Vor 20 Jahren Aufregung um die Parkuhr im Kofferraum

DUISDORF · Mächtig Stress und viel Aufregung gab es im Sommer vor 20 Jahren wegen der Parkgebühren in Duisdorf.

 Eine skurrile Aktion: Helmut Joisten (l.) und Gerhard Lorth brachten 1995 zum Pressetermin ihre eigene Parkuhr mit und stellten sie auf. Sie war auf einen Bürostuhl-Drehgestell montiert, eine Kette mit Magnet verband sie mit Gerhard Lorths Auto

Eine skurrile Aktion: Helmut Joisten (l.) und Gerhard Lorth brachten 1995 zum Pressetermin ihre eigene Parkuhr mit und stellten sie auf. Sie war auf einen Bürostuhl-Drehgestell montiert, eine Kette mit Magnet verband sie mit Gerhard Lorths Auto

Foto: Engels

Die Stadt Bonn hatte dort 1995 gerade die alten Parkuhren Zug um Zug abgebaut, weil sie oft defekt und ständig aufgebrochen waren, und sie durch moderne Parkscheinautomaten ersetzt - als Rot-Grün in einer ersten Aktion mit ihrer Mehrheit im Stadtrat auch die Parkgebühren erhöhen wollte.

Der Preis sollte von umgerechnet einem Euro auf 1,50 Euro pro Stunde hochgesetzt werden. Pech nur, dass die Bezirksvertretung Hardtberg drei Wochen vorher beschlossen hatte, für fast alle Parkplätze die (kostenlose) Parkscheibenregelung einzuführen.

Die Züge fuhren aufeinander zu, zumal Parkscheinautomaten auch an Stellen aufgestellt worden waren, an denen es nur eine Handvoll Parkplätze zum Abkassieren gab. Der damalige Bezirksbürgermeister Gerhard Lorth schäumte, warf der Stadtverwaltung Verschwendung von Steuergeldern vor, der damaligen Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann Wortbruch und rief die Bevölkerung erst mal zum Boykott der teureren Parkplätze auf. Außerdem drohte er ein Bürgerbegehren und den Gang vor Gericht an. Dieckmann reagierte, indem sie die Ratsentscheidung als "höherwertig" bezeichnete und die Kompetenz des Bezirksgremiums anzweifelte. Beide Seiten gossen Öl ins Feuer.

Bei einer Pressekonferenz verfielen Lorth und sein damaliger CDU-Ratskollege Helmut Joisten auf eine skurrile Idee: jedem seine eigene Parkuhr zum Mitnehmen. Vor staunenden Journalisten packten sie aus dem Kofferraum von Lorths Auto eine solche Parkuhr aus, die von Joisten auf das Drehgestell eines Bürostuhls geschraubt worden war. Eine Kette mit Magnet verband sie mit Lorths Auto. "Diese Parkuhr müsste noch irgendwo im Lengsdorfer Heimatmuseum stehen", erinnert sich Lorth und amüsiert sich noch heute über die Aktion.

Auch ein anderer Ortstermin mit der Presse war gut für Ärger. Der CDU-Bürgermeister posierte für die Fotografen mit einer Säge an einer Parkuhr und drohte, diese eigenhändig abzusägen, wenn die Stadt nicht Vernunft annähme. Die Stadt reagierte, indem sie mit einer Anzeige und der Forderung nach Schadenersatz drohte. Lorth: "Dabei hatte ich doch noch gar nichts gemacht."

Es war Musik drin in diesem Sommer 1995. Am Ende zwang der kleine Bezirk die große Stadt Bonn in die Knie, die CDU triumphierte über Rot-Grün. Der Sieg, den die "Parkrebellen" erreichten, sah so aus: Rund die Hälfte der Parkplätze (250) bleibt kostenlos. Der Rest kostet die ersten 30 Minuten 25 Cent, jede weitere halbe Stunde 50 Cent.

Nur einige "Logenplätze" wurden teurer, in Form einer Staffelgebühr von 1,75 Euro für zwei Stunden. Die Duisdorfer setzten nebenbei noch durch, dass samstags keine Parkgebühren bei ihnen fällig werden. Das bleibt auch erst mal so bei der Neufassung der Gebühren, die jetzt aktuell beschlossen wurde: Die Stadt wollte, dass dieses Privileg aus Gründen der Gleichbehandlung entfällt, doch da setzten sich die Bezirke auch 20 Jahre später wieder durch. Demnach muss samstags auch künftig bis 14 Uhr nicht bezahlt werden, montags und freitags bleibt die Gebührenpflicht bis 18 Uhr und wird nicht auf 19 Uhr ausgedehnt.

Dafür gehen die Gebühren nach oben: Die teureren Plätze kosten neuerdings 80 Cent pro halbe Stunde (bisher 55 Cent), die preiswerteren 60 Cent pro halbe Stunde (bisher 35 Cent). Und diesmal gab's keinen Streit wie damals, sondern eine breite Mehrheit. Die einzigen, die die neuen Gebühren ablehnten, waren Linke, Bürger Bund und AfD. Bis alle Automaten auf die neuen Preise umgestellt sind, kann es Herbst werden.

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