Klassentreffen früherer Rochusschüler Als die Schüler in der Schamottfabrik lernten

DUISDORF · Die Fenster waren herausgerissen, die Türen erst gar nicht mehr vorhanden. "Die alte Rochusschule stand zwar, im Inneren konnte jedoch kein Raum mehr genutzt werden", erinnert sich Gerta Schmidt noch ganz genau. Deshalb zogen die rund 40 Duisdorfer i-Dötzchen des Jahrgangs 1944 in die alte Schamottfabrik. "Dort wurden wir dann eine ganze Zeit lang unterrichtet."

 An ihre Zeit vor 70 Jahren in der Alten Schule an der Rochuskirche haben die Senioren viele Erinnerungen. Das heutige Gebäude der Rochusschule wurde erst 1953 in Betrieb genommen.

An ihre Zeit vor 70 Jahren in der Alten Schule an der Rochuskirche haben die Senioren viele Erinnerungen. Das heutige Gebäude der Rochusschule wurde erst 1953 in Betrieb genommen.

Foto: Roland Kohls

Jetzt, 70 Jahre nach der Einschulung, trafen sich die ehemaligen Mitschüler in geselliger Runde im "Alexander" wieder. Gemeinsam mit Alfred Mertens hatte Gerta Schmidt das Klassentreffen organisiert.

An einen geregelten Unterricht war in den letzten Kriegsmonaten nicht zu denken. "Mehrere Jahrgänge wurden gemeinsam unterrichtet", erzählte Alfred Mertens. Erst nach einiger Zeit konnten Lehrer und Schüler wieder in das alte Gebäude neben der Kirche einziehen. Besonders schlecht in Erinnerung ist Alfred Mertens noch der Geruch der frisch geölten Böden. "Dieser beißende Duft zog sich durch das ganze Gebäude und war sehr unangenehm."

Damit im Winter niemand frieren musste, sorgten die Schüler selbst dafür, dass der Klassenraum beheizt wurde. "Einige brachten von zu Hause einen Brikett für den Kohleofen mit", erzählte Gerta Schmitz. "Eingepackt in ein Stücke Zeitungspapier brannte er langsamer herunter."

Doch trotz aller Entbehrungen hatten die Duisdorfer Schüler ihren Humor nie verloren. "Einmal haben wir einem Skelett den Mantel und den Hut unseres Mathelehrers angezogen. Dem blieb der Mund offen stehen, als er in die Klasse kam und die Figur sah", lachten beide.

1953 wurden die Schüler entlassen. "Ich bin der einzige, der auch im Ort geblieben ist", erzählte Alfred Mertens. Er absolvierte eine Lehre als Technischer Zeichner und lebte schließlich mit seiner eigenen Familie in seinem Elternhaus. Alle anderen Klassenkameraden zogen weg. Manche wechselten nur den Stadtteil, einige bauten sich in anderen Bundesländern eine Existenz auf. So kamen jetzt sogar aus Freiburg und Hannover ehemalige Mitschüler zum Klassentreffen zurück nach Duisdorf.

Nach dem Mittagessen machten sich alle auf zum Engelsgässchen. "Dort haben wir damals unsere Schulspeisung bekommen", so Mertens. "Auch wenn wir fast nie die Schokoladenration bekamen, die uns zugestanden hätte."

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