Senioren besuchen Helmholtz-Schüler "Wir wollten auch mal Gastgeber sein"

DUISDORF · Seit mehreren Monaten besuchen die Siebtklässler des Helmholtz-Gymnasiums jeden Donnerstagnachmittag Senioren im Sebastian-Dani-Alten- und Pflegeheim. Jetzt fand erstmals ein Gegenbesuch statt: "Wir wollten auch mal Gastgeber sein", erklärte Denise Dreckmann, Lehrerin am Helmholtz-Gymnasium.

 Gegenbesuch in der Schule: Die Senioren, viele von ihnen im Rollstuhl, werden von den Schülern der AG "Donnerstags eine gute Tat" einmal pro Woche umsorgt.

Gegenbesuch in der Schule: Die Senioren, viele von ihnen im Rollstuhl, werden von den Schülern der AG "Donnerstags eine gute Tat" einmal pro Woche umsorgt.

Foto: Sebastian Flick

Viele Senioren waren neugierig, woher die Schüler kommen, von denen sie jede Woche Besuch bekommen und begaben sich - meist mit ihren Rollstühlen - auf eine kleine Reise zum Helmholtz-Gymnasium.

Schnell entwickelte sich ein reger Austausch zwischen den Schülern und den Senioren - ein Thema: die Schulzeit heute und damals. "Die Schüler haben heute teilweise neun Stunden Unterricht am Tag", war Ursula Rösgen, Bewohnerin des Sebastian-Dani-Heims, erstaunt.

Doch nicht nur die Senioren waren sehr am Alltag der Jugendlichen interessiert, auch die Schüler hörten aufmerksam zu, als die Senioren aus ihrem Leben erzählten. "Die große Neugier auf ältere Menschen bewundere ich bei den Schülern", stellte Barbara Kliesch, stellvertretende Schulleiterin am Helmholtz-Gymnasium, fest.

Auch Dreckmann ist von dem Umgang der Siebtklässler mit den Senioren begeistert: "Einige der Schüler, die sonst Rabauken sind, sind bei dem Gespräch mit den Senioren superlieb", stellt sie erfreut fest. Auch während des Besuchs im Helmholtz-Gymnasium geht den Schülern der Gesprächsstoff nicht aus: "Es ist interessant, wie und warum man ins Altenheim kommen kann", stellte Aline (13) fest, nachdem sie von einer Seniorin erfahren hatte, dass deren Enkelsohn in Limburg wohnt und die Enkeltochter nach Argentinien ausgewandert ist.

Während des Besuchs im Helmholtz-Gymnasium unterhielten sich die Siebtklässler nicht nur angeregt mit ihren Gästen, sondern betreuten diese auch professionell. Wie das funktioniert, hatten sie zuvor unter anderem in einem Kursus im Rollstuhlfahren gelernt.

Kennengelernt hatten sich die Gymnasiasten und die Senioren bereits im September vergangenen Jahres: Damals begann die Nachmittags-AG "Donnerstags eine gute Tat", deren Teilnehmer einmal wöchentlich die Senioren im Sebastian-Dani-Heim besuchen. Diese freuen sich darauf und die damit verbundene Abwechslung immer schon lange vorher. "Viele Senioren fragen nach, wann die Kinder wiederkommen", berichtet Alltagsbegleiterin Danuta Widera. Während des Besuchs entdecken die Senioren und die Kinder häufig viele gemeinsame Interessen - vom Basteln über das Singen bis zu Gesellschaftsspielen.

"Soziales Lernen findet in der Schule sehr wenig Platz. Ziel des Projektes ist es, die Sozialkompetenz von Schülern und Senioren zu fördern", erklärte Dreckmann und ergänzte: "Die Treffen sind eine Bereicherung für beide Seiten". Das sieht Kliesch genauso: "Der Kontakt und Austausch ist aus unserer Sicht sehr wichtig. Großfamilien gibt es heute kaum noch".

Bereits nach der Abreise vom Helmholtz-Gymnasium freuten sich die Senioren auf den nächsten Donnerstag, wenn die Schüler wieder zu ihnen kommen. Pläne für den nächsten Besuch gibt es auch schon: "Wir wollen alle gemeinsam Eis essen gehen", verrät Ute Wolf, Altentherapeutin im Sebastian-Dani-Heim.

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