Schwimmen in Bonn Stadtspitze will Hardtbergbad schließen

BONN · Wenn das keine Überraschung ist: Laut Bäderkonzept, das die Stadt Bonn am Donnerstag auf den Tisch legte, sollen die Schließungspläne nun das Hardtbergbad treffen. Das einzige Bonner Kombibad wird im Jahr 2017 zumachen, wenn es nach der Stadtverwaltung geht.

Warum nun ausgerechnet dieses Bad, das bisher nie auf den Listen auftauchte und von der Bäder-Gutachterin Kim Adam sogar für einen Ausbau vorgeschlagen wurde? "Das Hardtbergbad ist das Bonner Bad, das die wenigsten Besucher hat", sagte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch am Donnerstag während einer Pressekonferenz. 2011 seien es dort lediglich 124.000 Badegäste gewesen und damit kaum mehr als im Frankenbad (118.500), obwohl dieses im Sommer drei Monate geschlossen war und auch keinen Außenbereich hat.

"Das Hardtbergbad müsste an sich viel bessere Zahlen haben", sagte Sportdezernent Martin Schumacher. "Wir vermuten, dass es an der peripheren Lage im Stadtbezirk Hardtberg liegt." Hinzu komme: Für das Bad sind 15 Millionen Euro an Investitionen und eine Million Euro Zuschuss pro Jahr nötig. Doch das ist noch nicht alles: Zwei weitere Freibäder stehen auf der Kippe.

Das Melbbad und das Friesi sind alte Bekannte in der Diskussion. Im Gegenzug sollen aber auch zwei der unattraktiven Bonner Hallenbäder auf Vordermann gebracht werden, was die Stadtverwaltung als zwei "Leuchttürme" bezeichnet. Hier das Konzept im Detail:

  • Schließungen: Ab nächstem Jahr soll die Stadt 750.000 Euro bei den Bädern einsparen. Um das zu erreichen, müssten das Melbbad und das Freibad Friesdorf schließen. Muss das sein? "Wenn der Rat uns von der Vorgabe befreit, dann nicht", sagte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch. "Der Ball ist jetzt in der Politik gelandet."
  • Sanierung: Das Frankenbad soll als zentrales City-Bad ausgebaut werden (20 Millionen Euro), inklusive des Vorplatzes als Anziehungspunkt in der Nordstadt. Das Kurfürstenbad soll zu einem Gesundheitsbad (11 Millionen Euro) werden und sein Profil erweitern. Beide Hallenbäder sollen dann auch attraktive Sauna-Landschaften bekommen. Damit einher gehen Sanierungen und weitere Steigerungen der Attraktivität.
  • Neubau: Der ist für den linksrheinischen Bereich Bonns vom Tisch, weil der Stadt das Geld dafür fehlt und sich laut Schumacher kein (bezahlbares) Grundstück finden ließ. Als Option will sich die Stadtverwaltung aber rechtsrheinisch den Neubau eines Freizeitbads offen halten, und zwar auf dem Gelände des Verkehrsübungsplatzes in der Beueler Rheinaue. Die "Beueler Bütt" soll so lange weiter betrieben werden, zumal es dort keinen größeren Investitionsbedarf in die Technik gibt.
  • Zeitplan: Für 2014 ist die Sanierung der Schwimmhalle im Sportpark Nord fest eingeplant, anschließend kommt das Frankenbad (bis 2015), dann das Kurfürstenbad (bis 2017). In dieser Zeit soll das Hardtbergbad als Ausweichstandort dienen und danach schließen, so der Plan der Bäderverwaltung.
  • Betriebsform: Schon lange diskutiert wird über eine Steuer sparende GmbH-Betriebsform unter dem Dach der Bonner Stadtwerke. Das hatte auch die Gutachterin befürwortet. Diese Überlegungen will die Stadt aber erst einmal bis Ende 2013 zurückstellen.
  • Bürgerbeteiligung: Ist seitens der Stadt nicht vorgesehen, da sie keine Auswahlszenarien präsentieren will. "Das lässt sich mit unserem Vorschlag nicht umsetzen", sagte Nimptsch. "Das ist zwar misslich, aber dazu müssten wir ja zwei Alternativen zur Auswahl anbieten."
  • Beschlussfassung: Die am Donnerstag vorgestellten Vorschläge sollen in der zweiten Novemberhälfte im Projektbeirat Bäder sowie im Sportausschuss beraten werden. Die Stadtspitze plant, dass der Rat am 13. Dezember das letzte Wort spricht. Für Nimptsch sind die Vorschläge seiner Fachleute sowohl überfällig als auch mutig. Spaß habe man nicht, solche Konzepte zu präsentieren. Aber es brauche jetzt eine Grundsatzentscheidung zu den Bädern: "Es sei denn, der Rat sagt uns, wo wir das Geld sonst einsparen sollen. Oder aber der Rat sagt, wir schwimmen lieber auf Kosten der Enkel."

Am Beckenrand

  • Status Quo: Ihn zu erhalten, indem alle Bäder wie bisher weiter betrieben und saniert werden, ist laut Stadt nicht möglich. "Dann müssten wir 50 Millionen Euro investieren und hätten trotzdem keine höhere Attraktivität."
  • Späte Erkenntnis: Die Idee, das Hardtbergbad zu schließen, ist nicht nur eine Überraschung, sondern auch relativ spät entstanden, so Schumacher. "Ich habe auch erst mal ein paar Tage darüber nachdenken müssen."
  • Die Auswahlgründe: Warum stehen erneut Melbbad und "Friesi" zur Disposition? Das liegt laut Stadt an der Verteilung der Standorte über das Bonner Stadtgebiet. Dass das Melbbad erst für 3,5 Millionen Euro saniert wurde, spielt laut OB Nimptsch keine Rolle mehr: "Die Frage ist doch, ob man gutes Geld dem schlechten hinterher wirft." Vor zwei Jahren hatte er noch vorgeschlagen, nur ein Hallen- und ein Freibad pro Stadtbezirk zu erhalten, was ebenfalls das Aus für Melbbad und "Friesi" bedeutet hätte. Der Vorschlag war vom Rat abgelehnt worden.
  • Der Kletterwald: Er ist im Hardtbergbad und sollte zusätzliche Badegäste anlocken. Das ist nicht gelungen, so die Stadt: "Es kam kein einziger Badegast mehr. Die Leute klettern und gehen dann."
  • Das Badeschiff: Früher lag so ein Schiff am Alten Zoll, und das ist für Schumacher immer noch eine tolle Alternative im Zusammenhang mit einem möglichen Bäder-Neubau in Beuel. Denn: Man könne vier bis fünf Monate im Rhein baden, ohne Energiekosten.
  • Das Gutachten: Hätte man genügend Geld, wäre das Szenario der Gutachterin (Neubau) gut umsetzbar gewesen, glaubt die Stadt. Angesichts der Finanzlage aber sei das nicht möglich. Martin Herkt, Leiter des Sport- und Bäderamtes, sagte: "Auch Einsparungen nur bei den Hallenbädern vorzunehmen, reicht nicht aus."
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