"Bundesamt für magische Wesen" Wenn der Bundesadler zum Drachen wird

BRÜSER BERG · Feen, Kobolde, Orks, Elfen und Drachen leben üblicherweise nicht in Städten, sondern eher in Naturgebieten wie dem Kottenforst und dem Hardtbergwald - warum also sollte der Hauptsitz des Bundesamts für magische Wesen innerstädtisch liegen?

Nein, es war ein kluger Schachzug, es in den Wald zu verlegen, genauer gesagt, an den Abenteuerweg 3. Der freundliche Vampir von nebenan und die Gargoyle auf dem Dach haben ja ohnehin ihre eigenen Möglichkeiten, sich schnell von A nach B zu bewegen.

Dieses Amt hatte am Wochenende Tag der offenen Tür, damit auch "normale" Menschen einmal gucken konnten, was es mit dieser speziellen Behörde auf sich hat. Die ist so speziell, dass sie sich nicht einmal mit dem Bundesadler schmückt, sondern mit dem Bundesdrachen. Immerhin, erklärte Sprecher Klaus Maresch, ist es ein Drache, der die nationalen Goldreserven der Bundesrepublik verwaltet. Was viele nicht wussten: Viele der Goldschatz-Szenen des zweiten "Hobbit"-Films wurden genau dort gedreht.

Zurück in die Wirklichkeit. Das Bundesamt für magische Wesen, kurz BAfmW, ist letztes Jahr aus einer Schnapsidee auf Facebook entstanden, die eine erstaunliche Eigendynamik entwickelt hat. Laut Imker Maresch, in Bonn bekannt als Betreiber des "Honighäuschens", gehören der Gemeinschaft inzwischen rund 130 deutsche Fantasy-Autoren sowie eine Reihe von Rollenspielern und sonstigen Fantasybegeisterten an. Ziel ist es unter anderem, die Werke dieser Schriftsteller ein wenig bekannter zu machen.

Daneben haben die Mitarbeiter des Amts auch viel Spaß daran, einfach ein bisschen herumzuspinnen und beispielsweise EU-Verordnungen zur ökologischen und artgerechten Haltung von Jungbauern durch ernährungsbewusste Vampire zu erlassen. Passend dazu hat sich das Amt mit Edmund Friedemann Dräcker auch einen Präsidenten gewählt, der perfekt zum Amt passt (siehe Infokasten).

Inzwischen wurde die Idee geboren, das Bundesamt in einem Filmtrailer bekannter zu machen, wofür Maresch auch einige Kinoketten begeistern konnte. Als Vorfilm zu Teil drei der "Hobbit"-Filmreihe soll dieses Werbefilmchen laufen, das von Regisseur Ulrich König gedreht wird, der durch die Pumuckel-Filme und die Serie "Um Himmels Willen" bekannt wurde. Ihm zur Seite stehen professionelle Filmemacher, Filmstudenten aus Köln und viele Freiwillige.

Man suche noch Darsteller für Elfen, Orks, Werwölfe, Hexen und andere Wesen, so Maresch, die sich über die Internetseite bewerben können. Obwohl das Filmteam alles kostenlos macht, brauche man doch ein wenig Geld für eine vernünftige Kameraausrüstung, Special Effects und dergleichen. Deshalb wurde eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Wer bereit ist, mindestens drei Euro für das Projekt zu geben, kann mit einem Dankeschön rechnen, unter anderem sind das Bücher von Autoren, T-Shirts mit BAfmW-Logo oder auch Gutscheine für heißen Met auf dem Bonner Weihnachtsmarkt.

Zur Person

Die fiktive Figur des Edmund Friedemann Dräckers entstand im frühen 20. Jahrhundert: Ein deutscher Diplomat in Rom erfand Dräcker als Ausrede, um sich vor Sitzungen und sonstigen Terminen zu drücken. Schließlich geriet er in die Not, dem nicht existierenden Diplomaten einen Lebenslauf samt Stammbaum anzudichten.

Danach ist Dräcker in Ostpreußen geboren und war im diplomatischen Dienst im Nahen Osten und in Indien unterwegs. Im Lauf des 20. Jahrhunderts wurde die Figur immer wieder aufgegriffen. Höhepunkt war das angebliche Hissen der BRD-Flagge auf einer antarktischen Eisscholle im Jahr 1981, das in der DDR echte Empörung über das Kolonialisierungsbestreben der Bundesrepublik hervorrief. Das Auswärtige Amt hat inzwischen eine Biografie herausgegeben, Dräckers Leben wurde auch verfilmt.

Info

Wie man mitmacht, erfährt man auf www.bundesamt-magische-wesen.de.

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