Familie von Ahmad Kiwan Neue Hoffnung für die syrischen Flüchtlinge

BRÜSER BERG · Am Mittwoch sollen die ersten Familienangehörigen von Ahmad Kiwan in Bonn ankommen. Überwältigende Hilfe der Kirchengemeinde.

Grenzenlose Hoffnung, tiefe Enttäuschung: Seit Wochen durchlebt Ahmad Kiwan dieses Auf und Ab der Gefühle. Denn er wartet schon so lange darauf, endlich wieder seine Familie in die Arme schließen zu können. Mit Hilfe und Unterstützung der katholischen Kirchengemeinde St. Rochus und Augustinus versucht der 37-Jährige, Eltern, Geschwister, Nichten und Neffen aus dem Kriegsgebiet in Syrien nach Deutschland zu holen (der GA berichtete), damit sie hier in Sicherheit leben.

Obwohl der Wirtschaftsinformatiker bereits nachgewiesen hat, dass alle 27 Personen, davon 15 Kinder im Alter von einem bis 16 Jahren, mit ihm verwandt sind und er für deren Unterhalt in Deutschland aufkommt, fehlt es noch immer an den entsprechenden Papieren zur Ausreise. Doch jetzt hat Kiwan wieder Hoffnung: "Am Mittwoch kommen vielleicht die ersten", freut sich der 37-Jährige. "Dafür haben wir seit Monaten gekämpft."

Seine Eltern sowie Bruder und Schwägerin mit ihren drei Kindern sollen an diesem Tag von Jordanien aus nach Deutschland fliegen. "Ich kann es kaum erwarten", erzählt Kiwan euphorisch, der mit seiner Frau im Pfarrbezirk wohnt. "Ich habe meine Eltern seit drei Jahren, meinen Bruder sogar seit fünf Jahren nicht mehr gesehen."

Damit die Familie auf eine Ausreise hoffen konnte, musste Ahmad Kiwan in den letzten Monaten so manche Hürde überwinden. Denn er hat nicht nur das Geld für die Flüge (rund 13.000 Euro) aufzubringen, sondern er bürgt auch dafür, dass der Lebensunterhalt der Familie in Deutschland gesichert ist. "300 Euro pro Person und Monat muss ich nachweisen", rechnet er vor - ein enormer Betrag, für den er nicht alleine geradestehen kann. "Drei Freunde von mir haben mit mir dafür gebürgt", erzählt er dankbar.

Beinahe grenzenlos ist allerdings auch die Hilfe, die er aus seinem Pfarrbezirk bekommen hat. "Es ist einfach unglaublich, wie groß die Resonanz auf unseren Spendenaufruf ist", freut sich Pastoralreferent Guido Zernack, der die Hilfsaktion der Kirchengemeinde organisiert. "Mittlerweile haben wir bereits 18.600 Euro an Einzelspenden bekommen. Viele haben sich jedoch bereit erklärt, zusätzlich per Dauerauftrag die Familie jeden Monat mit Geld zu unterstützen", erzählt er begeistert.

Auch wenn ab 1. März und 1. April bereits Wohnungen gefunden wurden, so "fehlt uns noch eine Wohnung, in der die Flüchtlinge im Februar leben können", so der Pastoralreferent. "Vielleicht steht irgendwo ein Mieterwechsel an, und eine entsprechende Unterkunft steht dadurch für ein paar Wochen leer", appelliert er und hofft, dass er möglichst schnell einen entsprechenden Hinweis bekommt.

In ihrem Engagement für die syrischen Flüchtlinge will die Kirchengemeinde jedoch auch nach deren Ankunft nicht nachlassen. "Wir versuchen jetzt, Firmen in der Umgebung auf das Schicksal der Familie aufmerksam zu machen. Und auch über die Schulen werden wir verstärkt auf das Problem der Syrer hinweisen", so Guido Zernack.

Ahmad Kiwan fiebert derweil dem nächsten Mittwoch entgegen. "Wir haben gehofft und gekämpft und so manchen Rückschlag verkraftet. Jetzt bin ich nur noch erleichtert. Es ist für uns das größte Geschenk, unsere Familie außer Lebensgefahr zu wissen."

Info: Wer die Hilfsaktion der Kirchengemeinde unterstützen möchte, findet mehr Infos unter www.au-ro-ed.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort