Interview mit Christopher Stahl vom Bike-Store "Renovierung dauerte länger als der Neubau"

Lengsdorf · Sechs Monate lang war das Untergeschoss des Bike-Discount Megastores in Lengsdorf nach dem Wasserschaden Ende Oktober nicht nutzbar, jetzt kommt es zum Neustart. In dieser Woche wurde noch bis zuletzt gearbeitet, damit das "Re-Opening" stattfinden kann.

 Nach dem Wasserschaden ist wieder Land in Sicht: Bis zuletzt arbeiteten Christopher Stahl (Foto) und seine Mitarbeiter, um im Untergeschoss wieder die Fahrrad-Ausstellungen zu präsentieren.

Nach dem Wasserschaden ist wieder Land in Sicht: Bis zuletzt arbeiteten Christopher Stahl (Foto) und seine Mitarbeiter, um im Untergeschoss wieder die Fahrrad-Ausstellungen zu präsentieren.

Foto: Rolf Kleinfeld

Mit Geschäftsführer Christopher Stahl sprach Rolf Kleinfeld aber auch über enttäuschte Erwartungen.

Was unterschied Ihren Schaden von einem normalen Wasserrohrbruch?
Christopher Stahl: Das Gebäude steht auf einer alten Tongrube, es gibt enorm viel Hangwasser. Beim Bau ist eine weiße Wanne vergessen worden, warum auch immer. Als der Schaden eintrat, spritzte das Wasser aus allen Ecken hervor. Der Druck war so groß, dass wir den Boden öffnen mussten, sonst wäre das ganze Gebäude wohl aufgeschwemmt wie damals der Schürmann-Bau. Im Untergeschoss stand das Wasser zehn Zentimeter hoch.

Also ein Riesenschaden. . .
Stahl: Das kann man wohl sagen. Der komplette Boden musste abgefräst und neu verlegt werden, Toiletten und Personalräume mussten raus, teilweise auch die Leitungen. Neue Drainagen wurden angelegt. Die Werkstatt musste im Haus fünf Mal umziehen. Die Renovierung hat im Grunde länger gedauert als der Neubau des Megastores. Und wir werden das Gebäude wohl noch sieben Meter tief ausbuddeln müssen, um einen Bitumen-Anstrich vorzunehmen.

Wer kommt dafür auf?
Stahl: Darüber werden sich alle Beteiligten und ihre Versicherungen wohl noch vor Gericht streiten. Der Generalunternehmer hat uns beim Beseitigen der Schäden stark unter die Arme gegriffen. Es ist aber die Frage, inwieweit wir mit den sogenannten "Sowieso"-Kosten herangezogen werden, obwohl wir überhaupt nichts für den Schaden können.

Bisher haben Sie mit dem Standort nicht viel Glück gehabt: Erst dauerte es, bis Sie das Grundstück erhielten, dann Streit um den Straßennamen, schließlich drei Einbrüche in Folge. Und jetzt noch das. Verzweifelt man da manchmal?
Stahl: Das nicht. Aber auf diesem Grundstück hätte eigentlich gar nicht gebaut werden dürfen, hier stand schon während der Bauphase ein See. Und die anderen Dinge waren auch sehr ärgerlich, ja. Hätten wir das alles gewusst, wir hätten hier bestimmt nicht gebaut.

Wegen der Kombination aller Umstände?
Stahl: Auch das. Damals war das eine Win-Win-Situation für alle. Dann haben die Politiker erst die Versprechung nicht eingehalten, dass unsere Zufahrtsstraße Radon-Ring heißen soll und die Bushaltestelle nach unserer Firma benannt wird. Das wurde einstimmig abgelehnt und hat mich sehr geärgert. Die Einbrüche haben wir mit Wachpersonal und entsprechender Sicherung des Gebäudes in den Griff bekommen. Aber der jetzige Schaden war schon heftig, und die Umsatzeinbrüche auch.

Weil Sie die Räder mit hohen Rabatten abgegeben haben?
Stahl: Natürlich. Jeder andere wäre daran wohl kaputt gegangen. Aber für uns ist das hier ein Nebenbetrieb unserer Hauptniederlassung in Grafschaft, wo wir eine Million Pakete pro Jahr im Online-Handel versenden und über 40 000 Bikes in Lagern vorhalten. In Lengsdorf ist jedoch unser Vorzeigeprojekt.

Gibt es wenigstens einen positiven Aspekt an der Sache?
Stahl: Na gut. Wir konnten durch den Schaden auch unsere Abläufe optimieren. Wir haben jetzt eine komplett neue Ausstellung, mit besonders vielen verschiedenen E-Bikes, haben die Teststrecke erweitert, die Radausgabe und den Service verbessert. Außerdem gibt es eine neue Abteilung mit Laufbekleidung und eine eigene Ecke für Downhill und Dirtbikes.

Wie haben Sie sich auf den Neustart vorbereitet?
Stahl: Unsere 80 Mitarbeiter an diesem Standort hier haben alles gegeben und hohen persönlichen Einsatz gezeigt. Nur deshalb funktioniert das.

Was ist eigentlich mit der Mountainbike-Teststrecke, die im Außengelände gebaut werden sollte? Wird das noch was?Stahl: Das ist immer noch interessant, auch wenn uns der Wasserschaden aus der Spur geworfen hat. Das Problem an der Strecke ist das Haftungsrisiko. Wer bezahlt, wenn sich da jemand verletzt?

Dabei läge so etwas im Trend, oder?
Stahl: Ja natürlich. Radfahren hat sich zum Trendsport entwickelt, Bike-Parks schießen aus dem Boden. Und dass unser Geschäft auf 5200 Quadratmetern alles für Radfahren bietet, sagt doch alles. Wir haben wieder Platzprobleme und denken über ein Extragebäude für E-Bikes nach.

Zur Person

Christopher Stahl (51) ist einer der beiden Geschäftsführer der Firma H & S-Bike, die auch den Megastore in Lengsdorf betreibt. Er und sein Partner Ralf Heisig gründeten das Unternehmen 1989 als kleinen Zweimann-Betrieb in Friesdorf, heute beschäftigt es 260 Mitarbeiter, davon 80 in Lengsdorf, wo mehr als 30 000 Artikel vorgehalten werden sowie rund 5000 Räder ständig vorrätig sind. Stahl ist verheiratet und hat drei Kinder.

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