Suche nach Flüchtlingsheimen Schadstoffe im Ex-Landesbetrieb

LENGSDORF · Die Anzeichen, dass das leer stehende Gebäude des früheren Landesbetriebs Straßen NRW an der Villemombler Straße künftig als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird, verdichten sich. Und das nicht nur, weil Anwohner schon Tätigkeiten von Handwerkern rund um das fünfstöckige Gebäude beobachtet haben. Doch es gibt noch einige Probleme, unter anderem mit Schadstoffen.

 Das Gebäude des ehemaligen Landesbetriebs Straßen NRW ist stark sanierungsbedürftig.

Das Gebäude des ehemaligen Landesbetriebs Straßen NRW ist stark sanierungsbedürftig.

Foto: Roland Kohls

Bei den Handwerkerarbeiten handelt es sich laut Stadt Bonn bisher noch um eine "bautechnische Untersuchung" durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW, die nach der Besichtigung des Objekts eingeleitet wurde. Sollte sich dabei herausstellen, dass eine Baugenehmigung für eine Änderung der Nutzung hin zu einem Flüchtlingsheim erteilt werden könne und sich die Umbaukosten in einem vertretbaren Rahmen halten, werde eine Entscheidung ergehen, bei der auch die Fraktionsvorsitzenden im Rat beteiligt werden, teilte die Stadt weiter mit.

Was aber ist ein vertretbarer Rahmen? Wie berichtet, stehen 3,9 Millionen Euro allein für Umbaukosten dieses Objekts im Wirtschaftsplan des städtischen Gebäudemanagements (SGB), was eher nebenbei bekannt wurde und die Hardtberger Bezirkspolitiker überrascht hatte. Nicht überraschend teilte die Stadt jetzt mit: Das beauftragte Architekturbüro habe die Umbaukosten auf 3,9 Millionen Euro geschätzt, hinzu kämen noch Kosten für eine vollständige Sanierung der Fassade.

Was den Zustand des Gebäudes angeht, sehe es "nach Aktenlage" so aus, dass die gesamte Elektroinstallation kaputt sei und erneuert werden müsse. Der Brandschutz erfordere den Bau von zwei neuen Nottreppen. Es fehle eine zentrale Warmwasseraufbereitung, die Toiletten und Lüftungen seien sanierungsbedürftig. Was wohl noch viel schwerer wiegt, sind die Schadstoffe in dem Gebäude: So seien Asbest, PCB und künstliche Mineralfasern gefunden worden, die Fassadenplatten seien instabil.

Deshalb sind die fünf Büroetagen wohl nur mit hohem Aufwand zu beziehen, nach entsprechender Schadstoffsanierung. Anders bei den beiden ehemaligen Dienstwohnungen, die laut Stadt "mit geringem kosmetischen Aufwand" wieder nutzbar gemacht werden können.

Die Kosten für den Umbau müsste die Stadt Bonn übernehmen, außerdem die späteren Rückbaukosten, wenn das mietfrei überlassene Haus nach 25 Jahren an den BLB zurückgegeben werden muss. Wie hoch die sein werden, hängt davon ab, welcher Zustand verlangt werde.

Die Frage, ob die Kosten und die Zahl der mehr als 100 Plätze für Flüchtlinge vereinbar seien, beantwortet die Stadt Bonn so: "Bei einer derzeit erhältlichen Null-Prozent-Finanzierung für Umbauten von Bürogebäuden zu Flüchtlingsunterkünften entsprächen die Umbaukosten einer Miete von grob geschätzt zirka 3,3 bis 5 Euro pro Quadratmeter." Dies entspreche den Kosten für die Anmietung von öffentlich gefördertem Wohnraum in Bestandsgebäuden der Vebowag. "Insofern hält die Verwaltung die Kosten für vertretbar."

Die Begeisterung, das Übernahmeangebot anzunehmen, war kürzlich in der Bezirksvertretung Hardtberg nicht besonders ausgeprägt. CDU-Ratsfrau Birgitta Jackel warnte: "Mietfrei überlassen klingt immer gut, aber das Land lässt diese Immobilie verrotten. Ich sehe überhaupt nicht ein, dass die Stadt das jetzt herrichten soll." Ihr persönlich wäre es lieber, gleich über einen Verkauf zu verhandeln. Dabei müsse als Kaufpreis aber der Bodenpreis minus Abrisskosten zugrunde gelegt werden, forderte sie in der jüngsten Sitzung. "Denn das Gebäude selbst ist abbruchreif", so Birgitta Jackel.

In den 1970ern erbaut

Das in den 70er Jahren errichtete Gebäude des des früheren Landesbetriebs Straßen NRW an der Villemombler Straße beherbergte bis Ende 2008 die Bonner Außenstelle des Straßenbetriebs NRW, der insgesamt 132 Jahre in Bonn angesiedelt war. Die 112 Mitarbeiter wurden damals auf andere Dienststellen verteilt oder gingen in Ruhestand. Schon 2009, als das Haus aufgegeben wurde, hatte die Bau- und Liegenschaftsbehörde angekündigt, es verkaufen zu wollen.

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