Interview mit Petra Thorand Die Hardtberger Bezirksbürgermeisterin über die zweite Amtsperiode

BONN · In ihre zweite Amtsperiode als Bezirksbürgermeisterin geht Petra Thorand (CDU). Am 11. Juni war sie bei der konstituierenden Sitzung der Bezirksvertretung Hardtberg mit 13 von 19 Stimmen bestätigt worden, ihre Partei hat auf Bezirksebene einen neuen Partner, und zu tun gibt es noch genug im Stadtbezirk. Darüber sprach Thorand mit GA-Redakteur Rolf Kleinfeld.

 Am Schreibtisch: Petra Thorand wird auch die nächsten sechs Jahre als Bezirksbürgermeisterin ihr Büro im Rathaus haben.

Am Schreibtisch: Petra Thorand wird auch die nächsten sechs Jahre als Bezirksbürgermeisterin ihr Büro im Rathaus haben.

Foto: Rolf Kleinfeld

Glückwunsch zur Wiederwahl: War das nur eine Formsache?
Petra Thorand: Na ja, es war schon ziemlich klar. Alles andere wäre eine Überraschung gewesen.

Was steht in dieser Amtsperiode ganz oben auf Ihrer Liste?
Thorand: Viele Dinge. Es ist wichtig, weitere Kindertagesstättenplätze, U 3 und Ü 3, zu schaffen. Wir benötigen neuen, bezahlbaren Wohnraum. Dazu gehört die Bebauung des Geländes der früheren Gallwitzkaserne. Und aufgrund des demografischen Wandels müssen wir verstärkt auf altersgerechtes Wohnen achten. Außerdem ist mir der innere Zusammenhalt der Gesellschaft wichtig. Der Egoismus greift um sich. Dazu brauchen wir das ehrenamtliche Engagement der Bürger. Sowohl in den Vereinen als auch im kirchlichen Bereich, und natürlich in der Politik. Als Politiker müssen wir uns dafür einsetzen, dass die Rahmenbedingungen für ehrenamtliches Engagement kontinuierlich verbessert werden.

Nach vielen Jahren mit der FDP sind die Liberalen raus aus der Koalition, und die CDU will im Bezirk mit den Grünen zusammenarbeiten. Wird das klappen?
Thorand: Ich bin da sehr zuversichtlich. Wir haben jetzt nicht nur eine stabile Mehrheit mit insgesamt elf von 19 Stimmen, sondern haben auch ganz ähnliche politische Vorstellungen.

Ein Punkt, in dem Sie nicht einig sind, ist zum Beispiel der zweite Bauabschnitt in der "Grünen Mitte". Die CDU will ihn, die Grünen nicht. Wie kommen Sie da zusammen?
Thorand: Ganz einfach, wir haben in den Vertrag aufgenommen, dass die Grünen das nicht möchten und wir daran festhalten. Da gibt es eben konträre Auffassungen.

Und was heißt das? Ruht die Sache jetzt in den nächsten Jahren?
Thorand: Nein, wir werden uns weiter dafür einsetzen. Aus unserer Sicht ist das ein attraktives Baugebiet, gerade jetzt mit dem neuen Haltepunkt Helmholtzstraße. Wie lange wir bis zu einer Entscheidung brauchen, kann ich aber nicht einschätzen.

Gibt es weitere strittige Punkte?
Thorand: Nein, alles andere lief einvernehmlich. Da gibt es eine große Deckungsgleichheit.

Was ist Ihnen noch wichtig?
Thorand: Ich möchte gerne die Infrastruktur stärken und in gutem Zustand erhalten. Zur Lebensqualität im Stadtbezirk gehört auch der attraktive Einzelhandel. Ich hoffe, dass die inhabergeführten Fachgeschäfte, die wir hier haben, sich halten werden. Außerdem plädiere ich für eine bessere Zusammenarbeit mit der städtischen Wirtschaftsförderung. Ich kann auch nur an die Bürger appellieren, vor Ort einzukaufen und weniger das Internet zu bemühen.

Apropos: Sie sind bei der Gewerbeschau vermisst worden.
Thorand: Es war das erste Mal, dass ich nicht dabei sein konnte. Aber eine Freundin in Bremen hatte Silberhochzeit. Da habe ich es mir gegönnt, an diesem Wochenende dorthin zu fahren.

Auch Ihre zweite Amtszeit wird wohl unter dem Diktat der leeren Kassen stehen. Woran merken Sie das?
Thorand: Wir haben einen großen Handlungsbedarf bei den öffentlichen Gebäuden. Nehmen Sie nur das Rathaus. Auch der Stadtbezirksetat ist gekürzt worden, so dass sich Prioritäten ändern müssen.

Der Hardtberg scheint ein gutes Pflaster für die Rechten zu sein. Pro NRW sitzt wieder im Bezirksparlament und hat hier das stadtweit beste Ergebnis erreicht. Macht Ihnen das Sorgen?
Thorand: Schon, das zeigt die Grundhaltung bei manchen Menschen, die nicht positiv ist. Wir müssen etwas tun gegen Extremismus von rechts und von links. Deshalb liegt mir auch das Thema Integration am Herzen. Es wird schon viel getan, was auch Früchte trägt. Dennoch ist es wichtig, soziale Netzwerke zu schaffen und interdisziplinär zu arbeiten, das heißt Sozialamt, Jugendamt, Schulamt, Stadtplanung und auch Wirtschaftsförderung müssen mit den Menschen und den Akteuren vor Ort zusammenarbeiten.

Wie werden Sie mit dem Pro NRW-Mandatsträger umgehen?
Thorand: Ich habe schon in der konstituierenden Sitzung gesagt, dass ich gerne mit allen demokratischen Kräften zusammenarbeiten werde, aber keine rassistischen, fremdenfeindlichen und terroristischen Äußerungen tolerieren werde. Egal, woher sie kommen.

Auch der Bürger Bund hat diesmal den Sprung ins Bezirksparlament geschafft. Ein Gewinn?
Thorand: Wir bedauern zwar, dass es uns nicht gelungen ist, die Anhängerschaft des Bürger Bundes für uns zu gewinnen, denn es gibt viele Übereinstimmungen. Wir sehen aber gute Chancen für eine gedeihliche Zusammenarbeit in der Praxis.

So einige Projekte sind lange diskutiert worden, aber die Realisierung dauert und dauert. Was sagen Sie zum Stichwort Burgacker-Carré und zum Bau von Kreiseln Am Burgweiher?
Thorand: Der Stillstand des Sanierungsvorhabens des Burgweihers ist leider auch den leeren Kassen geschuldet. Was die Kreisel anbelangt, so muss sehr genau geprüft werden, wo sie Sinn machen. Die kleineren Kreisel sind sicher sinnvoll. Aber an der großen Kreuzung am Rathaus ist die Verkehrsbelastung sehr hoch und es queren zu viele Fußgänger, vor allem morgens zu Schulbeginn. Womöglich ist dort eine Ampel besser. Um das zu klären, sind weitere Überlegungen anzustellen und Prüfungen nötig.

Und auf dem freien Grundstück Am Burgacker, das seit Jahren als Parkplatz genutzt wird? Geht es da nur noch um Preisverhandlungen?
Thorand: Das ist jetzt vornehmlich eine Frage an den privaten Investor. Politik und Verwaltung haben ihre Schularbeiten gemacht.

Macht Politik eigentlich noch Spaß, wenn alles unter dem Diktat der leeren Kassen steht?
Thorand: Das ist ja gerade die Herausforderung, mit wenig Geld vieles zu bewirken. Dazu muss man richtige Prioritäten setzen.

Zur Person

Petra Thorand (51) ist seit 2004 Mitglied der Bezirksvertretung Hardtberg und wurde im April 2008 zur Bezirksbürgermeisterin gewählt. Überdies ist sie seit Dezember 2009 Mitglied des Stadtrates.

Thorand, die Kunstgeschichte und politische Wissenschaften studiert hat, ist im Schuldienst am Hardtberg-Gymnasium tätig. Sie wohnt in Duisdorf, ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn.

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