Brüser Berg kommt langsam in die Jahre Die Entwicklung eines Stadtteils

BRÜSER BERG · Es gab Zeiten, da wurde auf dem Brüser Berg fast jede Woche eine neue Einweihung gefeiert. Ein neuer Kindergarten, die Grundschule, das Ortsteilzentrum. Und die vielen Mehrfamilienhäuser erst, die fertig wurden.

Gut, jede Woche eine Feier ist vielleicht etwas übertrieben. Aber im Rückblick wurden viele Neubauten gleichzeitig fertig und konnten in Betrieb genommen werden.

Das alles ist jetzt 30 Jahre her. Und auch ein vergleichsweise "neuer" Stadtteil wie der Brüser Berg kommt irgendwann in die Jahre. Der Nachteil: Mit der Zeit werden auch hier größere Sanierungsmaßnahmen fällig. Der Vorteil: Die damaligen Neubürger haben sich längst akklimatisiert, und die Menschen fühlen sich heimisch auf dem "Bonner Balkon", wie der Stadtteil vor allem in seiner Vermarktungsphase genannt wurde.

Und im Nachhinein können die Bewohner froh sein über eine Diskussion, die Mitte der 70er Jahren begann. Es ging um die sozialen Probleme, die in schnell gewachsenen Neubaugebieten aufgetreten waren. "Man vermisste die gewohnten Werte wie Nachbarschaftskontakte und Heimatgefühl", heißt es in der Dokumentation der Entwicklungsmaßnahme Hardtberg. Erschwerend hinzu kam noch, dass die Wohnblocks in Medinghoven inzwischen in der Presse als "Schlagwort für beispielhafte Fehlplanung" bezeichnet wurden, beschreibt die Dokumentation.

Man versuchte, die Fehler nicht zu wiederholen und tat das, wofür heutige Bewohner des Brüser Berges dankbar sein dürften: Man baute die Gebäude niedriger und weniger dicht, versuchte zudem, die Infrastruktur möglichst parallel zu den Wohnbauten fertigzustellen, damit die ersten Anwohner nicht unter einer jahrelangen Versorgungslücke zu leiden hatten. Außerdem wurde auf eine größere architektonische Vielfalt geachtet und nicht auf einen einzigen Bauträger gesetzt wie in Medinghoven.

Nach dem Stimmungswandel nahmen die zuständigen Stellen 1974 eine entscheidende Korrektur vor: Die Einwohner-Zielzahl der "Musterstadt" wurde von 25.000 auf 15.000 Menschen reduziert und zwei Jahre später nochmals auf 12.000 Einwohner. Heute wohnen laut Stadt Bonn knapp 8000 Bürger auf dem Brüser Berg.

Jedenfalls wurden in dem Zuge die prägenden Häuser von neun auf maximal sechs Geschosse heruntergestuft und mehr Einfamilienhäuser in den Randlagen vorgesehen. Damit waren die Weichen gestellt, auch wenn die grundsätzliche Idee einer Höhen- und Dichte-Abstufung von der Mitte zu den Randbereichen erhalten blieb. Trotzdem: Das Konzept einer "verdichteten Großsiedlung mit urbanem Charakter" war damit gestorben, es wurde abgelöst durch ein lockerer bebautes Gebiet mit einem großen Anteil an Einfamilienhäusern. Und der Verkauf derselben ging zügig voran, auch die Nachfrage nach Eigentumswohnungen stieg.

Im Rahmen dieser Entwicklung profitierte aber auch Alt-Duisdorf, wo auf dem Grundstück der ehemaligen Kerzenfabrik zwischen Rochusstraße und dem Burgweiher Geschäftshäuser mit zwölf beziehungsweise 17 Geschossen geplant waren. Erst wurden sie auf sechs Etagen zurückgestuft, später entstand hier ein (noch niedrigeres) Kaufhaus, der heutige Rewe-Markt am Schickshof.

Und auch sonst stellte niemand mehr die Altbausubstanz infrage Um sie zu schützen, wurde vor fast 35 Jahren der Bebauungsplan für das Duisdorfer Oberdorf geändert. Die fünf zulässigen Geschosse wurden entsprechend der vorhandenen Bebauung auf zwei bis drei Geschosse herabgesetzt, um den alten Dorfcharakter zu erhalten.

Dennoch klappte das nicht ganz: Die Flächensanierung mit dem Aufkauf größerer Grundstücke durch Baugesellschaften fand zwar nicht mehr statt, trotzdem wurden die Grundstücke teilweise besser ausgenutzt, wenn Altbauten beseitigt wurden und neue Gebäude geplant wurden. Auf diese Weise schaffte Duisdorf gleichzeitig aber auch den Weg vom "alten Dorf" zu einem modernen Einkaufsstandort.

Fertigstellung der Infrastruktur passierte Zug um Zug

1973: Spatenstich für die drei Elementa-Bauten als erste Wohnungsbaumaßnahme. Fertigstellung des Konrad-Adenauer-Damms.

1974: Haupt- und Realschule ergänzen das Hardtberg-Gymnasium zum Schulzentrum Brüser Berg.

1978: Die eigentliche Hochbautätigkeit beginnt. Fertigstellung der Reihenhauszeile an der Reaumurstraße.

1979: Übergabe des Derletal-Parks.

1980: Fertigstellung der Wohnsiedlung an der Erfurtstraße.

1981: Fertigstellung der Stadthausreihe mit Eigentumswohnungen an der Riemannstraße.

1982: Fertigstellung des Hardtbergbades (Freibad).

1990: Einweihung der Hardtberghalle im Schulzentrum. Fertigstellung der Mehrgeschossbauten an der Gaußstraße.

1992: Fertigstellung der Reihenhäuser an der Marie-Curie-Straße.

1993: Die Gemeinschaftsgrundschule an der Edisonallee ist fertig, ebenso das Ortsteilzentrum mit den beiden Kirche der Altenbegegnungsstätte, dem Jugendzentrum, der Stadtteilbücherei und dem Kindergarten.

1998: Die Zufahrt zur Südwache des BMVg wird freigegeben.

2007: Der Kunstrasenplatz des Schulzentrums Hardtberg am Schießstandweg wird eingeweiht.

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