Brüser Damm und Konrad-Adenauer-Damm Streit um gemähte Wildkräuterwiesen in Duisdorf

Duisdorf · Die Stadt hat Grünflächen am Konrad-Adenauer-Damm großflächig zurückschneiden lassen - aus Gründen der Verkehrssicherheit. Die Flächen waren jedoch als Wildkräuterwiesen vorgesehen und extra dafür bepflanzt worden.

 Gemähte Wiese am Brüser Damm

Gemähte Wiese am Brüser Damm

Foto: Richard Bongartz

Freie Sicht nach rechts, nichts versperrt den Blick zur linken Seite hin: Seit Jahren fährt Sabine Heinz mehrmals in der Woche zum Einkaufen an den Basketsring. „Gerade im Sommer ist das Abbiegen oder Auffahren vom Konrad-Adenauer- auf den Brüser Damm oder die Ulrich-von-Hassell-Straße sehr umständlich und nicht ungefährlich“, erzählt die 42-Jährige. Denn mit dem ersten warmen Frühlingsregen „explodiert“ die Natur an Seiten- und Mittelstreifen sowie auf dem Kreisel innerhalb weniger Tage. Gras und Wildkräuter stehen dann in kürzester Zeit knapp einen Meter hoch.

Doch in diesem Jahr versperrt nichts den Blick auf den fließenden Verkehr. Bereits vor einigen Tagen waren abseits der Fahrbahn kleine Mähdrescher unterwegs. „Bei Bedarf werden nur die Flächen gemäht, die zur Verkehrssicherheit frei gehalten werden müssen“, erklärt Stadtsprecher Marc Hoffmann. „Dies geschieht – so wie in jedem Jahr – circa alle zwei bis drei Wochen durch Mitarbeiter des Amtes für Stadtgrün“, ergänzt er. Stehen bleibt hingegen ein Grünstreifen in der Mitte. „Dabei handelt es sich um eine Extensivfläche aus Wildkräutern“, ergänzt er. Damit leiste man einen Beitrag zur Artenvielfalt. Die Wiesen sind zudem wichtig für das Überleben von Bienen und anderer Insekten.

Doch während sich Autofahrer und andere Verkehrsteilnehmer über die freie Sicht freuen, kritisiert Stephan Brambach das Vorgehen der städtischen Kolonne. „Meiner Meinung nach wurde viel zu früh gemäht“, beklagt er. Denn gerade erst habe die Blüte einiger Pflanzen begonnen. „Man hätte mit dem Schnitt besser erst in vier Wochen begonnen“, erklärt er. Grundsätzlich begrüße er die Idee, Blühflächen im öffentlichen Bereich anzulegen. „Doch nach dieser Mähaktion bezweifele ich ob daran überhaupt noch Interesse besteht“, beklagt er. Außerdem seien seiner Meinung nach viel zu große Flächen gemäht worden. „Ich verstehe nicht, wie man so lieblos mit dem Areal umgehen kann“, so Brambach.

Aufgrund der Witterung in den vergangenen Tagen sei das Mähen durchaus sinnvoll gewesen, erklärt hingegen Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer Rheinland. Allerdings könne man für die Mahd kein allgemeingültiges Datum nennen. „Dabei muss man sich an der jeweiligen Witterung orientieren“, so Rüb. Nach dem ersten Schnitt würde dann der zweite Aufwuchs austreiben. „Das Mähen ist wichtig, um die Vielfalt zu erhalten. Würde man darauf verzichten, dann würden dominante Arten die empfindlichen Pflanzen mit der Zeit komplett vertreiben.“

So wie am Brüser Damm hat die Stadt vor einiger Zeit im gesamten Stadtgebiet – insgesamt auf einer Fläche von 50 000 Quadratmetern – Wildblumenwiesen angelegt und dafür 250.000 Euro ausgegeben. Diese Flächen befinden sich unter anderem auf dem Venusberg, in Endenich und auf dem Heiderhof. Damit soll allerdings nicht nur weiterer Lebensraum für Insekten geschaffen werden, sondern die Stadt will durch diese Maßnahmen zusätzlich sparen. Denn während Rasenflächen mehrmals im Jahr gepflegt werden müssen, reichen für die Wildblumenwiesen in der Regel zwei Wiesenmahd pro Jahr.

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