Konzern gibt Panne zu Telekom bringt Rufnummern von Seniorinnen durcheinander

Duisdorf · Ihren eigenen Werbeslogan „Erleben, was verbindet“ hat die Telekom in diesem Fall wohl etwas zu wörtlich genommen. Bei der angekündigten Umstellung auf digitale Technik vertauschte sie die Nummern von zwei Seniorinnen aus Duisdorf.

Wer Gisela Kuths Festnetznummer wählte, sprach plötzlich mit Marlies Odenthal. Andersherum galt das Gleiche: Wenn bei Gisela Kuth zu Hause das Telefon klingelte, war jemand am anderen Ende der Leitung, der Marlies Odenthals Festnetznummer gewählt hatte. „Ich habe das am Dienstag erst durch Zufall gemerkt, weil mein Sohn mich angerufen hat, aber bei Frau Odenthal landete“, sagt Gisela Kuth und ärgert sich. Denn ihr Anrufbeantworter geht seitdem auch nicht mehr. Die 79-Jährige räumt auch ein: „Wir sind alle ein bisschen durcheinander.“

Von Durcheinander spricht auch Marlies Odenthal. „Ich will meine Telefonnummer wieder zurück haben“, fordert die 86-Jährige, ist aber zugleich froh, dass sie wenigstens mit ihrem Telefon raustelefonieren kann. „Aber auf meinem Display habe ich früher gesehen, wer angerufen hat. Das geht jetzt auch nicht mehr, denn das Display ist tot.“

Kurios außerdem: Die beiden Frauen wohnen in Duisdorf nur zwei Straßen voneinander entfernt. Sie wussten bisher nichts voneinander, kannten sich auch gar nicht. Das schaffte erst die Telekom mit ihrem „Erleben, was verbindet“-Fehler. Und dann trafen sich beide Frauen, sinnigerweise im Telekom-Shop, wo sie sich beschwerten. Doch da habe der Mitarbeiter behauptet, es sei nichts vertauscht, und sie sollten doch die Störungsstelle anrufen. Das tat Marlies Odenthal auch, aber nachdem sie eine Stunde in der Warteschleife hing, war auch das keine Option mehr für sie.

Seltener Einzelfall

Außerdem scheint mit dem Malheur eine Preiserhöhung verbunden zu sein. „Ich habe bisher immer 20 bis 21 Euro bezahlt“, berichtet Gisela Kuth, die von ihrem Anbieter nur den Telefonanschluss bezieht. Jetzt soll sie plötzlich 29 Euro bezahlen. „Bei mir rufen Leute an und sind überrascht, eine ganz andere Stimme zu hören“, erzählt Marlies Odenthal. Na klar, sie haben schließlich mit der Stimme von Gisela Kuth gerechnet. Die Seniorinnen haben jetzt genug damit zu tun, die Angelegenheit aufzuklären, wenn bei ihnen das Telefon klingelt. Das ist für sie aufregend genug: „Ich wohne jetzt 22 Jahre hier, und habe nie Brassel mit dem Telefon gehabt“, sagt Odenthal.

Ob dies ein Einzelfall ist oder gehäuft auftritt, ist unklar. Im Telekom-Shop lernten die beiden Seniorinnen jedenfalls Klaus Peckruhn kennen, dessen Frau ganz in der Nähe der Wohnanschrift der beiden Damen einen Frisörsalon betreibt. „Unser Telefon dort war plötzlich tot“, berichtet er. „Die Telekom habe es jetzt zumindest geschafft, eine Rufumleitung aufs Handy zu schalten.“ Dass seine Frau im Salon nicht mehr erreichbar ist, habe Konsequenzen: „Da sind ihr bestimmt schon 20 Frisörtermine durch die Lappen gegangen“, glaubt Peckruhn.

Die Telekom-Pressestelle hörte sich die Geschichte mit den vertauschten Nummern sehr interessiert an. Am Donnerstag bestätige eine Pressesprecherin dann, es habe offenbar eine Verschaltung von zwei Rufnummern stattgefunden. „Warum und wo das passierte, können wir noch nicht sagen“, meinte sie.

Es handele sich aber um einen äußerst seltenen Einzelfall. Die Vermutung geht dahin, dass im grauen Schaltschrank vor dem Haus von Marlies Odenthal zwei Kabel falsch angeschlossen wurden. „Am Freitag kommt ein Techniker zu Frau Odenthal, um das im Schaltschrank durchzuprüfen“, kündigte die Sprecherin an. Und danach müsste auch bei Frau Kuth eigentlich alles wieder in Ordnung sein.

Die Telekom, die Gisela Kuth inzwischen ebenfalls über die Störungsstelle erreicht hat, versprach, sie an diesem Freitagnachmittag anzurufen, ob es geklappt hat, ihren Anschluss gleich mitzuschalten. Froh ist die 79-Jährige außerdem, dass sie die Zusicherung bekam, ihren Vertrag so zu ändern, dass sie nicht mehr als bisher bezahlen muss.

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