Diskussion ums Hardtbergbad Breite Front gegen Schließung

DUISDORF · Enttäuschung ja, Verzweiflung nein. Nach dem Vorstoß der Stadtspitze, das Hardtbergbad zu schließen, stehen die Zeichen auf Sturm, aber so wirklich kann sich noch niemand vorstellen, dass die Pläne tatsächlich Realität werden.

"Es gab schon so viele tolle Ideen, die nicht umgesetzt wurden", erinnert sich Wolfgang Henrichs. "Ich setze darauf, dass sich das wiederholt." Der Mann ist regelmäßiger Badegast und hat erst im Sommer durch sein Sponsoring dafür gesorgt, dass die nunmehr dritte Verschönerungsaktion im Freibadteil umgesetzt wurde - als Graffitikünstler an der Rutsche das Bild eines Nordsee-Ferienhauses auf Beton sprühten.

"Rettet das Hardtbergbad", heißt die Facebook-Gruppe, die inzwischen fast 700 Freunde gefunden hat. Und auch Henrichs sagt: "Wenn es nötig wird, werden wir auch mobilisieren und auf die Straße gehen müssen." Seltene Einigkeit auch bei den Fraktionen im Hardtberger Rathaus. Sie lassen Muskeln gegen OB Jürgen Nimptsch, aber auch gegen die Ratsfraktionen spielen. "Das Bad werden wir auf keinen Fall ohne Weiteres schließen", sagt Bernhard Schekira (CDU). Die Lage sei ideal, es gebe Parkplätze und eine gute Busanbindung.

"Besser geht's doch gar nicht." Das einzige Bonner Kombibad zu schließen, findet auch die SPD völlig daneben. Ferner habe die Verwaltung nicht berücksichtigt, dass auf dem Brüser Berg und in Medinghoven Familien mit geringem Einkommen wohnen, die sich als Urlaubsersatz nur Freibadbesuche gönnen können, erklärten Barbara Naß und Horst Geudtner.

Auch die FDP ist im Gegensatz zur eigenen Jugendorganisation (Julis) mit im Boot. Für Frank Thomas sind die Pläne ein Affront gegen den Stadtbezirk, und er fragt sich, was viele Bürger denken: "Warum geben wir ein Bädergutachten in Auftrag, wenn danach genau das Gegenteil vorgeschlagen wird?" Auch der Grüne Christian Trützler versteht den OB-Vorschlag nicht. "Ich war entsetzt", gibt er zu. "Es wäre verheerend, dieses Bad zuzumachen." Er fordert eine Bürgerbeteiligung, was die SPD allerdings als völlig überdreht abtut. Wenn man die Bürger frage, welches Bad geschlossen werden solle, lasse man quasi die Bürger der verschiedenen Bonner Stadtteile aufeinander los.

Die Diskussion nur noch aus der Ferne verfolgen wird bald Badleiter Guido Daniels. Nach 18 Jahren verlässt er seinen Posten und tritt ab 1. Dezember auf eigenen Wunsch einen besser dotierten Job in der Stadtverwaltung an. Ein Interview mit ihm lehnte das Presseamt am Dienstag ab: "Er will kein Aufhebens um seinen Wechsel machen", sagte eine Sprecherin.

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