Luxus oder notwendig? Regenschutz am Bahnhof in Duisdorf steht in der Kritik

Duisdorf · Bund der Steuerzahler hält den Bau eines Unterstandes am Bahnsteig in Duisdorf für ein Luxusproblem. Er verweist auf den benachbarten Unterstand für Buskunden, der auch für Bahnkunden ausreiche.

 Der Bahnsteig 2 in Richtung Bonn: Hier will die Stadt Bonn einen neuen Regenschutz für die Fahrgäste bauen.

Der Bahnsteig 2 in Richtung Bonn: Hier will die Stadt Bonn einen neuen Regenschutz für die Fahrgäste bauen.

Foto: Stefan Hermes

Den Duisdorfer Bahnhof hat der Bund der Steuerzahler NRW in sein Visier genommen und kritisiert eine „teure Bequemlichkeit“, die dort entstehen soll. Es geht um den Wetterschutz, der auf Gleis 2 in Richtung Bonn geplant ist. Allein für diese Überdachung sind seitens der Stadt Bonn und mit Rückendeckung der Politik 260.000 Euro im Haushalt für 2017 eingeplant.

Dabei gibt es bereits einen 220 Quadratmeter großen Unterstand, der für Bus- und Bahnkunden gemeinsam errichtet wurde und der mehr als 600 Menschen Platz biete, begründen die Steuerzahler-Lobbyisten ihre Meinung. „Zugegeben, das Wetterdach reicht nicht bis an den einfahrenden Zug heran“, heißt es da. Man müsse zwei, drei Schritte durch den Regen in Kauf nehmen, um in den Zug zu gelangen.

Doch rechtfertigt diese Bequemlichkeit, die es auch an vielen anderen Bahnsteigen nicht gebe, eine Investition von 260.000 Euro? Diese Frage stellt der Bund der Steuerzahler und gibt gleich die aus seiner Sicht passende Antwort. Nein, das sei ein echtes „Luxusproblem“. Dies umso mehr, als es am Bahnsteig selbst schon einen kleinen Unterstand gibt.

Knotenpunkt des ÖPNV

Dieser reicht jedoch nicht aus, darin sind sich die Stadt Bonn und die Fraktionen im Stadtrat einig. Weil am Duisdorfer Bahnhof der Knotenpunkt des ÖPNV im Stadtbezirk Hardtberg sei und die höchsten Fahrgastzahlen an der ganzen S 23-Strecke gezählt werden, halten auch die örtlichen Politiker einen Wetterschutz direkt am Bahnsteig für längst überfällig (der GA berichtete). Auch viele Fahrgäste hatten sich seinerzeit in einer GA-Befragung dafür ausgesprochen und den Regenschutz als wünschenswert erachtet.

Weil das die Stadt Bonn auch so sieht, ist sie bereit, eigene Gelder der Stadtkasse locker zu machen. Denn die Bahn weigert sich, den zusätzlichen Wetterschutz selbst zu finanzieren. Ihrer Meinung nach reichen die Fahrgastzahlen dafür nicht aus. Weil weniger als 4000 Ein- und Aussteiger pro Tag gezählt würden, gebe es keine Förderung, stellte aber der Stadt frei, den Unterstand auf ihre Kosten zu installieren.

Auch die Unterhaltskosten von 10.000 Euro pro Jahr würden an der Stadt Bonn hängen bleiben, wenn das Wetterdach gebaut würde. Und wie die Stadt seinerzeit mitteilte, seien bei dessen Errichtung auch noch nicht die „Unwägbarkeiten“ berücksichtigt – hinsichtlich der Fertigteilbahnsteige, der geringen Bahnsteigbreite und der Lage der Bahnsteige im Umfeld.

Insgesamt hat die Stadt sogar 500.000 Euro bereitgestellt, denn auch der Haltepunkt an der Helmholtzstraße soll mit zusätzlichem Regenschutz ausgestattet werden. Ob das Geld reicht, um an beiden Stellen Unterstände zu bauen, war bisher allerdings noch nicht klar.

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