Melancholische Klänge von der Insel

Bonner Islandwoche mit einem Liederabend im Beethoven-Haus eröffnet

Bonn. In diesem Jahr blicken Island und Deutschland auf 50 Jahre diplomatische Beziehungen zurück. Dass zudem seit rund zehn Jahren vielfältige kulturelle Verbindungen zwischen Bonn mit dem Beethoven-Haus im Zentrum und der Republik Island bestehen, ist Anlass genug für eine Islandwoche in Bonn, die jetzt im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses mit einem Liederabend eröffnet wurde.

In ihren Grußworten zu Beginn des Abends wiesen Andreas Eckhardt, Direktor des Beethoven-Hauses, und Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann ebenso auf die sich sehr erfreulich gestaltenden Beziehungen hin wie ihr Gast, Islands Präsident çlafur Ragnar Grimsson.

Und schon der bedeutendste isländische Komponist der Moderne, J¢n Leifs (1899-1968), aus dessen Liedschaffen man Beispiele hörte, hatte enge Bindungen an Deutschland gehabt: er hatte 1916-22 in Leipzig studiert und war 1923-24 Dirigent an der Leipziger Volksakademie gewesen, ehe er nach Island zurückkehrte.

In seiner Heimat gründete er dann 1945 den isländischen Komponistenverband und 1948 die isländische Gesellschaft für Autorenrechte sowie 1954 den Conseil International des Compositeurs.

Zwei renommierte Künstler aus Island, der in Oper und Konzert gleichermaßen profilierte Tenor Finnur Bjarnason und der Pianist und Kammermusiker Örn Magn£sson - beide ausgewiesene Kenner des Leifsschen Lied-Oeuvres - stellten nun Beispiele aus seiner Lieder-Produktion vor, und zwar Drei Lieder op. 23 (1941). Zwei Lieder op. 14 a (1929-30) und Drei Lieder aus dem Themenkreis der isländischen Sagas op. 24 (1941).

Trotz der unterschiedlichen Themenkreise zeigten fast alle diese Gesänge einen melancholisch-dunkel getönten, mitunter sogar düsteren oder erregten Gestus. Finnur Bjarnason mit oft heldentenoralem Timbre und Örn Magn£sson mit markanter Klanggebung waren den Liedern ganz ohne Zweifel authentische und sehr eindrucksvolle Sachwalter.

Es war nun eine durchaus hübsche Idee, für diesen Abend auch auf dem deutschen Lied-Sektor Besonderes zu bieten, und so kamen die Bonner Musiker Barbara Hebborn (Sopran) und Hedayet Djeddikar (Klavier) auf die Idee, Lieder von drei Komponistinnen der Romantik auszuwählen, und zwar von Fanny Hensel-Mendelssohn, Josephine Lang und Clara Schumann.

Die vorgeführten Beispiele aller drei Frauen, die sich fast ausschließlich um die Liebe drehten, waren durchaus gekonnt konzipiert und von ansprechender Umsetzung der Texte. Clara Schumann gebührte dabei wohl die Krone, schon wegen der ausführlicheren und ausgefeilteren Klavierparts.

Diese gestaltete Hedayet Djeddikar adäquat klangdifferenziert, während Barbara Hebborns sehr feiner und fast vibratoloser Sopran generell dann doch etwas zu schwach und zart wirkte. Zwei Zugaben folgten noch, je ein deutsches (Brahms` "Guten Abend, gute Nacht") und ein isländisches Wiegenlied.

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