Mehrgenerationenhaus Neubaupläne auf dem Brüser Berg kommen nicht voran

Brüser Berg · Die Idee entstand vor sieben Jahren: Die Verwaltung wurde vom Stadtrat beauftragt, ein Grundstück für ein Mehrgenerationenhaus auf dem Brüser Berg zu suchen. Passiert ist seitdem nicht viel, die Ausschreibung immer noch nicht komplett.

 Mühsame Planung: Auf die lange Bank geschoben ist die Bebauung der 3000 Quadratmeter großen Wiese an der Riemannstraße, an deren Rand die Brüser Zwerge ihre Unterkunft haben (links unten). Die Stadt führt unter anderem Personalmangel als Grund an.

Mühsame Planung: Auf die lange Bank geschoben ist die Bebauung der 3000 Quadratmeter großen Wiese an der Riemannstraße, an deren Rand die Brüser Zwerge ihre Unterkunft haben (links unten). Die Stadt führt unter anderem Personalmangel als Grund an.

Foto: Benjamin Westhoff

Das Jahr 2011 war ein ereignisreiches: In Fukushima wird ein Atomkraftwerk zerstört, die Grünen stellen erstmals einen Ministerpräsidenten, Amy Winehouse stirbt, Loriot auch, die Welt trauert um Eisbär Knut. Prinz William heiratet Kate. Das ist alles schon lange her. Auch der Vorschlag, für die teils überalterte Bevölkerung auf dem Brüser Berg ein Mehrgenerationenhaus und altengerechtes Wohnen zu schaffen, damit sie in ihrem Umfeld bleiben kann, stammt aus diesem Jahr. Aber von der Idee bis zur Umsetzung ist es ein schwerer Weg, der noch längst nicht zu Ende ist.

Passiert ist in den sieben Jahren seither nämlich wenig. Es gibt eine Planung, aber noch keinen Investor, das ausgesuchte Grundstück an der Riemannstraße/Ecke Fahrenheitstraße ist immer noch in städtischem Besitz. Eine Ausschreibung für den Verkauf ist ein zähes Geschäft, an dem die Stadt schon seit zwei Jahren arbeitet. Das Gelände ist die letzte städtische Freifläche im Ort, bisher befindet sich dort die zweizügige Kindertagesstätte der Brüser Zwerge. Der Rest ist Grünfläche.

Keine klaren Antworten

Angesichts des Zeithorizonts erinnerte Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Hardtberg daran, dass die Wünsche schon viel länger zurückreichen: „Die Brüser Zwerge warten schon seit 30 Jahren darauf, dass sie aus dem Provisorium herauskommen.“

Besonders die CDU-Stadtverordnete Brigitta Jackel hat sich in das Projekt regelrecht hineingebissen, aber kommt auch nicht voran. „Ich kriege die Krise“, stöhnte sie während der jüngsten Sitzung und merkte in Richtung Stadtverwaltung an: „Wenn jeder auf den anderen wartet, wird das nie etwas.“

Die ganze Situation ist unbefriedigend für Jackel, denn sie bekommt keine klaren Antworten. Ob der Investor wegen der besonderen Bedeutung des Projekts von der in Bonn geltenden 30-Prozent-Quote für sozialen Wohnungsbau befreit werden darf? „Das entscheidet die Politik“, erklärte Mathis Höller vom Planungsamt. Und zwar erst dann, wenn der potenzielle Investor seinen Entwurf einreicht. Wo es bei der Ausschreibung hakt? „Es fehlt noch die genaue Beschreibung des Raumprogramms des neuen Kindergartens“, sagte Heribert Beißel vom Liegenschaftsamt. Wichtig dürfte auch dies werden: Kann man das Grundstück ohne Ausschreibung an die städtische Vebowag AG verkaufen? „Das ist eine rechtliche Frage“, entgegnete Beißel ausweichend. Währenddessen raufte sich Jackel die Haare und meinte: „Ist jetzt schon wieder alles offen?“

Drei potenzielle Bewerber für Grundstück

Fazit: Nach sieben Jahren Planung gibt es drei potenzielle Bewerber für das Grundstück. Ob sie sich auch wirklich um den Zuschlag bemühen werden, weiß man erst, wenn das Ergebnis der Ausschreibung vorliegt.

Vebowag-Chef Michael Kleine-Hartlage ist davon überzeugt, dass die Stadt nicht nur ohne Ausschreibung verkaufen kann, sondern unter bestimmten Voraussetzungen auch unter dem Marktpreis. Dazu hat er ein juristisches Gutachten in Auftrag gegeben, das zum Ergebnis kommt: Staatliche Beihilfen sind verboten, aber die Vebowag habe einen wirtschaftlichen Nachteil gegenüber anderen, weil sie Mietpreisbindungen unterliege und nicht frei über die Wohnungen verfügen könne. Dieser Nachteil wirke sich mindernd auf den Kaufpreis aus, weil es sich um Dienstleistungen von allgemeinem Wirtschaftsinteresse (Dawi) handelt.

Die lange Planungszeit des Projekts ist auch insofern bemerkenswert, da an diesem Freitag gleich um die Ecke ein sehr ähnliches Projekt eröffnet wird. An der Pascalstraße/Celsiusstraße sind 59 öffentlich geförderte Wohnungen für Ältere und Pflegebedürftige gebaut worden, von privater Seite. Dafür wurde ein marodes 1970er-Jahre-Gebäude abgerissen, das als Schandfleck galt.

Demografischer Wandel hat Stadtteil erreicht

Investor Peter Brings aus Bornheim hatte erkannt, dass mehr als 30 Jahre nach Entstehen der ersten Wohnanlagen der demografische Wandel den Ort erreicht hat. Der Brüser Berg ist in die Jahre gekommen, und damit auch die Bewohner. Das Neubauprojekt hat Brings deshalb speziell auf den Brüser Berg zugeschnitten.

Das Gebäude sollte so barrierefrei für ältere und körperlich eingeschränkte Menschen sein, wie man es sich auch für das städtische Projekt an der Riemannstraße vorstellt. Im Erdgeschoss wird zudem eine Tagespflegeeinrichtung mit 13 Plätzen für eine quartiernahe Versorgung älterer Menschen untergebracht, außerdem ein Gemeinschaftsraum für Mittagstisch, Bewegungskurse und Freizeitbeschäftigungen. Der Name der neuen Anlage, deren Bau 2016 begonnen wurde: „Chance für ein Leben in Sicherheit und Selbstbestimmung“, kurz „Celsius“. Das Mehrfamilienhaus an der Riemannstraße hat dagegen noch nicht mal einen Namen.

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