

Armonia

Damit wird Duisdorf unterm Strich wieder ein Stück internationaler: Mit dem Armonia am Schickshof ist ein Grieche im Ort, mit dem Abacanto eine spanische Tapas-Bar, dazu gibt es zahlreiche Döner-Imbisse, Mini-Pizzerien, eine Burger-Braterei und demnächst auch vietnamesische Küche und arabische Shisha-Kultur. Traditionelle deutsche Küche ist in der Fußgängerzone die Minderheit: Der Imbiss Hirzmann bietet Hausmannskost auf die Hand und zum Mitnehmen an, und das Alexander hat deutsche Klassiker in gehobener Restaurant-Qualität auf der Speisekarte.

Und sonst?

Die Rathaus-Stuben (früher: Zur gemütlichen Ecke) sind durch die Kneipen-Fluktuation interessant für neue Gäste geworden, dasselbe gilt auch Bei Toni auf der anderen Seite des Rathauses.

Im Duisdorfer Oberdorf gibt es noch die Gaststätte Strick. Auch die Alexander-Schänke ist ein beliebter Anlaufpunkt in der Ortsmitte, wo schon mittags Getränke serviert werden, ebenso wie im Bistro Eselchen, das seit einem Jahr unter neuer Leitung ist. Ein anderes Publikum zieht das Eiscafé Morello an, und für Dartfans gibt es das Bistro Seventy Seven in der Rochuspassage.

Von einem Kneipensterben im Ort will WGH-Chef Weber nicht sprechen. "Man kann in Duisdorf in den Restaurants und Bistros überall ein Bier trinken, ohne dort essen zu müssen", sagt er.

Die typische Eckkneipe mit vielen Stammgästen gebe es aber nicht mehr, weil das Publikum das nicht mehr annehme. Für den Gastro-Experten Lutz Reinke kommt hinzu, dass es schwierig sei, Pächter zu finden, die sechs Tage/Abende pro Woche eine Gastwirtschaft betreiben wollen.

"Die müssen Spaß am Job haben und nicht nur Getränke anbieten. Das reicht nämlich heute nicht mehr aus, sondern es muss auch Abwechslung und Unterhaltung für die Gäste dabei sein", sagt Reinke.

Eine Rückschau in die Vergangenheit zeigt jedoch: Auch in Duisdorf ist die Zahl der Lokale im Laufe der Jahre deutlich weniger geworden. Der Burghof schloss 1987, der Goldene Esel Mitte der 90er Jahre, auch die Gaststätte im Wilden Schwein und den Alten Keller am Burgacker gibt es nicht mehr.

Für Reinke eine Entwicklung, die sich bis heute fortgesetzt hat: "Die klassische Kneipe ist eben nicht mehr in."

"Die Zeiten des Frühschoppens sind vorbei", sagt auch Lambert Berg vom 1970 gegründeten Stiefel-Club. Seit Conny's Stern geschlossen ist, geht die Truppe in die Alexander-Schänke. Das Manko in Duisdorf sieht er aber ganz woanders: "Es gibt hier keinen Vereinsraum, in den man mit 20 oder 30 Leuten gehen kann."

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