Kirche Sankt Edith Stein und Emmauskirche Gelungenes Beispiel für gelebte Ökumene

BRÜSER BERG · Zur Weihe der katholischen Kirche Sankt Edith Stein auf dem Brüser Berg am 20. September 1993 gibt es eine nette Anekdote: Als dem damaligen Weihbischof Norbert Trelle das für die Zeremonie benötigte Chrisam gegeben wurde, stellte er fest, dass es nicht flüssig genug war. "Wir hatten eine Mikrowelle in der Kirche", erinnert sich der evangelische Pfarrer Fried-Clemens Sareyko. Er eilte also in seine Kirche, taute das Salböl in der Mikrowelle auf, und dann konnte die katholische Weihe vollzogen werden.

 Architektonische Meisterleistung: links die Kirche Sankt Edith Stein, rechts die Emmauskirche - in der Mitte treffen sich Katholiken und Protestanten zum ökumenischen Miteinander.

Architektonische Meisterleistung: links die Kirche Sankt Edith Stein, rechts die Emmauskirche - in der Mitte treffen sich Katholiken und Protestanten zum ökumenischen Miteinander.

Foto: Stefan Knopp

Diese amüsante kleine Geschichte ist ein gutes Beispiel dafür, wie das Miteinander von Protestanten und Katholiken auf dem Brüser Berg funktioniert: Man arbeitet zusammen und hilft sich gegenseitig. Und so war es von Anfang an geplant, seit Sareyko Mitte der 80er Jahre seine Arbeit als evangelischer Seelsorger auf dem Brüser Berg antrat.

In dem Neubaugebiet wohnten hauptsächlich Mitarbeiter der Bundesministerien. Die evangelische Kirche im Hardtberg war nur mit einem Ladenlokal vertreten und feierte ihre Gottesdienste bei den Katholiken in der "Holzkirche", der heutigen Markuskirche, die seit zehn Jahren die Selbstständige evangelisch-lutherische Freikirche beherbergt. Sareyko und der katholische Pfarrer Benno Leiverkus wollten den Weg der Ökumene gehen. "Duisdorf war erst katholisch, dann kamen die Protestanten dazu", so Sareyko. "Auf dem Brüser Berg haben wir dagegen gemeinsam begonnen."

Die Stadt hatte 1987 einen Ideenwettbewerb rund um die Gestaltung des Stadtteilzentrums gestartet und bot den Gemeinden an, sich zu beteiligen. Die Kirchen sollten so konzipiert sein, dass sie mit einander zugewandten Eingängen und einem gemeinsamen Kirchvorplatz die gewünschte Ökumene architektonisch unterstützen. Ab 1991 wurde der Entwurf der Architekten Laurids und Manfred Ortner für 23 Millionen Euro umgesetzt.

Der Bonn-Berlin-Beschluss hätte dem Bau beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht: Mit den Ministerien zogen viele Menschen aus den Gemeinden nach Berlin. "Es gab den Vorschlag, ein Moratorium auszurufen und fünf Jahre lang zu warten", so Sareyko. Das wollte man aber nicht. Am 12. September 1993 wurde die evangelische Emmauskirche eingeweiht, zwei Wochen danach Sankt Edith Stein. Bereits im Juni 2013 haben beide Gemeinden zusammen mit der Freikirche die runden Geburtstage mit einem großen Fest gefeiert. Den ökumenischen Gottesdienst gemeinsam vorzubereiten, sei eine Herausforderung gewesen, sagt Jörg Harth, seit letztem Jahr leitender Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Sankt Augustinus, Sankt Rochus und Sankt Edith Stein. "Dabei kann man auch lernen, wie Christsein auch noch geht."

Nach wie vor arbeitet man gut zusammen, auch im seelsorgerischen Bereich hilft man sich gegenseitig. Zudem gibt es den gemeinsamen Infobrief "Wir" und gemeinsame Veranstaltungen. Alle drei Kirchen haben einen Partnerschaftsvertrag unterzeichnet, durch den Ökumene gestaltet werden soll.

  • Die Jubiläumsgottesdienste finden an den jeweiligen Jahrestagen statt: in der evangelischen Emmauskirche am Donnerstag, 12. September, ab 19 Uhr, danach gibt es einen Vortrag über "Paulus und die Frauen". Und in der katholischen Kirche Sankt Edith Stein am Donnerstag, 26. September, ab 19 Uhr mit Vortrag "Frauen des Mittelalters, die die Kirche veränderten".
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