Demonstration in Bonn 500 Menschen setzen sich lautstark für Hebammen ein

BONN · In rote Warnfarben hatten sich am späten Montagnachmittag vor dem Bundesgesundheitsministerium viele der rund 500 Demonstranten gekleidet, die der Politik mit Plakaten und Luftballons Dampf machen wollten.

"Wir stehen hier für unsere Wahlfreiheit. Familien fordern Hebammen", stand auf Schildern, die ganze Familienverbände in die Höhe reckten.

"Nach dem derzeitigen Stand werden ab dem 1. Juli 2015 die freiberuflichen Hebammen nicht mehr haftpflichtversichert sein. Ohne Haftpflicht dürfen aber Hebammen nicht arbeiten", erläuterte die Bonner Initiatorin Katharina Hartmann die Aktion. Das bedeute keine Vor- und Nachsorge, keine Beleghebammen, keine außerklinische Geburten mehr.

"Und das ist erst der Anfang: Das Haftpflichtproblem besteht im Grunde auch für Ärzte und Kliniken, die Geburtshilfe leisten. Wo werden Frauen und junge Familien in Zukunft die dringend notwendige Unterstützung und Begleitung bekommen?", fragte Hartmann, die sich in ihrer "Funktion als Mutter" vor das Ministerium stellte.

Die Bonner Mahnwache stand im Zusammenhang mit zeitgleichen Aktionen in Berlin und München. Und sie konnte mit Bianca Kasting aufwarten, einer jungen Frau aus Münster, die derzeit über ihre Online-Petition schon weit über 260 000 Unterschriften gesammelt hat. "Lieber Herr Gröhe, retten Sie unsere Hebammen", schreibt die junge Mutter da im Netz direkt an den neuen Minister. Seit sie ihr erstes Kind, die kleine Lotta, 2012 mit Hilfe einer fürsorglichen Hebamme so glücklich bekommen habe, setze sie sich für den Weiterbestand dieses gefährdeten Berufs ein, so Kasting.

"Wir fordern Sie auf, das Koalitionsversprechen zu halten und in den ersten 100 Tagen Ihrer Amtszeit, also bis zum 27. März 2014, eine Lösung für die Haftpflichtproblematik der Hebammen in Deutschland zu finden." Alle Hebammen und Geburtshäuser müssten weiter tragfähig bleiben. "Eine flächendeckende Versorgung mit Hebammenhilfe muss gewährleistet sein", forderte Kasting vom Minister.

In der Menge waren auch Vertreter der Bonner Parteien und der Hebammenschulen Duisburg und Bensberg. Gröhe hat sich kürzlich mit den Hebammenverbänden getroffen. Ihm sei das im Koalitionsvertrag gegebene Versprechen, Hebammen weiterhin flächendeckend zur Verfügung zu stellen, "ein Herzensanliegen", postet der Minister aktuell im Internet.

Die Haftpflichtproblematik müsse nachhaltig gelöst werden. Die Versicherungskosten, um überhaupt eine Lizenz zu halten, seien für Hebammen aber so gestiegen, dass schon viele ihren Beruf aufgegeben hätten, erläuterte Hartmann. Ab Juli 2015 werde es innerhalb der Verbände überhaupt keinen Versicherer für sie mehr geben. "Deshalb wollen wir heute die Politik auffordern, für die Geburtshilfe geradezustehen."

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